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sowas un(d)professionelles!

(click for english version)

oder: warum tausende Japaner einen Blick auf meine Unterwäsche werfen konnten.

Ich war bei einem japanischen Musikfestival als Fotograf für eine deutsche Band engagiert. Ich wurde angeschnautzt, ignoriert, und meine Hose ist gerissen. Trotzdem war es großartig

Aus Berlin erreichte mich eine Email. Ob ich nicht Lust hätte, bei einem Musikfestival die deutsche Band Tangerine Dream zu fotografieren. Dazu kam dann noch der Zusatz “die ‘legendäre’ Band Tangerine Dream”. Ich hatte mir nichts weiter bei gedacht, und nahm an, es handelte sich nur um irgendeine weitere Berliner Hinterhof-Band, die sich selbst als “legendär” bezeichnet, und nun 2-3 japanische Fans übers Internet gewonnen hat. Als ich mich dann aber ein bisschen mehr mit der Band beschäftigt habe, war mir schnell klar, dass dieses ‘legendär’ schon durchaus angebracht ist.

Die Band Tangerine Dream wurde 1967 gegründet – also vor ca. 42 Jahren. Seit über 40 Jahren sind die erfolgreich im Geschäft. Zugegeben, die Bandmitglieder wechselten über die Jahre. Aber der Bandgründer, Edgar Froese ist von Anfang an dabei, und derjenige, der im Hintergrund das Bandgeschehen lenkt.

Ich sollte die Band bei ihrem Auftritt auf dem Metamorphose Musikfestival auf der Izu-Halbinsel begleiten. Am selben Tag plante ich aber eine Fuji-Besteigung. Ich zögerte mit der Zusage.
Mein Mitbewohner kam dann in mein Zimmer, als ich über dieser Email grübelte und ich erzählte ihm davon. Er machte große Augen und meinte, er schmeisst mich aus der Wohnung, wenn ich mir diese Chance entgehen lassen. Ich sprach dann noch mit einigen Freunden, die meinten, sie würden nie wieder ein Wort mit mir wechseln, sollte ich Tangerine Dream nicht ablichten. Das, und der Umstand dass der Fuji das Ganze Jahr über rumsteht, und das Festival nur einmal ist, überzeugte mich dann, zuzusagen.

Ich fuhr zusammen mit den Video-Leuten, die vom Auftritt eine DVD machten, im Auto zur Izu-Halbinsel. Diesmal auch über den Tokyo-Expressway, den ich ja sonst nur von meinem Fenster aus sehe, und der mich nachts wachhält.
Mit uns fuhr dann ein deutscher Fotograf, der seit 3 Jahren in Tokyo lebt. Der fotografiert große Kampagnen u.a. für Mitsubishi, begleitete die Band Iggy Pop und war sebst ein Jahr als Bassist mit seiner eigenen Band auf Tour. Er hatte natürlich seine Canon 5D dabei, was in mir die Frage hoch kommen ließ:

“Fritze, was machst du eigentlich hier?”

Ich hatte vorher noch nie ein Konzert fotografiert. Meine mittelmäßige Ausrüstung reicht dafür eigentlich nicht aus. Und trotzdem sitze ich hier neben einem professionellen Fotograf und stelle mich selbst als Fotograf der Band vor. Da war der erste Knick, der erste Zweifel an diesem Tag. Es sollten noch ein paar folgen.

Wird jetzt etwas textlastiger, dafür kommen nachher noch Tonnen an Bildern.

Wir kamen gegen 2 Uhr an, bekamen Backstage Pass und alles, und ich bekam erstma die Autorität von einem Bühnennazi zu spüren. Er meinte mich gleich erstma zur Sau machen zu müssen, weil ich keine dunkle Kleidung anhatte, und so ja eventuell auf der Bühne gesehen werden könnte. Er nannte mich unprofessionell, mein Verhalten unentschuldbar und hätte mich am liebsten gleich wieder nach Hause geschickt. Er warf mir noch ein paar andere Sachen an den Kopf, die ich im ersten Moment des Hörens eigentlich auch gleich wieder verdrängte. Diese erste aggressive Reaktion überraschte und schockierte mich sehr, ich wusste gar nicht wie ich reagieren sollte.

Bei Presse-Aufträgen ist der Fotograf immer der Held, alle sind nett zu ihm, weil sie ein gutes Bild haben wollen, und gut in der Presse dastehen möchten. So war ich das gewöhnt.
Doch beim Konzert sind die Musiker die Stars, der Fotograf nur der Dienstleister, der von den Musikern lebt.

Ich wandte mich an den Fotografen, der mit uns kam. Er war ganz entspannt und meinte, dass solche Leute gerne mal die Autorität raushängen lassen. Der Bühnnenazi erzählte dann noch von einem Fotografen, der bei einem Konzert mal auf der Bühne VOR der Band rumturnte. Das hatte den Bühnennazi anscheinend so sehr frustriert, dass er all diesen gesammelten Hass nun an mir auslassen musste.

Innerhalb von zwei Minuten hatten wir dunkle Kleidung für mich organisiert, das war also kein Problem. Und als später noch ein paar mehr Leute kamen, die auf der Bühne rumturnten und filmten, und die auch keine dunkle Kleidung anhatten, hatte das den Bühnennazi nicht mehr interessiert.
Ich vermute wirklich es war so eine “Jetzt zeigen wir dem jungen Spund mal wer hier das Sagen hat”-Aktion.

Die Vorwürfe der Unprofessionalität trafen tief – denn es stimmte ja. Ich hab weder ne Ausbildung, noch ne professionelle Ausrüstung, noch eine jahrelange Erfahrung um mich so nennen zu dürfen. Ich hab nur Talent, und das muss reichen.

Wir kamen um 14 Uhr an, das Festival begann erst um 18 uhr, und die Band spielte erst gegen 22 Uhr. Also effektiv 8 Stunden warten.
Ich lief ein bisschen rum.

Ich war nicht der Einzige, der warten musste:

Warten.

Warten.

(sie schläft wirklich in dieser Position)

Warten (und telefonieren und über die die wunderschöne Berglandschaft berichten)

Warten.

(achtet auf die Socken)

Über eine 2 km(!) lange Schlange kamen nach und nach junge Japaner aufs Festivalgelände…

…die anscheinend auch ihre Handys daheim gelassen haben, und so probierten sie sich in nonverbaler Kommunikation.

Einige probierten es auch mit Megaphonen, auch wenn sie meines Erachtens nicht direkt ins Ohr schreien müssen:

Da sonst keiner mit mir Reden wollte, und das Reden mit dem Fotograf recht schwierig war (sein Gehör und Konzentrationsfähigkeit waren sichtlich von einem Jahr Touren geschädigt), legte ich mich irgendwo hin und pennte. Als ich dann ein paar japanische Mädchen hab Schreien hören, war das mein Signal aufzuwachen. Das Festival ging los.

Ich hatte ja freien Zugang zum Backstagebereich, wo die Zelte der Künstler standen. Ich kannte keinen von denen, aber als ich dann im Nachhinein erzählte, wer da alles war, erhielt ich viele erstaunte: Was? ECHT??
Ich schlich mich dann schonmal auf die Bühne, um auszuchecken, wie weit ich mich bewegen kann, wie das Licht ist, usw.
Es spielte grad ein Zappelphilipp, der in japanisch “sang”, und dabei jede einzelne Silbe streckte, dehnte und verdrehte. Als er dann seine Rasseln rausholte gingen er und das Publikum richtig ab:

Ich hatte mir zuvor ein paar Sachen zur Konzertfotografie angelesen. Alle sagten, dass es schwierig ist. Das Licht ist niemals gut, man brauch eine gute Ausrüstung und man sollte so nah ran wie möglich. Ich hab dafür nun das allererstemal im manuellen Modus fotografiert, was ganz gut funktionierte und schön anspruchsvoll war.

Als die Band kam, gings mit meiner Stimmung echt aufwärts. Sie waren alle supernett und freundlich. Ich hielt mich zuerst zurück, da ich nicht wusste, ob sie überhaupt mit dem Foto-Dienstleister reden wollten. Doch sie suchten direkt den Kontakt.
Da sie ihr letztes Konzert zuvor in Berlin hatten, kannten mich auch einige. “Hey, du bist doch der Fritz, der in Tokyo lebt und Geldprobleme hat?”. Schon komisch, wenn so eine international bekannte Band, von der meine Freunde sagen, sie ist legendär, meinen Namen und mein Schicksal kennen 😉

Die momentanen Bandmitglieder sind auch recht jung, so um die 30, und sehr sympathisch. Sie hatten immer Zeit für ein Schwätzchen mit mir, oder um für ein Foto zu posieren.
Doch bevor es auf die Bühne ging, ging es unter die Fans, Autogramme schreiben:

Bei der Gelegenheit kann ich gleich mal Alle vorstellen:


Der amüsante Thorsten, Keyboard und Synthesizer


Die impulsive Schlagzeugerin Iris und der enigmatische Gründer Edgar Froese


Die bezaubernde Linda am Saxophon


Der extrem talentierte Bernhard aus Wien, der sich immer nen Spaß draus machte, Grimassen für meine Kamera zu ziehen 😉

Alle spielen auch noch in anderen Bands neben Tangerine Dream.
Der Andrang bei den Autogrammen war recht hoch, sie haben einige japanische Fans.

Dann gab es auch solche, die der Band zu jedem Konzert hinterherreisen, wie der Franzose Charles (der seinen Sohn mitbrachte)…

…und von der Band schon wie ein altes Familienmitglied behandelt wurde. (Für dieses Konzert in Japan hatte er dann allerdings bei einem Preisausschreiben Tickets gewonnen)

Dann ging es wieder hinter die Bühne, bis zum Auftritt war es nicht mehr lang. So langsam wurde ich nervös, als ob ich selbst vor tausenden (!) von Japanern spielen müsste. Das war ja wie gesagt mein erstes Konzertshooting, und nachdem ich so oft am Tag hören musste, wie unprofessionell ich doch bin, hatte ich Zweifel, gute Bilder machen zu können.

Doch dann fiel mir ein, was Sanne-san mir einen Tag zuvor sagte. Sie meinte, ich solle drauf vertrauen, dass ich gute Bilder machen kann, und nicht daran zweifeln. Als ich der Band dann ein paar Fotos von der Autogrammstunde zeigte, meinten sie auch zu mir, sie sind sich sicher, dass ich heute gute Bilder machen kann.
Ich bekam auch den Tipp, ruhig dreist zu sein, um ein gutes Bild zu machen. Denn dafür bin ich schließlich hier – gute Bilder zu machen.
Das ich das, was der Bühnennazi mir vorher sagte, wie weit ich mich auf der Bühne bewegen sollte usw. , komplett ignorieren sollte, bestätigten mir fast alle, unabhängig voneinander.

Ich war dann nicht mehr nervös, und ging mit der Band hinter die Bühne, Minuten vor dem Auftritt.


(Linda, schon im Kostüm mit großen Rabenfedernhut, aus L.A.)

Es war eine interessante Stimmung dahinten. Keine Aufregung, oder Angespanntheit. Es sind halt professionelle Musiker. Es wurde sich höchstens noch warm getrommelt:

Ich schnackte und scherzte noch mit der Band, doch ich wollte die ersten Momente vom Auftritt vor der Bühne, direkt beim Publikum erleben. Ich schlich mich also raus.

Das Publikum war ordentlich begeistert:

Ich konnte mich ja frei vor, hinter und neben der Band bewegen, was ich auch intensiv nutzte. Es war auch ein ebenso intensives Gefühl, direkt neben der Band auf der Bühne zu stehen, die Musik mit dem ganzen Körper zu spüren, oder vor der Bühne direkt auf den Boxen zu stehen, und den Bass zu fühlen.

…und das ist nur ein kleiner Auszug, aus den 800 Bildern die ich diesen anderthalb Stunden machte, und für die ich insgesamt drei Tage in der Nachbearbeitung brauchte.

Ich lag falsch, als ich dachte, ich hätte sowetwas noch nie gemacht, oder ich dürfte das nicht können. Doch mit dem Licht zu spielen, auf ausdrucksstarken Momente zu warten und Menschen & ihre Umgebung zu komponieren – das ist was ich schon immer gemacht habe.
Mir hat diese Herausforderung sehr gefallen, ich lief auch meisten mit einem großen Grinsen um die Bühne herum. Auch die Musik war super, ich werd langsam ein Fan dieser Band. So registrierte ich auch nicht, dass ich mir mittendrin einen großen Riss in meine Hose gemacht habe, der den Zuschauermassen, denen ich stets den Rücken zeigte, einen Blick auf meine Unterwäsche erlaubte.

Es war anspruchsvoll und anstrengend. Aber sehr gerne wieder 🙂

Nur auf diesen harten Ton von Bühnennazis hab ich keine Lust mehr.

PS: Zum besseren Verständnis des Risses, mal wieder eine kleine Illustration:


(inzwischen wieder selbst(!) zugenäht, wie bereits an sechs anderen Stelle dieser Hose. Mutti wär stolz)

Offizielle Seite der Band, auf der demnächst auch die Fotos zu finden sind: www.tangerinedream-music.com

Nachtrag: Die Band war sehr zufrieden mit den Bildern, und es gab einen kleinen Bonus. Und vom Bühnennazi wollen sie sich in Zukunft auch trennen =)

Nachtrag 2: Die Nachricht verbreitet sich im Internet anscheinend sehr schnell, so gelangen die Bilder auch ins Tangerine Dream Fan-Forum

Die Top 5 von “Zerstört Tokyo!”

Japaner, und vorallem Tokyoter, leben in der ständigen Angst, Tokyo könnte zerstört werden. In vielen Anime, Manga, Filmen und Büchern ist Tokyo die erste Stadt die dran glauben muss, wenn es um Katastrophen geht.
Das ist durchaus verständlich, denn Japan wird ja ständig von irgendwelchen Naturkatastrophen heimgesucht, hat einen schlimmen Krieg erlebt und das Land ist sehr stolz auf seine Geschichte – und ist ebenso besorgt darum, die zu verlieren (dies ist allerdings einer dieser japanischen Wiedersprüche, denn auch wenn sie immer sagen “Diese Tempel sind Jahrhunderte alt”, so wird doch ein jeder Tempel so ca. alle 20 Jahre abgerissen und wieder neu aufgebaut. Denkmalschutz existiert hier nicht.)

Da ich jetzt erst wieder das hier gelesenen habe:

Tokio wird mit hoher Wahrscheinlichkeit binnen 50 Jahren durch Erdbeben zerstört
Der Seismologe Norihito Umino von der Tohoku Universität gehört zu dem Team aus zwölf Experten, das sich im Auftrag der Regierung Japans mit der permanenten Überwachung der Vorgänge im Innern der Erde beschäftigt.

Ein neues statistisches Modell wurde von dem Forschungs-Komitee angewendet, um die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben zu berechnen. Hiermit kamen sie zu dem Resultat, dass Tokio binnen der kommenden 50 Jahre von einem ‘Big Bang’ zerstört wird.

Im Lauf der prognostizierten Jahrzehnte erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines verheerenden Erdbebens in dieser Region von zehn Prozent binnen der kommenden Dekade bis zu 90 Prozent innerhalb der bevorstehenden 50 Jahre.

…nehm ich das mal zum Anlass meine persönlichen Top 5 der Zerstörungen Tokyos aufzulisten!

Platz 5: Erdbeben

not real
(Eine künstlerische Umsetzung von der Zerstörung Tokyos von Motoda Hisaharu, der Fotografien vom aktuellen Tokyo fantastisch verändert)

Tokyo liegt, für eine 35 Millionen Einwohner Metropole, in einer denkbar ungünstigen geologischen Lage. Kleine und größere Erdbeben gibts hier mindestens einmal die Woche. Das letzt rüttelte mich vorgestern erst aus dem Schlaf. Es gibt zwar keine genaue Möglichkeit der Erdbeben-Vorhersage, aber es gibt gewisse Regelmäßigkeiten:

Eine der bekanntesten Theorien stammt von Kawasumi Hiroshi, Präsident des Instituts für Erdbebenforschung der Universität von Tokio. Er hat alle Erdbeben in Tokio seit dem Jahre 818 mit einer Magnitude von über 5 auf der Richter-Skala analysiert und festgestellt, dass sich durchschnittlich alle 69 Jahre ein größeres Erdbeben ereignet.

Das letzte richtig große Erdbeben rund um Tokyo war das große Kanto Erdbeben vom 1. September 1923. Anhand der Schlussfolgerung von Herrn Hiroshi, dass große Erdbeben rund um Tokyo alle 69 Jahre stattfinden, kommt man wie er zu der Erkenntnis:

Demnach hätte das nächste große Beben im Jahre 1992 stattfinden müssen

Nunja, es kam nicht, und ist somit längst überfällig. Und je länger es nicht richtig heftig bebt, desto mehr tektonische Energie staut sich an.
Dennoch:

Allerdings ist dies eine rein statistische Berechnung, die keine geologischen Gegebenheiten berücksichtigt und deshalb zur Vorhersage völlig ungeeignet ist. Trotz aller Anstrengungen ist den Wissenschaftlern eine wirksame Erdbebenvorhersage bisher noch nicht gelungen.

Ein Anime zum großen Erdbeben in Tokyo läuft seit diesen Juli im japanischen Fernsehen: “Tokyo Magnitude 8.0”. Der Anime beschäftigt sich mit eben diesem Beben und den Folgen.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=o78KE_upQVc&hl=de&fs=1&]

Ein Erdbeben ist also sehr wahrscheinlich für die Zerstörung Tokyo verantwortlich. Die Frage ist dabei nicht “ob” sondern nur “wann”.
Da das allerdings am realistischsten ist, gibt es nur Platz 5

Platz 4: Tokyo unter Wasser!

hoch die tassen
(Quelle: Wine Collective Blog/Getty images)

116 Quadratkilometer (!) von Tokyo liegen unterhalb des Meerespiegels. Dazu liegt Tokyo selbst in einer Taifunstarken Region, und Tsunamis, ausgelöst durch Seebeben, sind auch keine Seltenheit. Und sollten dann noch die Polkappen schmelzen: Dann schwimmt der Fisch fürs morgendliche Sushi von ganz alleine zum Frühstückstisch.

Platz 3: Ein durchgeknallter Manga-Charakter, mit nicht eindeutiger Sexualität, verrückter Frisur und großen Augen rastet aus!

kawaii
(Quelle: moetron.com) Lasst euch von den tellergroßen Augen nicht täuschen, dahinter versteckt sich bittere Bosheit

Das ist eine ziemlich häufige Situation in japanischen Manga: Irgendein Charakter erhält Gott-gleiche Kräfte, dreht durch und zerstört Tokyo. Wenn man sich Cosplay anschaut, wo japanische Jugendliche ihren Manga-Helden nacheifern, ist es auch hier nur eine Frage nach dem “wann” statt nach dem “ob”…

Platz 2: Godzilla!

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=0DkWNyzYdW4&hl=de&fs=1&]

Und…

Platz 1: Ein gigantischer Wurm unter Tokyo!

woooorm
(Quelle: ps3blog.de)

…und vor ihm warnt: Ein Frosch!

Im einem Werk vom großartigen japanischen Autor Haruki Murakami Frosch rettet Tokyo” warnt ein 2 meter großer Frosch einen Beamten vor einem großen Wurm unterhalb von Tokyo. Auszüge:

“Außer uns ist niemand hier, Herr Katagiri. Vielleicht denken Sie auch, ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank oder das Ganze wäre nur ein Traum. Aber ich bin nicht verrückt, und Sie träumen auch nicht am helllichten Tag. Die Sache ist vollkommen ernst.”
“Also, Herr Frosch”, begann Katagiri.
“Nur ‘Frosch’, bitte”, sagte Frosch und hob wieder den Finger.
“Also gut, Frosch”, setzte Katagiri von Neuem an, “nicht, dass ich Ihnen nicht traue. Aber ich begreife die Situation noch immer nicht. Ich weiß nicht, was hier vorgeht. Dürfte ich Ihnen also einige Fragen stellen? Sind Sie ein echter Frosch?”
“Natürlich, das sieht man doch. Keine Metapher, kein Zitat, keine Ableitung, keine Attrappe oder sonst etwas Kompliziertes. Ein Frosch, wie er leibt und lebt. Soll ich mal ein bisschen quaken?”
Frosch wandte den Kopf zur Decke zu und blähte seine Kehle. Quuaaak, quuuaaak …. Sein lautes Quaken ließ die Bilder an der Wand erzittern.
“Schon gut, schon gut”, sagte Katagiri hastig. Die Wände des Apartments waren dünn. “Ich verstehe. Sie sind mit Sicherheit ein echter Frosch.”
“Man könnte sogar sagen, ich bin die Summe aller Frösche, was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass ich ein Frosch bin. Wer behauptet, ich wäre kein Frosch, ist ein schmutziger Lügner. Den würde ich zu Brei hauen.”
Katagiri nickte. Um sich zu beruhigen, griff er nach seiner Tasse und nahm einen Schluck Tee. “Sie sagten, Sie wollen Tokyo vor der Zerstörung bewahren, nicht wahr?”
“Habe ich gesagt.”
“Vor welcher Art von Zerstörung?”
“Erdbeben.”
“Wurm lebt in der Erde. Wenn er wütend wird, löst er Erdbeben aus”, erklärte Frosch. “Und im Moment ist Wurm schrecklich wütend.”

Und Frösche, die vor riesigen Würmern warnen, haben definitiv einen Platz 1 verdient.

wir unterbrechen diesen blog für aktuelle neuigkeiten

Ich komme grad aus Shimoda, das ist die südlichste Ecke der Izu-Halbinsel, die sich per Zug erreichen lässt (auch wenn es 4 Stunden dauerte, von Tokyo aus). Ich hab die nächsten Tage noch ordentlich zu arbeiten, daher machen wir es mal kurz:
# Habt ihr das Spiel gestern gesehen? Japan gegen Ghana, Freundschaftsspiel? Ich denke mal, ihr habt das nicht gesehen. Ich aber. In meinem Gasthaus, mit einem Fernseher in dem man pro Stunde immer eine 100yen Münze einwerfen musste. Und Leute… was ein Spiel!

bumms
(Quelle: japantimes.com)

Es spielten 11 große, schwarze, muskelbepackte Fußballer gegen 11 kleine Japaner. Es war David gegen Goliath. Ernsthaft, ich dachte die aus Ghana sind alle auf Steroide… Ihre pure Körperkraft nutzten sie dann auch ordentlich aus, sie foulten und schubsten wo es nur ging. Sie spielten allerdings auch guten Fußball, sodass es bis zur 2. Halbzeit 3:1 für Ghana stand.

Die erste Halbzeit hatte ich verpasst, weil ich in einem kochheissen Onsen war, und erst zur zweiten Spielhälfte wieder da war.

Dann gings aber ab.

Innerhalb von 10 Minuten schossen die Japaner 3 Tore, und holten damit nicht nur fix auf, sondern gewannen auch. Obwohl es die ganze Zeit nicht gut für sie aussah. Sie haben dann wohl noch den Samurai-Geist beschworen, und wuselten zwischen den Spielern aus Ghana hin und her. Sie nutzten ihren Mangel an Größe echt aus, waren wendig und flink. Der Ball kam nach vorne und immer war schon ein Japaner da, der geschickt versenkte.

Ganz tolles Spiel, ich hab glaube das gesamte Gasthaus vor Begeisterung zusammengeschrien.

Nach dem Spiel gabs die übliche Auswertung. Auch ohne sie verstanden zu haben, ich bin mir sicher, sie werden denselben Käse gesagt haben, wie unsere deutschen Spieler.

Schöne Tore ausm Spiel gibts hier, ignoriert die immer aufgeregter klingenden japanischen Kommentatoren:
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=hKpMvdF6-c4&hl=de&fs=1&]

# Ich war jetzt für die deutsche Band Tangerine Dream als Fotograf engagiert, um beim Metamorphose Festival zu Fotografieren. Mit Backstage Pass und allem. Und was soll ich sagen: Es war schon ziemlich geil.
Dauert noch bis ich alles durchgesehen habe und nen Eintrag dazu mache. Es lohnt aber zu warten. Hier schonma ne Preview:

(Edgar Froese, Bandgründer und der Mann hinter der Musik)

# Ich hab jetzt nen Job!
Assistenz in nem Fotostudio, für 1000yen die Stunde. Dazu werd ich noch ne Menge über Studiofotografie lernen. Die Fotos, die ich dort machen soll, werden zwar relativ öde sein (ich bin dann gehobener Partyknipser) aber diese Fotostudio hat sich auf “Event-Dokumentation” von Ausländern in Tokyo spezialisiert. Soll heissen, die Ausländer High-Society (Chefs, CEOs und Manager) werd ich bei ihren Bällen, Spendenveranstaltungen und Feiern ablichten. Wird bestimmt interessant werden 😉 Aber es gibt auch andere Aufträge. Am Samstag soll ich auf der US-Militärbasis spielende Fußball-kiddies ablichten. Jippieh…

# für die deutsche Tokyo Homepage hab ich einen Beitrag zu Akihabara gemacht, mit Texten und Fotos. Dazu hab ich mich auch in ein Maid Café getraut…

Den Bericht gibt es hier.

# Ja und wie gesagt, ich war eben ma verreist. Ich hatte ein Zugticket geschenkt bekommen, mich in den Zug gesetzt und dort dann entschieden wohin es geht. Die Izu-Halbinsel war nicht sonderlich spannend, dafür aber entspannend, am Sandstrand unter Palmen.

Morgen bin ich dann zum Essen eingeladen. Seitdem ich in Tokyo bin, bin ich das tatsächlich mindestens zwei Mal die Woche. Das schont den Geldbeutel, und es gibt was besseres als Fisch-am-Stiel:

dezenter stolz

Ich hatte ja fürs metropolis Magazin ein Interview mit Hiroki Azuma fotografisch begleitet. Schon als ich die Bilder damals rumgeschickt habe, hatte ich das mit “the many faces of Hiroki Azuma” vorgeschlagen. Das metropolis magazine fand die Idee sehr gut, und hat “aufgrund der Qualität der Fotos” (so der Editor zu mir) dem ganzen Interview mehr Platz eingeräumt. Ursprünglich sollte es eine Viertel-Seite werden, nun ist es einge ganze Seite geworden, und meine Fotos machen die halbe Seite aus.Eine halbe Seite!! Soviel hat ich in Deutschland nie, da war es höchstens eine Viertelseite. Ich freu mich und bin etwas stolz darauf =)

Jetzt wäre es wohl an der Zeit mal mit der metropolis über eine Bezahlung für meine Fototätigkeiten zu reden, bisher gabs da nämlich nix…