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Kippe und Keitai


Wen er wohl anruft…? Die Lieblings-Hostess? Den Boss? Die Frau? Den Kaiser?

Das hier ist in Kabukichô, das “Rotlicht-Viertel” von Shinjuku. Ein Magazin hat bei mir eine Art Guide zu den Stadtteilen von Tokyo bestellt, Beginn der zehnteiligen Reihe war in Shinjuku. Alle Bilder daraus werd ich hier nicht veröffentlichen, nur je nachdem wie sie mir gefallen…

4,6 Quadratmeter TokyoFotoSushi im Februar

Mei.. und nun ist auch schon wieder März…

Meine neue Bude, 4,6qm klein aber gemütlich (und inzwischen aufgeräumt)

Was ein Monat.

Ich glaub bisher waren die Schwankungen zwischen “Alles ist toll” und “Alles ist scheisse” noch nie so extrem wie in diesem Monat. Ebenso auch zwischen Geld haben, und kein Geld haben. Doch dazu später mehr in den Tops und Flops für diesen Monat, nun erstmal die Statistiken für den vergangenen Monat.

Die Top5-Listen der Blogstatistiken für Februar

Gesamt hatte der Blog etwas weniger Besucher im Februar als im Januar, jedoch deutlich mehr als im Dezember. Ich habe diesen Monat weniger lange Artikel gepostet, dafür viele kurze Einträge. Das zeigt mir, was ich schon von den Reaktion auf die Beiträge ablesen konnte, nämlich dass die langen Beiträge, mit vielen Fotos, besser ankommen, als die kurzen. Der Blog lebt von der Frage des Lesers “Was hat der jetzt schon wieder in Tokyo angestellt??” und je mehr Fotos das illustrieren, desto lieber wirds gelesen. Ich versuch das in Zukunft einzuarbeiten, nur brauchen lange Beiträge auch länger Zeit (durchaus bis zu 3 Stunden), und die Zeit habe ich derzeit nicht unbedingt…

Top 5: Artikel und Seiten (nach Klicks)

1. Wie konnte das nur passieren?

2. Bye Bye Hatsudai

3. rennende japanische Mädchen

4. Durch Wolken wandern – Teil 1

5. Ein Universitätsgebäude voll mit TokyoFotoSushi im Januar

Soll noch einmal einer sagen, Statistiken sind langweilig… Immerhin Platz 5…

Top 5: Wo kamen die Leute her?

1. tabibito.de
2. jugendfotos.de
3. blueschi73.com
4. Facebook
5. Meine Seite auf NEON.de

Top 5: Welche Begriffe wurden bei Google gesucht und führten zum Blog?

1. tokyo foto sushi
2. japanische mädchen
3. one piece
4. google english version
5. kunstbart

Top 5: Beliebteste Fotos diesen Monat

1. Coverauswahl von der Japanzine Ausgabe im Januar

2. Der Fuji (ohne Bearbeitung)

3. Einsamer Zug durch Touhoku

4. Japanische Mädchen posieren (natürlich…)

5. Japanische Mädchen beim Matsuri in Roppongi

Ich weiss ja nicht wie es euch geht, aber ich bin dem Bild langsam überdrüssig. So toll ist es nun auch nicht…

Top 5 der Sachen, die in meiner neuen Bude besser sind, als in meiner alten

1. Ich wohne mit interessanten Menschen aus aller Welt zusammen, die ein ernsthaftes Interesse haben, mit mir zu reden
2. Kein Tokyo-Expressway vor dem Fenster, sondern Ruhe in der Nachbarschaft
3. Die Küche ist groß genug für alle, und ich meine ‘alle’ 11 Leute die hier wohnen.
4. Der Großteil der Bewohner in diesem Haus ist weiblich und japanisch
5. Das Klo hat Fenster

Okay, in aller Fairness:

Flop 5 der Sachen, die in meiner neuen Bude schlechter sind, als in meiner alten

1. Es kommt vor dass sich Leute, insbesondere die Amis, sich entscheiden mitten in der Nacht vor meiner Tür ne Party zu machen.
2. Ich habe zwar keine laute Straße mehr vor dem Fenster, allerdings habe ich auch kein Fenster mehr, sondern nur ein Loch in der Wand.
3. Ich kann nicht mehr meinem Mitbewohner unbemerkt das Essen aus dem Kühlschrank wegfressen.
4. Die Miete ist ein Quentchen (3.000yen) höher
5. Negativ ist auch, dass es mir hier so gut gefällt, dass mir kein 5. Punkt einfällt.

Mir gefällt es wirklich sehr hier, ich kann das garnicht genug betonen. Verglichen mit dem Raum, den ich vorher hatte, habe ich nun tatsächlich eine Wohnung, in der ich mich wohl fühle. Meine Mitbewohner sind allesamt fantastisch, die Gegend ist inspirierend und mein Vermieter Saucool (seine letzte mail an mich begann mit “Yeeeehaaaaaww!!”). Direkt Schade, dass ich nur noch 3 Monate hier wohnen werde…

Fritzes persönliche Top 5 für diesen Monat

Ganz ehrlich, da gabs diesen Monat vieles! Und das meiste Beste passierte am vergangenen Wochenende.

1. Die Europäische Union hat einen Antrag auf Förderung von meinem Projekt “junggesehen” in Höhe von mehreren tausend Euro bewilligt! Das ist krass. Die Europäische Union gibt uns ihren Segen, und ihr Geld. Was wir damit anfangen wollen entscheiden wir aber erst, wenn ich wieder in Berlin bin. Von daher denke ich da derzeit auch nicht soviel dran.

2. Die Erkenntnis, hier im fernen Tokyo wundervolle Freunde getroffen zu haben, auf die ich mich auch in großer Not verlassen kann. Danke 🙂

3. Eine Einladung zum Essen in internationaler Runde, die mich bei meiner Auswahl der Bilder für den Jugendfotopreis sehr intelligent und tatkräftigt unterstützt haben. Dazu gab es seit 7 Monaten das erste mal richtigen Käse aus Italien und Frankreich, der auch wie Käse schmeckt, und mich spontan zum Lächeln brachte =) Die Gerichte waren Japanisch, aber allesamt ohne Reis.

4. Besuch aus Deutschland, der Schokolade und eine Tageszeitung mitbrachte. Danke Ulrike =)

5. Eine Nachfrage in einer französischen Bäckerei bescherte mir kostenloses deutsches Brot. Ich hab zwei Tage lang nur daran gerochen, bevor ich es heute mir Wurst, Honig und Schokolade verzehrt habe.

uuuuuuund:

6. Eine neue Hose! Ich bin mit zwei Paar Hosen hergekommen, die beide schon so oft gerissen sind, dass sie mittlerweile nicht mehr zu reparieren sind. Ich nähe zwar wie ein Weltmeister, aber es ist nicht mehr viel zum Nähen übrig. Ein Besuch in Shimokitazawa, zu einem Schlussverkauf, führte dann zu meiner fantastischen neuen Hose, für gerade einmal 3€.

7. Ein Hauch von Frühling und ein Glockenspiel in einem Park in Shinjuku, welches ein Lied von den Beatles spielte, währen die Vögel in den Bäumen laut miteinstimmten.

Fritzes persönliche Flop 5:

Wie eingangs erwähnt waren die Höhen und Tiefen diesen Monat sehr stark.

1. Eine Zeitung hat meinen Artikel abgelehnt. Ich muss ihn komplett umschreiben, ohne zu wissen wie.

2. Ich habe für eine ganze Woche lang weniger als 800yen zur Verfügung gehabt, musste mich bei der Nahrung extrem einschränken und bezahlte meist alles mit 10yen Stücken, von denen ich ein ganzes Glas voll habe. Gegen Ende wurde es richtig knapp, und ich hatte kaum noch Geld um zu einem Auftragsshooting zu kommen. Doch in dieser Not halfen mir meine Freunde und Familie großartig aus. Einerseits bin ich glücklich darüber, mich darauf verlassen zu können. Andererseits ist das schlechte Gewissen schon enorm groß…

3. Eine, inzwischen Gottseidank ausgezogene, Partymaus und ehemalige Mitbewohnerin kam betrunken gegen 4 Uhr nachts nachhause, brachte einen Ami mit und machte Party vor meiner Tür. Nachdem ich sie, nunja, anbrüllte, und mich beim Vermieter beschwerte, herscht Frieden und Ruhe in Nakano-Shinbashi 😉

4. Der Umzug von Hatsudai nach Nakano Shinbashi. Nie, nie, niemals wieder……………

5. Die Polizeit hielt mich, wieder mal, an, weil sie dachten, ich als Ausländer habe mein Fahrrad gestohlen. Ich finde es mittlerweile einfach nur noch nervig, ständig unter Generalverdacht zu stehen. Ich hab dieses Fahrrad in diesem Land gekauft, hört auf zu Fragen! Ich liebe ja die Japaner, aber man, lasst es.

Fazit:

Ich bin jetzt noch 3 Monate in Tokyo, und 4 Monate in Japan. Ich hab noch einiges vor, doch die Zeit wird knapper. Ich weiss auch nicht, wann ich wieder zurückkehren werde (und ob ich überhaupt solange hier überlebe….). Doch je näher Juli rückt, desto mehr wird mir bewusst, wie endlich meine Zeit hier ist.
In diesem Monat habe ich mich glaube glücklicher gefühlt, als in jedem Monat vorher. Auch weil ich umgezogen bin. Ich hatte aber auch bisher noch keine so großen existenziellen Sorgen wie bisher. Ein Wechselbad der Gefühle, passend zum wechselhaften Wetter.

Ich sehne mich zurück an die Zeiten, in der ich nur mit Handtuch, Kamera und Wasserflasche mich in den Zug setzte, ohne konkretes Ziel. Je länger ich hier bin, desto weniger Abenter- und Wunderhafter wird es. Es ist eher der Alltag, der den Grund zur Zugfahrt bestimmt. Nichtsdestotrotz ist alles immer noch aufregend, und jeder Monat überrascht mich mit krassen, wunderbaren und oft auch miesen Sachen. Das will ich für keinen Preis der Welt missen, nicht mal für eine Aussicht auf ein geregeltes Einkommen.

Mir grausts langsam mehr vor der Rückkehr, nach Berlin. Ich liebe Berlin, doch als Arbeitsplatz ist es einfach nur undankbar. Dazu kommen die Pflichten, die man als Anfang 20-jähriger, vorallem auch vor den Eltern hat.
In Tokyo fühle ich mich so frei, wie noch nie in meinem Leben. Ich kann umsetzen was ich will, recherchieren was ich spannend finde. In Deutschland fragt man immer nach Qualifikationen, Zeilen auf Papier, die meinen zu sagen, was man kann und darf, und was nicht. Davor graust es mir.

Doch noch ist nicht aller Tage Abend, im Land der aufgehenden Sonne geht auch weiterhin jeden Tag die Sonne für mich auf. Doch irgendwann geht sie unter, und ich bin in Berlin.

Den Blog wird es übrigens noch etwas über meine Zeit in Japan hinaus geben, da ich einige Sachen erst viel später veröffentlichen darf, sowie noch viele Bilder im Archiv rumliegen, vorallem die noch nicht entwickelten Filme. Und Tokyo wird mich hoffentlich bald wiedersehen…

Wenn nicht, ändere ich den Namen in BerlinFotoDöner. Hat doch auch was für sich…

Durch Wolken wandern – Teil 2

Die Fortsetzung von Teil 1: Es ging nun vom Gipfel an den Berg hinunter. Oben war ich bereits am Ende meiner Kräfte, unten war ich dann endgültig dahin. Es war Winter, es war kalt, die toten Bäume um uns herum waren in einen gespenstischen Nebel getaucht. Es fühlte sich an, wie ein Friedhof auf 1000m Höhe. Passend – an dem Tag starb mein Körper Schritt für Schritt.

Wir verließen den Gipfel des Berg Ooyama und machten uns auf den Weg ins Tal, auf der Rückseite des Berges. Von nun an konnte es ja nur bergab gehen, also quasi ohne Anstrengung einfach nur einen Schritt vor den anderen setzen. Nunja…

Wir genossen erstmal die Aussicht vom Gipfel, dafür war eine kleiner Rastplatz auch da.

Die Qualität der Wege variierte. Einige waren lose Trampelpfade auf nackter Erde, einige waren befestigt und beschildert.

Mein Japanisch ist nicht so gut, aber es heisst bestimmt: “Wer bis hier her gestiegen ist, ist selbst schuld und muss alleine runter.”

Allerdings frage ich mich tatsächlich, wie der kleine Laden auf dem Gipfel seine Versorgung sichert. Autos fahren da nicht hoch, Packesel sah ich keine. Wird wohl ständig einer vollbepackt die 1000m hochkraxeln müssen…

Immer durch die nebligen Pfade…

wirklich unheimlich…

Verlaufen konnte man sich nicht wirklich, es gab nur einen Pfad, und der führte bergab. Auch wenn ich stets immer hintendran war, so fand ich immer zur Gruppe zurück. Auch wenn meine Rufe von den toten Ästen und vom Nebel geschluckt wurden, und micht mit dem leisen Echo alleine ließ.

Die einzige Person, die auch nur annährend so gut vorankam, war die Japanerin, die jedoch erst kürzlich wegen ihrem Knie beim Doktor war, und eigentlich garnicht wandern durfte. Was sagt das über mich Großstädter vom flachen Berlin aus, der von einer Japanerin mit kaputten Knie überholt wird…?

Zu meiner Verteidigung, ich war auch eher mit Fotografieren als Wandern beschäftigt, die ganze tote Umgebung faszinierte mich einfach.

Es dauerte mal wieder etwas, bis ich zur Gruppe gestoßen war. Diese stand nun aber an einem Punkt, unter den Wolken, wo man tatsächlich die Aussicht genießen konnte.

Irgendjemand hatte da oben allerdings seine Schaufel vergessen.

Es ging noch eine halbe Stunde weiter und dann standen wir auf einmal auf einem schmalen Pfad, links und rechts ging es steil runter, und es gab einen weiten, baumfreien Blick auf die Landschaft.

Dieser Ort, dieser Moment war irgendwie besonders, sodass fast nur geschwiegen wurde. Gegen die Berge konnte man eh nicht anreden.

Die Sicht wurde besser, und es ging weiter bergab.

Irgendjemand hat auch sein Auto dort oben vergessen. Passiert ja häufiger, dass man in 700m Höhe parkt und dann vergisst wo genau die Karre steht. Jedenfalls hat die Zeit den Wagen ordentlich zerlegt.

Auch die Strommasten zeugten davon, dass wir nicht die ersten hier oben waren.

Zwischendurch ließ sich schon ein Blick auf das Tal und die Stadt erhaschen.

Doch sie war noch weit weg, und die Sonne senkte sich langsam…

Doch weiter gehts…

Und dann war da auf einmal…

Ein Fahrrad. Auf 600m Höhe.

Wie zur Hölle kommt es dahin? ist einer damit hochgefahren? Hat es einer hochgetragen? Ist es aus nem Flugzeug gefallen? Wir machten jedenfalls kurz im Wald, neben dem Fahrrad, Rast. Ungefähr um diesen Zeitpunkt verlor ich die Kontrolle über meine Beine. Die Muskeln wollten nicht mehr reagieren, ich konnte sie nicht starr halten oder entspannen, wie ich das wollte, was dazu führte, dass ich mehrmals beinahe den Berg hinab stürzte, oder auf dem Hintern landete. Selbst ein kräftiger Ast, der mir als Wanderstock diente, konnte meine Beine nicht mehr heilen. Wir mussten immer öfter Rast machen, und die Gruppe auf mich warten.

Ich stolperte dann meinen Weg hinunter, bis wir Wasserrauschen hörten.

Wir waren dann schon fast auf ebener Erde. Noch ein paar Kilometer über flaches Land, absolut finstere Straßen und Waldwege, durch einen unbeleuchteten Tunnel, und als wir dort rauskamen, sahen wir die Stadt schon hinten aufblitzen.

Es war inzwischen schon Nacht, doch 8 Stunden Wanderung waren vorbei. Wir nahmen den Bus und dann den Zug nach Tokyo. Ich konnte keine Treppen mehr laufen. Ernsthaft, es ging nicht, ich konnte meinen Beinen nicht mehr das Signal zum “steigen” geben. Irgendwie schafften wir es dann in ein Onsen und das warme Wasser belebte meinen Körper.

Danach hatte ich noch eine Woche lang Muskelkater. Und wer mir jetzt sagt “Pfh… Weichei”, dem sag ich: Ja, ihr habt recht. Aber wieviele Weicheier machen tatsächlich aus freien Stücken solch eine Tortur mit, mit nichts anderem dabei als einem Schirm, einer Kamera und einer Banane?

Nicht viele – denn das ist nicht sonderlich clever.