Japanische Nazis und andere Idioten

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Quelle: SI-Games.de (die japanische Kriegsflagge, ein beliebtes Symbol japanischer Nationalisten)

Ich hatte gehofft, ein anderer deutscher Blog bringt was drüber, sodass ich mich mit den wenigen Informationen, die ich habe, nicht dransetzen muss. Aber ich möchte schon darüber erzählen. Von daher trage ich mal alles zusammen, was ich in diesem Jahr zur Yamanote-Halloween-Party, und den dazugehörigen fremdenfeindlichen Demonstrationen zu sagen habe.

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Quelle: Japanprobe.com

Die Yamanote Halloween Party ist eine jährliche inoffizielle Feier zu Halloween, bei der sich, meist betrunkene, Ausländer bzw. Westler in Kostümen zusammenfinden, um die Yamanote Linie zu stürmen.
Die Yamanote Line führt einmal rund um Tokyo, was sie zu einer der wichtigsten Transportverbindungen in dieser Metropole macht. Sie ist durchaus zu verglichen mit Berlins Ringbahn, wobei die Yamanote Line natürlich sehr viel größer ist und pro Tag über 3,6 Millionen Passagiere beförderte – also alle Einwohner von Berlin pro Tag.

Die Linie verbindet die wichtigsten Zentren der Stadt und keiner kommt wirlich daran vorbei, damit zu fahren. So auch diesen Samstag, als die Halloween-Party von diesem Jahr in den Zügen stattfand.

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Da diese Party wie gesagt jedes Jahr stattfindet, ist das für die Polizei und Zugpersonal keine wirkliche Überaschung mehr. Doch Manner-Postern zum Trotz, halten sich die Gaijins nicht dran.

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Die Motivation für diese Feier ist ganz unterschiedlich. Einige sehen das als Gelegenheit, sich bei den Japanern “zu rächen” oder all dem Stress der täglichen Bahnfahrten ein Ventil zu geben. Andere sehen darin wirklich nur eine Party und Spaß.
Nur die Japaner, die im Zug angepöbelt werden, die sehen das nicht als Spaß.
Verständlich.

Als ich das Video gesehen habe, musste ich an Berlin. Solche Szenen im Zug, ohne Kostüme, haben wir da an einem jeden Samstag. Für mich Westler ist das also relativ normal – so wie das für die feiernde Meute im Zug relativ normal gewesen sein wird.

Ich hab einer Japanerin davon erzählt, und sie hatte das Uchi-Soto Konzept erklärt:

So viel ich gelesen habe, sind die Japaner empört, weil man den Zug als “öffentlichen Raum” betrachtet. Hast du schon mal den Begriff “Uchi” (innen) und “Soto” (außen) gehört? Japaner halten diese zwei Welten ziemlich streng auseinander und dies ist gewissermaßen eine unausgesprochene soziale Regel. Uchi ist sozusagen Privatsphäre, wo man sich (fast) alles erlauben darf, und Soto die Späre der Gemeinschaft mit anderen, wo gewisse soziale Zwänge herrschen. Denn wie soll sonst das Zusammenleben in so einer Riesenstadt wie Tokyo mit Millionen von Menschen funktionieren? Also versucht man in der “Soto”-Welt den sozialen Idealtypus zu spielen; nicht zu nah an andere treten, höflich und freundlich (Gewissermaßen “Lass mich in Ruhe”, wenn man das von der anderen Seite sieht), wie man Japaner halt so kennt.

Auch die Cosplayer bleiben dieser Regel treu und fahren “normal” zu ihrem Treffpunkt, um sich dann zu verkleiden und in einem Ort, wo Cosplay erlaubt ist, miteinander, aber nicht unter Beteiligung anderer oder gar auf deren Kosten zu feiern.

Der Zug als öffentlicher Raum ist eindeutig “Soto” (wir sind alle gezwungen, zusammen zu fahren) und man darf dort sozusagen andere Unbeteiligten nicht belästigen. Ich weiß, es ist schwer zu verstehen und ich kann es auch nicht sehr gut beschreiben oder gar erklären, warum es so ist.

Ich muss sagen, mir fällt es nicht schwer das zu verstehen. Anderen betrunkenen Westlern vielleicht schon.

Dieses “Fest” findet nun jedes Jahr statt, und organisiert sich über das Internet, in Forum wie Gaijinpot.com. Und ebenso durch das Internet, bekamen User vom japanische Forum 2chan davon Wind.

2chan ist ein Forum für alles und jeden, jeder kann unkontrolliert Sachen posten. Das ist ein durchaus freier demokratischer Meinungsaustausch über alles und jeden, wie Computer oder Kochrezepte. Allerdings dürfen auch viele Idioten unkontrolliert Mist erzählen.
Fast jeder Japaner kennt 2chan, und wenn man sie nach einer Meinung befragt fällt die sehr oft sehr negativ. Die Leute, die dort posten, sind allgemein als Otakus, ohne Sozialleben und als merkwürdig bekannt. Keiner kann die wirklich leiden. Was die User von 2chan dazu führt, diese Frustration auf andere zu übertragen und gegen andere zu schimpfen.
Mein Mitbewohner erzählte mir zum Beispiel von Aktionen, wo sich besagte Leute in der Nähe von Fahrradtreffen aufhielten, alles mit einer Kamera filmten und zum Schluss die Polizei riefen, weil sie etwas gegen die Fixie Bike Community haben.

In einem weiteren Versuch andere zu diffamieren, haben sich nun einige 2chan User als Retter der japanischen Kultur aufgespielt, die Polizei auf diese Party hingewiesen, eine rechte Gruppe verständigt und einige User sind auch selbst aufgetaucht, um einigen feiernden Leuten mit Mord zu drohen.

So kam es nun heftigen Demonstrationen gegen Ausländer im Allgemeinen, und weniger gegen die Aktion im Zug. Mit Schildern auf denen Sätze standen wie: “WARNING! MOTHERFUCK-FOREIGNERS, THIS IS JAPAN. THIS IS NOT A WHITE COUNTRY” oder “GO TO HELL!”.

Die ganze Geschichte mit noch mehr Bildern und Hintergründen gibt es in einem guten Artikel auf Japanprobe.com zu lesen.

Petter Bellars hat in seinem flickr Account auch einige Bilder von dem Abend.

Mich hat diese sehr präsente Fremdenfeindlichkeit in Japan sehr schockiert. Bislang habe ich nur ehrliche Gastfreundschaft und Neugier von den Japaner erhalten. Es gab natürlich einige Momente, die etwas komisch waren. Zum Beispiel eine alte Frau, die mir in Nishi-Kawaguchi ein lautes “Kaeru!” entgegenschrie, was so viel bedeutet wie “Geh nach Hause!”. Oder als ich versucht habe ein Fahrrad über Telefon zu mieten. Die ersten 10 min des Gesprächs ging es auf japanisch darum, weviele Räder ich gern hätte, von wann bis wann und welche Farbe sie haben sollen. Als ich mit meinem Japanisch nicht weiterkam, fragte ich nach, ob jemand englisch sprechen kann. Es wurde dann jemand ans Telefon geholt, der mir sagte, sie haben keine Fahrräder.

Es sind auch Fälle bekannt, wo Ausländer in japanischen Gasthäusern als Gäste abgeweiesen werden. Allerdings würde ich solche Fälle nicht als “Fremdenfeindlichkeit” bezeichnen. Es ist viel mehr eine Unsicherheit der Japaner, oder die Befürchtung den Gast nicht richtig bewirten zu können, da sie kein englisch können. Oder dass der Gast die japanische Gepflogenheiten eines Gasthauses nicht kennt und sich vlt den anderen Gästen gegenüber unhöflich verhält.

Doch die Aktion am Wochenende war eindeutig fremdenfeindlich. Die Japanerin, der ich das erzählte, war auch ziemlich schockiert, und meinte dazu:

Jedenfalls waren die Gegner des Halloween eindeutig rechts gesinnt, denn auch in “Soto” muss man eine gute Portion Toleranz zeigen – man weiß doch, dass es Halloween ist. Aber das Netz als Kommunikations- und Informationsmedium hat auch dazu beigetragen, dass es dieses Jahr soweit gekommen ist. Die Gegner haben sich per Internet verständigt, um Gegendemonstration zu veranstalten. Diese Protestakt der japanischen Gruppe wird von der Mehrheit der Japaner als “intolerant und beschämend” bezeichnet – zu recht. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass viele Japaner das Verhalten der Ausländer auf dem Bahnsteig oder im Zug als nicht als vereinbar oder konform mit der “Soto”-Regel empfinden. Die meisten sind da tolerant und solange sie nicht persönlich belästigt fühlen, lassen sie die anderen feiern. Manche sehen darin die Grenzüberschreitung nach außen, eine Regelverletzung – und wollten sich angeblich “dagegen wehren” – aber es waren falsche Personen mit falschen Parolen, wie man weiß, die aufliefen. Das ist ein schwieriges Thema.

Das stimmt. Und Nazis und andere Idioten findet man überall. Ob in Berlin, in den USA oder eben hier in Japan. Ich persönlich bin ein großer Fan der freien Meinungsäußerung – auch wenn das manchmal bedeutet, dass so ein Bullshit gelabert wird.

Doch wie auch in Deutschland bei jeder NPD Demonstration mindestens 3 Gegendemonstrationen stattfinden, so gibt es zum Glück auch hier Menschen, die dieses Verhalten verurteilen.

Einen Mundvoll TokyoFotoSushi im Oktober

Die Top5-Listen der Blogstatistiken für Oktober

Diesen Monat sind sogar noch mehr Besucher auf meinen Blog gekommen, als im September, wohl weil ich ihn mittlerweile auch stärker vernetzt habe. Ebenso ging es auch mit der finanziellen Lage in diesem Monat bergauf, was ebenfalls auf eine bessere Vernetzung in Tokyo zurückzuführen ist. Grundlegend bin ich recht zufrieden, und jeder Monat hier wurde immer ein Stücken besser. In diesem Sinne blicke ich optimistisch in den nächsten Monat =)

Doch vorher, ein Blick zurück:

Top 5: Artikel und Seiten (nach Klicks)

1. sowas un(d)professionelles!
2. In der Höhle eines Otaku
3. Manga, Malereien und ein Masturbations-Ei
4. rennende japanische Mädchen
5. Die kreative Künstlerseele von Tokyo

Top 5: Wo kamen die Leute her?

1. tabibito.de
2. jugendfotos.de
3. Fan-Forum von Tangerine Dream
4. Meinem Twitter-Account
5. embjapan.de

Top 5: Welche Begriffe wurden bei Google gesucht und führten zum Blog?

1. “japanische mädchen”
2. “taifun”
3. “megafutzi”
4. “mädchen aus tokyo”
5. “sushi schrank gebraucht zum mit nehmem”

Top 5: Beliebteste Fotos diesen Monat

1. In der Masse verschwinden

2. Zwischen zwei Zügen

3. Mein Buchregal auf Reisen

4. Socken-Chiller beim Metamorphose Festival

5. Matsuri in Roppongi

die 5 Aha-Erlebnisse diesen Monat:

1. Süßigkeiten aus dem 99yen Laden schmecken nicht. Nein, das tun sie nicht.
2. Tokyo ist kreativ und bunt!
3. Der Herbst in Japan ist wunderschön
4. mit Musik aufzuwachen klappt besser als mit dem DIH DIH DIH DIH des Handys
5. Wenn ich sage, ich bin Fotograf, machen alle “Oooohhhh”

uuuund

Fritzes persönliche Top 5 für diesen Monat

1. definitiv die Design Festa
2. Hände schütteln mit dem Dalai Lama (war erst heute, Eintrag kommt später)
3. zwei gut bezahlte Aufträge gehabt, die die Miete für den nächsten Monat sichern
4. den Aussenminister von Japan getroffen
5. viele junge und interessante Talente getroffen, bei der Suche nach einem Foto-Assistenten
(und eigentlich noch 6. das deutsche Filmfest Tokyo)

Fritzes persönliche Flop 5:

Auf den Plätzen 1. und 2. : Hab mein Fahrradschlüssel und somit mein Fahrrad verloren
3. nur zwei Shootings diesen Monat
4. Bin diesen Monat nicht einmal aus Tokyo raus!!
5. Viel Computerarbeit, alte Fotoaufträge abgearbeitet und viel Papierkram

Fazit: Insgesamt bin ich recht zufrieden, es gab ein paar coole, interessante und schöne Erlebnisse diesen Monat. Vorallem solche, von denen ich am Anfang des Monats nichts ahnte. Ich sitz jetzt noch an Themen von Oktober und Neue kündigen sich an.
Der Tangerine Dream Bonus an Lesern ebbt langsam ab, aber es kommen auch Neue hinzu. Die Rubrik “Foto für zwischendurch” kommt recht gut an, weswegen ich das nun öfter zwischen den überlangen Reportagen einschieben werde. Geht auch schneller mitm Schreiben.

Mir fehlt Berlin momentan nicht, auch wenn ich schlussendlich dorthin zurück will. Doch derzeit ist Tokyo spannender, und gibt mir Möglichkeiten, die ich in Berlin niemals gehabt hätte.

Würd mich freuen, wenn sich auch diesen Monat viele Leser finden werden =)

What… me worry?

(Das ist ein kleiner Drache aus Okinawa, aufgenommen in einem Restaurant in Ikebukkoro, welches von einem coolen Surfer geleitet wird und Okinawa-Spezialitäten führt. Auftrag fürs Metropolis magazine, ganze Story hier: Ashibina)

Hab heut den Schlüssel zum Mamachari meines Mitbewohners verloren, und somit auch das Fahrrad, welches derzeit an der Shinjuku Station steht, da dies der einzige Schlüssel war. Scheissdreck.

Jemand ne Idee wo ich gebraucht n neues Fahrrad herbekomme?

Historisch bedeutender Haarklumpen

In Japan wurde ein ca. 1900 Jahre alter Haarklumpen entdeckt. Was macht man am Besten damit?
Richtig.

Ihn öffentlich ausstellen:

haar
Quelle: Japantimes

Japan’s oldest hair find displayed

SAGA (Kyodo) What is believed to be the oldest hair ever discovered in Japan has been put on display in an exhibition in Saga Prefecture until Nov. 23.

The tuft, discovered in 1968 in an ancient tomb in Yoshinogari, Saga Prefecture, is believed to be that of a man who lived in the Yayoi Period around the late first century.

According to Chuhei Takashima, president of Saga Women’s Junior College, the hair is part of an ancient hairdo called “mizura,” a bunch of hair that is wrapped round and hangs beside the ears.

The hair is so fragile that it had never been put on display for public viewing.

“Yoshinogari is one of the candidate places that may have been the land of (the) Yamataikoku (kingdom). We hope many people will become interested,” Takashima said.

via Japantimes

Ich frage mich ‘wo’ sie das Haar entdeckt haben, denn sowas wie das find ich meist hinterm Sofa – allerdings mach ich dann keine öffentliche Ausstellung und hoffe “dass sich viele Leute dafür interessieren”.

Was Udo Jürgens wohl dazu komponieren würde… Er könnte für den kommenden Anime zum Haarklumpen die Titelmusik schreiben.

Aber es zeigt doch, dass selbst ein Haarklumpen von historischer Relevanz sein kann – solange er nur alt genug ist. Packt eure Schuppen am besten gleich in den Safe, Leute, für ähm zukünftige Generationen.