Japanische Häuser sind nicht feuerfest

An dieser Stelle nutze ich mal die Gelegenheit um mal einen anderen Blog zu bewerben, etwas über den Zivildienst in Japan zu berichten und auch um nen kleinen Schlag aus meiner Jugend zu erzählen. Ja, ist das nicht herlich.

Der Blog japan.zivis.de ist ein noch recht junger Blog, von einem jungen deutschen Zivi in Tokyo. Er soll, neben den Ereignisse rund um seinen Zivi in Japan, auch ein bisschen über Freiwilligendienste und Zivildienst in Japan allgemein informieren.

Ich hatte damals, vor dem Abitur, auch versucht meinen Zivi in Japan zu machen. Ein Zivildienst im Ausland heisst offiziell „Anderer Dienst im Ausland„. Man bewirbt sich dabei nicht direkt bei einer Stelle, sonder bei einem Trägerverein, die einen dann vermitteln – und dabei auch nicht unbedingt an das Wunschland. Es gibt eine feste Liste an Trägervereinen (die man hier auf der Website des Bundesamt für Zivildienst einsehen kann), und für die Hälfte der Vereine muss man anerkannter Christ sein (!), da man einen Schein von seinem Pastor vorlegen muss.
Die meisten Vereine stehen auch unter dem größten Dachverein Aktion Sühnezeichen e.v (ASF), die sich in gesamt Europa um Friedensdienste bemühen. Die lokalen Projekte stehen oft in Zusammenhang mit Kriegsverbrechen von Deutschland in der NS-Zeit. Als junger Deutscher kann man so seinen Teil zur Wiedergutmachung leisten bzw. zur Vergangenheitsbewältigung. Da man selbst direkt nichts mit den geschehenen Ereignissen zu tun hat, ist es auch ein guter Weg, sich mit dieser deutschen Geschichte auseinander zu setzen.

Mein Bruder hatte damals einen Zivi im Ausland gemacht, auch bei ASF. Er wollte ursprünglich nach Israel, allerdings war dort kein Platz frei, ihm wurde Russland angeboten und er schlug zu. Für 18 Monate war er in dann Nowgorod Deutschlehrer-Assistenz. Nach der Zeit ist er dann mit der transsibirischen Eisenbahn nach China.


Quelle: legendtour.ru

Ich war zwar erst 8-10 Jahre alt, als er weg war, jedoch hab ich schon mitbekommen, wie ihn das nachhaltig beeinflusst hat. Er ist jetzt Fernsehjournalist und oft in Russland und den ehemaligen Sowjetstaaten unterwegs, das gilt auch als seine Spezialität bei den Sendern.
Wegen dieser tiefbleibenden Eindrücken stand schon früh für mich fest, ich mache meinen Zivi auch im Ausland.

(In der 11. Klasse hatten wir in der Schule mal einen Projekttag zum Thema „Leben nach dem Abitur“. Ich war in der Gruppe „Zivildienst“ und habe einen 10 minütigen Film zum Thema gedreht, genannt „Der blutige Pfad zum Zivi“. Es war mein erster Film und führte dann zu einer weiteren Reihe von Ereignissen die mein Leben stark prägten… den Film habe ich leider nur auf einer Festplatte in Deutschland, sonst hät ich ihn verlinkt, obwohl er wirklich sehr, sehr schlecht ist 😉 )

Im letzten Schuljahr habe ich dann einen Japanisch-Kurs belegt, bei der Volkshochschule unter Saki Matsuda. Ich hatte mich schon länger mit Büchern mit der Sprache beschäftigt, doch noch nie in einem Unterricht gelernt. Zuerst der Anfänger- und danach dann Intensiv-Kurs. Letzterer war mit drei Leuten immer recht überschaubar. Insgesamt für 7 Monate habe ich den Kurs besucht, neben Abi-Stress, Redaktionsleitung Abi-Jahrbuch, Schülerzeitung und Filmfest – es war alles etwas viel in dem Jahr und jedes Projekt litt unter der Gesamtheit an Projekten. So auch mein Japanisch.

Ich bewarb mich dann beim einzigen Trägerverein, der einen Zivi in Japan anbietet, dem Deutsch-Japanischen-Friedensforum e.v.. Praktischerweise saßen die auch in Berlin und ich musste nicht, wie andere Mitbewerber, eine lange Anfahrtszeit auf mich nehmen. Die Auswahlgespräche fanden dabei an einem Wochenende statt. Es wurden Sprachkenntnisse und soziale Kompetenz getestet. Dabei kamen in dem Jahr 40 Leute auf etwas mehr als 10 Stellen, der Druck war recht groß.

Einen Zivildienst im Ausland muss übrigens selbst finanziert werden. Dazu sucht man sich einen Spendenkreis, die monatlich gewisse Pakete spenden, ein Paket ist dabei 10€ und insgesamt sollen es monatlich 200€ sein. Damit wird dann Versicherung, Unterkunft und etwas „Taschengeld“ bezahlt. Vom Staat gibts auch was, aber nicht viel. Zivildienst im Ausland ist halt dann eben doch irgendwo schon „Luxus“ – auch wenn man sich diese Projekte wirklich leisten sollte.


Mein Ziviausweis, es ist zwar kein Kaffee, den ich drüber verschüttet habe, aber irgendwas hab ich drüber verschüttet…

Um es kurz zu machen: Ich wurde nicht genommen. Größtenteil weil ich im Sprachtest versagt hatte. Zwischen dem Casting und Zivibeginn lagen noch 8 Monate (!), genug Zeit um sich intensiver auf das Land und die Sprache vorzubereiten, meiner Ansicht nach.
Mit mir bewarben sich auch Leute, die schon ein Jahr in Japan waren (zum Schüleraustausch), oder schon seit vielen Jahren Japanisch lernten. Der Grund, warum sie nach Japan wollten war oft, und das kann ich ruhig wörtlich zitieren, weil es „einfach“ ist. Schließlich kannten sie die Sprache ja schon.

Ich war niedergeschlagen von der Absage, bin aber Rückblickend dann doch glücklicher. So bin ich zwar erst zwei Jahre später nach Japan, doch ich bin hier nicht an eine feste Stelle gebunden, sondern freier mit der Verteilung meiner Zeit. Auch kann ich jetzt in Tokyo als Fotograf arbeiten, was sehr spannend ist.
Der Autor von japan.zivis.de hatte sich auch beim Deutsch-Japanischen-Friedensforum beworben und wurde, trotz sehr guter Japanischkenntnisse, abgelehnt, aus Gründen die ich persönlich für verwerflich und abstoßend halte (und eigentlich noch mehr, nur mir gehen die jugendfreien Worte aus), in Rücksprache mit dem Autor aber nicht öffentlich machen möchte. Er war übrigens auch „glücklicher“ mit der Absage, da er sich so selbst alles zusammensuchen konnte.
Denn diese Möglichkeit, sich selbst ein Projekt zu suchen und den Papierkram zu erledigen, gibt es auch für einen Anderen Dienst im Ausland. Er ist nur ungleich schwerer, ja sogar fast unmöglich wenn man der Sprache des anderen Landes nicht mächtig ist. Doch ich finde das zeigt sehr schön, wie wichtig es ihm war, diesen Friedensdienst zu leisten und auch andere Interessierte darüber zu informieren.

Da ich persönlich nach der Absage in Deutschland bleiben musste, konnte ich auch das Filmfest weiterführen, für dass ich dann im letzten Jahr auch eine Auszeichnung in einem nationalen Kunstprojekte-Wettbewerb erhalten habe. Das hat mich auch gelehrt, dass wenn eine Sache nicht funktioniert, auf die man gehofft hat, es doch am Ende viel mehr Möglichkeiten gibt, die vielleicht sogar besser sind.

So, wie komm ich zum Titel des Eintrags? Nun…


Quelle: japan.zivis.de

Im neuesten Eintrag von japan.zivis.de beschreibt der Autor, wie das Haus, in dem er noch eine Woche zuvor gewohnt hat, völlig ausgebrannt ist.
Es war ein Shared House/Gasthaus, ähnlich wie dem, in dem ich ab dem 1.2. wohnen werde. Da kommt man schonmal ins Grübeln: Was, wenn dir sowas passiert?
Ich will es mir garnicht ausmalen… Wenn meine Kamera oder mein Computer verbrennt, wär ich auf einen Schlag arbeitslos – abgesehen von all den Fotos, die digital mit in Rauch aufgehen würde. Meine Existenz und ein Teil von mir würde damit unwiederruflich zerstört sein. Furchtbare Vorstellung.

Um den ganzen noch ne positive Wendung zum Ende des Artikels zu geben, hier mal eine kleine Anekdote von meinem Zivi in Deutschland:


Boden der Küche, den wir 1-2 die Woche schrubbten. Auch beliebte „He Zivi, mach ma!“-Forderung

Ich habe meinen Zivi im Kindergarten Alegria gemacht, einem deutsch-spanisch-englischen Kindergarten, mit internationalen Erziehern, viele dabei aus Südamerika. Ich stand dabei in der Küche mit zwei kochenden Kubanern, die kaum Deutsch konnten und ich null Spanisch. Es war aber eigentlich recht amüsant und die Kids waren süß.
Es war aber auch sehr anstrengend und teilweise erniedrigend. Laut Kita Hierarchie stand ich als Zivi noch unter den Kindern, und viele frustrierte Erzieherinnen, die den ganzen Tag die Schreie der Kinder ertragen musste, ließen ihren Frust an mir aus. Ich hab mir das selten gefallen lassen, auch wenn mir oft mit den Feldjägern gedroht wurde 😉

Zur Kita gehörten drei Einrichtungen in Berlin, in der ich rumgereicht wurde, je nach Bedarf. In einer Kita stand ich dann mal mit einerm Liberianer in der Küche. Die Kita war dabei klein und es war alles recht entspannt. An einem der Tage wo ich da war, fand eine Feuerübung statt. Alle sollten raus, auch die Küchenmitarbeiter, obwohl wir in einer halben Stunde Mittag servieren sollten. Wir ließen also den Herd an und gingen raus.
Draußen stand die Oberchefin der Kita, die selten da war, aber sich oft mit den Leistungen der Kita brüstete und mir am meisten mit den Feldjägern drohte, wenn sie mich nicht gerade für eigenständiges Denken oder Kritik an meiner Behandlung und Arbeit zurecht stutzte.

Wir standen nun also draußen, die Kinder ziemlich verwirrt, ebenso wie ich. Denn der einzige Ort, an dem in diesen Haus ein Feuer ausbrechen könnte, war definitiv die Küche, die wir soeben allesamt verlassen haben, mit der Kochplatte immer noch aktiv. Das das nicht so clever war, sagte ich der Oberchefin, doch die reagierte nur genervt. Es wäre nicht in meiner Position sie zu kritisieren (oder nachzudenken) und ich sollte wieder in die Küche.

Ob die Kita immernoch steht, ob ein ungelernter Zivi am Nachmittag, wenn die Köche weg sind, nach wie vor allein für 200 Kinder verantwortlich ist, ob es inzwischen mehr Gerichte als die 12 gibt, die einmal im Monat rauf- und runtergekocht werden oder ob die Kubaner endlich Deutsch gelernt haben – ich weiss es nicht. Ich weiß nur, dass mir der Koch damals eine DVD geliehen hat, die ich immer noch nicht zurück gegeben habe. Nach meiner Rückkehr werd ich mal vorbeikommen und von meiner Reise in das Land berichten, von dem ich während des Zivis immer erzählt habe, und von dem ich in ruhigen Momenten geträumt habe und auch von dem Zeitpunkt, in den ich diese enge und teilweise erniedrigende Arbeit verlassen kann. Denn mit dem Zivi hab ich mir auch das Startkapital für Japan verdient. Tagsüber war ich in der Küche und am Abend dann als Fotograf unterwegs. Danach bin ich dann meist völlig kaputt ins Bett gefallen, aber es war absolut wichtig, bei so einer repetitiven und monoten Arbeit den Geist mit kreativen Aufgaben wach zu halten.


Kleines Experiment aus dem Küchenfenster heraus… Bild größer: hier

Die Hierarchien in Japan sind zwar nicht unbedingt freier, aber dafür ist meine Position als internationaler Fotograf deutlich besser, als die eines langhaarigen Zivis in dreckigen (da nur alle 2 Wochen von der Dienststelle gereinigten) Küchenklamotten.

->Weblink:
japan.zivis.de

Was ich an Silvester 2009 in Tokyo gemacht habe

Anstatt Party zu machen oder einen Schrein zu besuchen habe ich mit jungen japanischen Bands in einem kleinen Musikkeller ins neue Jahr gerockt. Am Ende haben alle zusammen gesungen, getanzt und waren glücklich. Man merkt, die haben Spaß beim Musik machen – und diese Freude steckte an. Ach und der japanische Jimi Hendrix war auch am Start….

Ich hab lange überlegt, was ich an Silvester machen sollte. Ich bin kein Party/Clubgänger-Typ, und nur saufen um zu saufen brauchte ich auch nicht. Zudem ist in Japan der Silvester-Abend eher besinnlich als reine Party. Da ich mir jedes Jahr wenig Gedanken um den Silvesterabend mache, kann ich auf eine lange Geschichte lahmer/peinlicher/unangenehme Jahreswechselabende zurückblicken:

prä 2003 – zuhause mit Eltern, Tischfeuerwerk und Heringssalat

2003 – Silvester in einem „Schülerladen“, eine Art Kinderhort, der der Mutter einer Mitschülerin gehörte. War recht wild, da viele meinten nen harten Kerl raushängen lassen zu müssen und ohne Ende Alkohol becherten. Etliche Ohnmächtige und Kotzorgien waren die Folge. Für mich als Nichttrinker amüsant zu beobachten. Trotzdem waren die bunten Kindermalerein des Schülerladens für uns Jugendliche natürlich viel zu uncool.

2004 – aus Mangel an Alternativen noch mal Schülerladen, diesmal relativ lahm, da die meine besten Freunde entweder im Ausland, oder auf cooleren Partys waren.

2005 – Silvester zusammen mit drei Pärchen, darunter 5 Personen, die Informatiker waren, und kein anderes Thema kannten. Ich war dabei nicht nur das fünfte Rad am Wagen, sondern gleich Rad fünf bis zwölf. Unspaßig

2006 – Kurzfristig entschieden als Atheist in der Stadtmission eines guten Freundes zu feiern. Als einziger Nichtchrist etwas komisch, trotzdem ganz nett.

2007 – In Berlin unterwegs und Fotos von Feuerwerken und anderen Lichtgestalten gemacht, bis mir die Finger abgefroren sind


Die Party jenseits des Flusses

2008 – Verweigerung und aus meinem warmen Zimmer zuhause das Feuerwerk in Berlin beobachtet und fotografiert

Egal was ich nun in Tokyo machen sollte, es konnte nur besser werden.
Das einzig Feste, was ich schon bereits seit Oktober für diesen Monat geplant hatte war ein Konzert der Band FLAVA.

Ich hatte FLAVA im Oktober auf der Design Festa gehört und entdeckt, und kurzerhand zu meiner neuen Lieblingsband erklärt. Nach der Design Festa habe ich die Band etwas gegoogelt und bin so zum Blog der Sängerin Sayuri gekommen. Sie hatte auch schon einen Eintrag zur Design Festa geschrieben und ich schrieb ihr in Englisch einen Kommentar drunter:

3 ■無題

hey, I have seen you at the design festa and fell in love with your music! I bought your album and listen to it all the time 🙂 I hope to see you play live again sometime
フリッツ 2009-10-26 14:42:36 >>このコメントに返信

Ich hatte eigentlich nicht mit einer Antwort gerechnet, aber es kam dann eine in Japanisch, die ich erst mir von Google übersetzen lassen musste.

7 ■English and Deutch

>フリッツさん
いま久しぶりに英語とドイツ語を思い出しているので
お返事、もう少し待っててください!
日本語以外で、ちゃんとお返事しますね!

ああ、先に日本語で書いちゃった…。

Übersetzung:

7 ■ English and Deutch

„Says Fritz
I remember that after a long time now in English and German
Reply, please wait a bit!
Non-Japanese, I will reply properly!

Oh, I wrote the first Japanese ….

Wenig später kam dann:

9 ■Danke fuer Ihnen Kommentar.

>Fritz

Hallo,Fritz!Wie geht es ihnen?
Ich bin Sayuri von FLAVA.
Danke fuer Ihnen Kommentar.

I’m very glad to see you.
Thanks for writing on your weblog about us!!

By the way,where are you from?Germany??
I studied German when I was in Graduate school.
But I’ve forgot a lot of German words…(I’m so sorry!)
If you come our live again,I hope I can talk to you in German.
I’ll study German until the day when I could meet you.

For the closure, I will write a message in German!
I hope you understand what I mean!

Wenn du kommest mein Konzert,will Ich Deuch sprechen.
Tschuss!!
sayuri 2009-10-27 19:29:24 >>このコメントに返信

Das sie Deutsch gelernt hatte, hat mich dann doch sehr überrascht. Ich hatte dann irgendwo gelesen, dass ihr nächstes Konzert am 31.12.2009 sein sollte und meinte, dass ich gern vorbei kommen würde. Das war im Oktober, und zwischendurch hatten wir auch keinen Kontakt mehr. Umso überraschter war ich dann, als ich am Silvesterabend ankam, dass ich auf der Gästeliste vom Bogaloo stand, geführt unter den Gästen der Band FLAVA. Fand ich cool 🙂

Das Bogaloo ist ein Haus bzw. mehr ein Keller für Live-Musik. Der Musikraum ist dabei mit ca. 6mx7m nicht sonderlich groß, aber das Publikum war mit ca. 50 Gesichtern auch recht überschaubar. Wie ich mit der Zeit merkte, waren im Publikum aber auch größtenteils die Bands und Musiker, die dann später noch auftraten. Die Verteilung war ungefähr so: 60% Musiker, 35% Freunde, Familie und Bekannte der Musiker und 5% einfach so dazu gestoßene. Und, nunja, 1% Ausländer – ich.

Als ich hereinkam wurde ich schon etwas neugierig betrachtet. Die Bands kannten sich natürlich alle untereinander, und ich als einziger Ausländer war da natürlich recht alleine. Die Bogaloo-Gemeinschaft an Bands, die dort wohl öfter auftreten, ist wirklich wie eine große Familie. Das merkte man auch daran, dass viele Musiker sich unternander aushelfen, und mal in der einen, mal in der anderen Band spielten, falls mal not am Mann war.

Trotzdem habe ich micht nicht wirklich ausgeschlossen gefühlt. Durch die Musik wird man als Zuhörer wirklich Teil der Gemeinschaft. Man hat Freude am Zuhören, so wie die Musiker Freude am Spielen haben, das konnte man wirklich merken. Ihre Begeisterung färbt auch auf die Zuschauer ab. Ich hab zwar absolut kein Wort von dem verstanden, was sie gesungen haben, dennoch hat es mir gefallen und mich begeistert.

Das Ganze am 31.12.2009 war eine Countdown-Party, Beginn schon um 18 uhr. Es sollten über 6 Stunden Musik folgen.
Zuallererst spielte die Band, für die ich eigentlich gekommen war: FLAVA

Zuerst war Sayuri, die Sängerin, alleine auf der Bühne und setzte sich ans Klavier. Ich war überrascht, gab es doch auf der CD, die ich hatte, keine Klavierstücke. Doch gekonnt sang und spielte sie gleichzeitig neue Lieder, die auf der CD nicht drauf waren.

Nach dem Klavierstück stellte sie sich vorne auf die Bühne und es kamen ein Gitarrist und ein Drummer hinzu, der gekonnt auf einer einfachen Box den Takt vorgab. (Nachtrag: Ein Musiker schrieb mir, dass die Box wohl ein Cajon gewesen sein wird, ein alte peruanisches Instrument)

Zwischen den Liedern erzählte sie etwas über die Band. FLAVA gibt es seit 6 Jahren und im letzten Jahr haben sie ihr erstes Mini-Album herausgebracht, welches ich dann auf der Design Festa gekauft habe. Ursprünglich bestand die Band aus Sayuri und dem Gitarristen, zusätzlich zu wechselnden unterstützenden Musikern. Der Gitarrist ist jetzt irgendwie weg, ich hab das nicht genau verstanden, aber jedenfalls ist Sayuri jetzt alleine. Aber sie nimmt das ganz locker.

->Homepage von FLAVA: Noch einmal, mit Gefühl

Nach ihren leider sehr kurzen Auftritt machte sie in der Umbaupause kurz die Runde durchs Publikum. Sie hat vielen Freunden Hallo (und Danke) gesagt, die anscheinend nur wegen ihr gekommen sind, und sich nun verabschiedeten. Irgendwann entdeckte sie dann auch das blonde Haar in der Ecke und kam lächelnd auf mich zu.

Wir redeten etwas, so gut es ging, auf Deutsch/Japanisch/Englisch. Es haperte allerdings recht oft 😉 Jedenfalls freute sie sich, dass ich gekommen bin und ich freute mich, über die Musik. Ich zeigte ihr ein paar Fotos, die ich während ihres Auftritts gemacht habe, und sie war recht angetan. Sie ist selbst ein Foto-Fan und geht gerne zu Ausstellungen. Ich musste dann natürlich noch ein Foto mit ihr zusammen machen:


Ich bin letzte Woche aus Hokkaido eigentlich mit einem Vollbart zurückgekommen, den ich für Konzert abrasiert hatte. Geschadet hats wohl nicht.

Sie musste dann allerdings fix weiter, anderen Gesichtern ein Hallo und Danke aussprechen. Sie kam dann aber später zurück und saß neben mir und wir lauschten den anderen Künstlern.
Die Bühne machte knapp ein Drittel des gesamten Raums aus, ohne Probleme konnte man selbst ohne Mikro die Musik auch noch ganz hinten verstehen. Trotzdem wurden die Boxen voll aufgedreht – alles andere wäre ja auch nicht Rock’n’Roll. Ich saß leider direkt neben den Boxen (und der Bühne), was, trotz guter Musik, mein Trommelfell ordentlich strapazierte.

Als nächstes trat tsubame caffe auf, ein junges Mädchen, das sich ganz schüchtern am Gitaristen vorbei zum Klavier gedrängelt hat. Wie Sayuri sang und spielte sie gleichzeitig. Sie sang von einem Café im vierten Bezirk, soviel konnte ich noch verstehen. Aber eine wunderschöne Stimme hatte sie. Auch als sie sich vom Klaviert wegbewegte und zum Zentrum der Bühne ging, verlor ihre Stimme und ihr Gesang nicht an Gefühl.

Sie war allerdings sehr schüchtern und entschuldigte sich oft zwischendrin. Wenn sie nicht sang, war ihre Stimme nicht sehr sicher und oft zu leise, als würde sie sich nicht trauen gewisse Sachen hier auf der Bühne zu sagen. Doch wenn sie sang, konnte man ihr Herz hören, sicher und voller Gefühl.

Das gefiel auch Sayuri

Bassist der Band mit supercooler Frisur

Und es war ernsthaft auch ein Cello bei.



-> Homepage der Künstlerin:
einmal Kaffee bitte

Nach dem Aufritt kam sie auch noch bei Sayuri und mir vorbei und griff nach der Sicherheit von Sayuri’s Hand. Diese lächelte nur und versicherte ihr, dass sie nen guten Auftritt hatte.
Ich fragte dann Sayuri, ob sie auch noch schüchtern oder aufgeregt ist, wenn sie auf die Bühne geht. Sie lächelte mich nur an und meinte „Nein“.

Jetzt traten ein paar Kerle auf und es wurde etwas rockiger, Kareiro betrat die Bühne.

Im Prinzip spielten sie ein einziges langes Stück, da der Drummer kaum Pause ließ und der Gitarrist immer neue Akkorde nachlegte.

Der Gitarrist war dabei einfach nur herlich: Mit dem Sänger liefert er sich einen konstanten Wettstreit, wer denn nun die größere Rampensau ist. Lasst es mich mal so sagen: Er hat gewonnen.

Die Schweissperlen vom Sänger glitzerten dabei im Scheinwerferlicht. Kurz noch ein Schluck Wasser

und weiter gehts

Die Band war grundsätzlich lauter und Rock’n’Roll-iger, als die Mädels vorher.

Samurai-Drummer

Der Sänger hatte dabei großes Show-Talent und wusste die Menge zu unterhalten. Die Gespräche und Witzeleien zwischen Publikum und ihm, sowie er mit seiner Band, erinnerten mich dabei an die Comedians aus dem japanischen Fernsehen, wo es ähnlich abläuft. Scheint wohl so ein japanisches Ding zu sein.

Dem Publikum gefiels.

Eine versucht das ganze auch mit kleiner Digicam auch aufzunehmen:

Aber ich hatte ja schon Schwierigkeiten mit meiner Kamera, weswegen viele Bilder hier auch nicht ganz so scharf sind….

->Homepage der Band: Rock’n’Roll baby

Kurze Umbaupause und Sayuri war weg, da sie beim nächsten Act als Backgroundsängerin agierte. Auftritt Salparadise

Die Frontsängerin von Salparadise ist eine richtige Rockröhre und Show-Talent.

Sie brachte wirklich gute Laune und Bewegung ins Publikum, wenngleich auch ernste Stücke dabei waren.

Die restlichen Mitglieder der Band:


Sayuri als Background-Unterstützung


Ebenfalls Background. Ich fand sie sehr fasziniert, sie ist sehr zierlich und sehr dünn, ihr Gesicht strahlt aber eine gewisse Eleganz aus. Hab allerdings kaum ein gutes Bild von ihr bekommen können.

Für einige Lieder hatten sie auch eine kleine Choreographie erarbeitet, die sie dann auf der Bühne vortanzten.

->Homepage der Band: Hehooooo

Und kurz danach hat sich dann meine Kamera verabschiedet. Der Akku war leer. Aber umso mehr konnt ich mich dann auf die Musik konzentrieren. Es lief auch eine Fotografin herum, die mit ihrem Equipment wohl bessere Bilder machen konnte, die Bilder finden sich vielleicht demnächst auf ihrer Homepage.

Es folgten dann noch die Bands:

MILDS – ziemlich lässiger Typ mit Hut

Anekdote dazu: Sein Gitarrist meinte irgendwas über sein Alter, dass er ja jetzt schon 35 sei und doch viel zu alt hierfür. Da schrie einer aus dem Publikum „Halte durch!“ („Ganbattane!!“)

wacci (und ihr sehr cooler Sänger Yu Kisakata) – wirklich gute Musik von ihm, hat mich sehr begeistert.

Die Band trat um 22.30 Uhr auf, und der Sänger machte es sich einen Spaß daraus, ständig auf die Uhr zu schauen und immer dazu zu sagen „Puh… noch über ne Stunde… na die Zeit kriegen wir auch noch rum….“.

Anekdote dazu: Die Musiker waren teilweise nicht teil der Band wacci und so kam die Frage auf, was denn wacci bedeutet. Gemeinsam rätselten sie, wofür es denn als Abkürzung stehen könnte und kamen auf:

World…. automatic….

der Drummer ergänzte dann noch:

„…chinese….. chocolate?…“

Und der Gitarrist rief dann rein:

„…international!!“

Das Publikum und vorallem der Sänger fand das sehr amüsant, weswegen er von da an sagte: „Okay, hier nun das nächste Lied von World Automatic Chinese Chocalate International!!

Kurz vor 12 trat dann Salparadise nochmal auf, auch nochmal mit Sayuri, diesmal allerdings alle zusammen in anderen Klamotten. Sie fingen an zu spielen bis es 12 Uhr war und bauten einen 10er Countdown einfach in das Lied mit ein. Als es 12 Uhr vorbei war, spielten sie einfach weiter. Die Stimmung im Publikum war pure Begeisterung und Freude, zusammen mit den Musikern. Es konnte sich nun keiner mehr halten, alles stand und machte mit.

Die Sängerin von Salparadise stimmte dann noch ein Lied an, dessen Refrain immer „frohes Neues Jahr“ war. Sie hat alle vorhergehenden Künstler eingeladen auf die Bühne zu kommen, und spontan haben die jeweils eine Strophe zur Musik erdichtet und gesungen – was sie in diesem Jahr, an diesem Abend erlebt haben und was sie sich fürs nächste Wünschen.
Die schüchterne Sängerin von tsubame caffe kam auch nach oben und vorm Ende ihrer Strophe kamen ihre die Tränen. Irgendwie rührend.

Die Sängerin von Salparadise, die Rockröhre, hatte nun auch noch ausgerechnet am 1.1.2010 ihren 32. Geburtstag. Nach dem Ende des gemeinsamen Liedes kamen nochmal viele Leute und Musiker auf die Bühne um ihr Geschenke und Blumen zu überreichen. Da bröckelte nun auch die coole Rock’n’Roll Fassade und ihr kam vor Rührung die Tränen.

Nach dem Ende der Musik stellte mir Sayuri noch den Rest der Band vor. Zum Drummer meinte sie ganz stolz, dass er schon einmal in Amerika war. Wann denn, fragte ich ihn. Als er 10 Jahre alt war, sagte er. Und so war auch ungefähr sein Englisch 😉

Es lief alles etwas schleppend, aber dennoch haben wir noch ne Stunde reden können. So hab ich herausgefunden, dass der Drummer eigentlich Web-Designer ist, und der Gitarist bei Starbucks steht. Sayuri selbst ist ja Office-Lady in einem IT-Unternehmen. Als junger Künstler in Tokyo ist es halt nicht einfach. Trotz den über 2000yen Eintritt, die ich an dem Abend zahlen musste, werden die einzelnen Bands wohl selbst auch Geld bezahlt haben, um dort spielen zu dürfen – so läuft es tatsächlich in Tokyo.

Diese jungen Musiker, die allesamt wunderbar sind, und neben all dieser Idol/Pop-Maschinerie als richtige Musiker existieren, werden in kleinen Musikkeller weggesperrt. Echt Schade für Tokyo.

Gesamt war es eines der besten Silvester der letzten Jahre, auch wenn ich kaum Leute dort kannte oder mich verständigen konnte. Und das war auch eine junge Alternative zu den restlichen Silvesterfeiern an diesem Abend. Ich hab es sehr genossen. FLAVA spielt zwar erst wieder im März (worüber ich mich bei Sayuri schon deutlich beschwert habe), doch die Bogaloo Gemeinschaft tritt mehrmals auf. Ich werd sie mir sicherlich noch einmal anhören, wenn sie für mich spielen.

Insel Abenteuer!: Niijima

Nach Oshima ging es weiter südlich nach Niijima: Das Wetter war unberechenbar und wechselte innerhalb von kurzer Zeit von Regensturm zu Sonnenschein und wieder zurück. Der Lonely Planet sagt über Niijima, das man dort einige der besten Strände Japans findet. Der Lonely Planet lag falsch, aber ich fand ein Onsen am Strand, in dem ich lag und die Sonne im Pazifik untergehen sah. Mein Regenschirm, der mich um die halbe Welt begleitete und mir sehr lieb war, ging kaputt und ebenso auch meine Kamera.

So machte ich mich auf zu die Insel zu erkunden

Mit der Fähre von ging es weiter nach Süden. Der Regen war auch an diesem Morgen recht heftig und prasselte gegen die Fenster, während die grauen Wolken nichts gutes erahnen ließen.
Zwischen Oshima und Niijima liegt Toshima, die die Fähre zuerst ansteuerte. Völlig panisch rannte ich da schon zum Ausgang, mit Sack und Pack, doch man sagte mir, dass Niijima erst der nächste Halt ist. Ich hatte mir zwar die Kanji für „Niijima“ aufgeschrieben, allerdings nur das hintere Kanji ‚島 – shima/jima‘ welches einfach nur ‚Insel‘ heisst. Das konnt ich mir noch merken, weil es ein bisschen wie ein Boot mit Segel aussieht.


Quelle: Japanese Calligraphy

In Niijima angekommen ging es dann richtig los mit dem Regensturm. Ich spannte meinen treuen Schirm auf, hörte ein kurzes ‚Krack‘ und er sackte wieder zusammen. Mit Tasche und Schlafsack bepackt hatte ich keine Hand frei, mir das genauer anzuschauen, also suchte ich einen Unterschlupf.
In der Nähe des Hafens stand eine halbe Ruine mit offenen Türen, innendrin war ein Grill. Offensichtlich eine Art Strandbar, zur Saison oder zu besseren Zeiten.

Ich schmiss meinen Schirm erst einmal in die Ecke, setzte mich hin und aß einen Onigiri, den ich noch in Oshima gekauft hatte. Hier könnte ich die Nacht verbringen, es war geschützt und ich hatte einen Schlafsack bei. Doch wollte ich wirklich hier übernachten, im Sturm und in der Kälte?
Einen genaueren Blick auf den Schirm ergab, dass der Kranz, der die einzelnen Streben in der Mitte zusammenführt und -hält, durchbrochen war.
Ich wollte davon ein Bild machen, holte die Kamera raus und schaltete sie ein, doch sie ging nicht an. Rütteln und Schütteln brachte nichts.

Hier war ich nun, 200km südlich von Tokyo, in einer Ruine mitten im Regen. Mein Schirm, der mich nach Russland, Irland, Polen, Frankreich, und durch 3 Jahre Schulzeit begleitet und beschützt hat, war kaputt und hatte keine Aussicht auf Rettung.
Meine Kamera, meine Arbeitsgrundlage und Expressionsmittel für meine Seele, lag tot in meinen Händen.

Mir war nach umkehren und nachhause gehen. Doch ich wollte es nicht so enden lassen! Ich aß meinen Reiskuchen auf, atmete tief durch und schaute meine Kamera noch mal genauer an. Ein wenig am Ein- und Ausknopf rüttelnd fand ich heraus, wo das Problem lag. Ein simpler Wackelkontakt, ich musste den Knopf nur stets mit dem Finger in Position halten, dann würde es funktionieren. Unbequem, aber machbar.
Und mein Schirm? Tja… Es gab nicht viel, was ich in diesem Moment für ihn tun konnte, also ließ ich ihn zurück, versprach mir aber, für ihn zurückzukommen.

Da Niijima nicht so groß ist, und nur über ein Town Office verfügt, machte ich mich durch den Regen und ohne Schutz auf den Weg dorthin. Vielleicht hatte ich nochmal so viel Glück wie in Oshima.

Ich fragte nach einer Unterkunft. Auf der gesamten Insel gabs nicht viel, ein Ryokan und zwei Hotels. Da das Ryokan gleich um die Ecke war, und ich noch nie vorher in einem traditionellen japanischen Gasthaus geschlafen hatte, wollte ich mir die Erfahrung geben. Der Preis war mit 7.500yen zwar ordentlich happig, aber es war zweimal Essen eingeschlossen. Es war die richtige Entscheidung, denn so gut hatte ich bisher in Japan noch nicht gegessen.

Man hatte etwas Sorge, ob ich als Ausländer alle Gepflogenheiten eines Ryokan verstehen würde. Man suchte also ganz hinten aus dem Gasthaus ein junges Mädchen, die ein ganz klein wenig Englisch konnte.
Sie lieferte sich dabei ein paar Gefechte mit der Hauskatze, was ganz lustig zum Anschauen war.

Blick aus meinem Fenster im Ryokan:

Ich hatte den Raum komplett für mich, und es lag ein Futon bereit. Dass ich den Raum mit Hausschuhen betreten wollte fand das Mädel sehr lustig. Als das Mädel weg war kramte ich noch die beiden anderen Futons aus dem Schrank und stapelte sie übernander, wie ich das seitdem immer mache, wenn ich in einem japanischen Gasthaus übernachte. Ist halt weicher, gell.

Kurzes Durchatmen. Meine Situation vom ‚im Regen mit kaputter Kamera in einer Bruchbude‘ hat sich schlagartig verbessert. Es geht halt immer, irgendwie.

Ich machte mich also auf die Insel zu erkunden, mit dem Schirm vom Ryokan und stets einen Finger verkrampft am Einschaltknopf meiner Kamera, auf dass sie ja nicht noch mal ausgeht.

Man merkt der Insel die Lage im Südpazifik schon an, alles wuchert wie bescheuert.

ähm… „Glockenturm“

Ich machte mich auf dem Weg zum Strand, der ja vom Lonely Planet so empfohlen wird. Entlang des Weges kamen mir einige Inselbewohner entgegen, die sich allesamt sehr freuten, mal einen Ausländer zu sehen. Sie lächelten mich an und kramten das wenige Englisch, das sie konnten, heraus und grüßten mich mit „Hello“. Wenn ich dann mit „Konnichiwa“ erwiederte, freuten sie sich umso mehr.

Ich streifte durch die Insel und entdeckte auch die einzige Schule, in die ich auch prompt reinspazierte.

Auf ner Insel zu leben und dort zur Schule zu gehen muss cool sein. Wenngleich auch etwas abgeschieden vom Rest der Welt.
Vor der Schule stand eine steinerne Figur:

Das ist eine Moyai-Statue. So wie ich das verstanden habe, sind die durchaus nach Vorbild der Figuren auf den Oster-Inseln entstanden, aber geprägt von lokalen Künstler.
Einigen kommt es vielleicht bekannt vor, am Bahnhof Shibuya steht bzw. stand eine Version dieser Steinköpfe von Niijima:

Moyai
Quelle: wikimapia.org

Das Shibuya-City Office sagt dazu:

Moyai Statue

Shibuya Station South Exit, Phone: 04992-5-0048 (Niijima Tourist Association)
Moyai means to „work together“ in the dialect of Niijima. The pumice stone is unique to Nijima Island.

Als ich aus der Schule herauskam und weiter Richtung Strand lief, kam mir ein Schulmädchen entgegen, die mich schon vom anderen Ende der Straße neugierig anschaute. Als sie mich passierte drehte sie sich auch ständig nach mir um, bis sie dann in die Schule reinging. Wohl noch nie nen blonden Gaijin gesehen, wa? 😉

Der ständige Regen, der dann zum Glück aufhörte, hatte viele Straßen geflutet. So auch hier, eine ehemalige Bahnstrecke. Aber auf Niijima fährt kein Zug. Nicht mehr.

Weiter, immer weiter und irgendwann erreichte ich den Strand.

Just in diesem Moment brach die Sonne durch. Ich war allein. 20km Strand und ich war alleine. Ein sehr bewegender Moment, nur ich und der Pazifik.

Ein Blick nach links

Ein Blick nach rechts

Und ich war allein.

Ich machte es mir erstmal gemütlich und legte meine Sachen in den Sand.

Da sind jetzt zwei Schirme drauf. Ich dachte, da ich einen neuen Schirm brauche, um den Alten zu ersetzen, kauf ich ihn gleich bei nächstbester Gelegenheit. Hatte natürlich auch den Nachteil, dass ich nun die ganze Zeit zwei Schirme mit mir rumschleppen musste.

Mit mehr und mehr Sonnenschein, kamen auch mehr und mehr Leute, die die Weite des Sandstrandes nutzten.

Zum Baden waren die Welle zu hoch, und von links deutete sich schonwieder Regen a.

Ich machte mich auf den Rückweg. Jedoch knallte dann die Sonne unbarmherzig runter. Wolkenlose 32°C, ich zerfloss in Schweiss.

Auf dem Rückweg kam ich auch an einem Koban vorbei, bei dem ich nach dem Weg fragte. Dort fand ich wiedermal den Beweis, dass Japan ein sehr sicheres Land ist, und auf der Insel auch nichts los ist.
Ich kam rein und sah ca. 10 Polizisten, die alle etwas unbeschäftigt rumstanden. Sie schauten mich zunächst neugierig an, und ich hechelte ein „Kon…nichiwa“ zur Begrüßung“. Daraufhin alle (!) zusammen und gleichzeitig (!!) zurück: „Konichiwa!!“.

Ich fragte dann nach dem Weg zu meinem Hotel, dessen Namen (!) und Ort (!) ich mir diesmal auf meiner Karte (!!!!!) notiert hatte. Auf Japanisch nach dem Weg fragen gehört zu meinen Spezialitäten, also konversierte ich mit einem Beamten nach dem richtigen Weg. Sein Kollege währenddessen holte ein dickes Buch unter dem Thresen hervor, in dem die wichtigsten Phrasen in Englisch standen.
Ich hatte schon die Auskunft erhalten, die ich wollte, da zeigte er mit dem Finger in dem Buch auf: „Where do you want to go?“.

Weiter entlang zum Hotel, an Getränke-Automaten vorbei, die wohl nur einmal in der Woche aufgefüllt werden. Irgendwann hatte ich dann trotz Wegbeschreibung den Weg verloren. Denn ‚Nach dem Weg fragen‘ kann ich zwar gut, die Antwort dann aber verstehen nicht so sehr.

Ich fragte dann einen Hausbewohner, ob er mir sagen kann, wo mein Hotel ist. Ich verwies auf den Namen, der auf dem Schirm geschrieben war, und er wusste Bescheid. Er wollte mich dann mit seinem Auto hinfahren, was mich sehr überraschte, ich aber ehrlich dankend annahm.
Auch als ich im Reisebüro nach einem Supermarkt/Konbini fragte (man musste zuerst lachen, Konbini? Auf der Insel?) fuhr der einzige Typ, der dort arbeitet, mir hinterher und lud mich ins Auto ein, und fuhr zum Supermarkt. Ist ja nicht so, dass täglich tausend Touristen bei ihm vorbeischauen, da kann man ruhig mal den einzigen Gaijin zum Supermarkt fahren.

Zurück im Hotel fiel mir mein Schirm noch ein. Nach einer kurzen Verschnaufpause machte ich mich auf den Weg Richtung Ruine, während die Sonne so langsam unterging. Entlang vom Strand der anderen Seite der Insel, hat man immer die Berge im Nacken


Strandpromenade, hinten rechts ist der Hafen.


Die Sonne brannte wirklich unbarmherzig

Diese besagten Moyai-Statuen fanden sich zahlreich entlang des Weges, allerdings auch nicht sooo spektakulär, als das ich davon ein Foto hätte machen müssen.

Hinterm Hafen befindet sich das Yunohama-Onsen, auf einer kleinen Anhöhe gelegen, direkt am Strand und Meer, mit weiten Blick über den Pazifik und die Abendsonne.

Es ist ein wenig pseudo-griechisch gestaltet, bietet aber verschieden warme Onsen-Becken, eine fabelhafte Aussicht und ist vorallem gratis. Man kann 24 Stunden lang hinein, und es ist ein gemischtes Bad, also Badeklamotten sind Pflicht. Ich glaub, bei klaren Himmel kann man viele Sterne über der Insel sehen.

Da lag ich nun, im Sonnenuntergang, im heissen Wasser und sah den Pazifik die helle Kugel schlucken. Sehr entspannend. Nach einer Nacht im Kapselhotel, in der ich zwei Nächte zuvor geschlafen habe, kam das meinem Rücken ganz Recht. Ich hab dort Bilder mit meinen Unterwasserkamera gemacht, aber noch nicht entwickelt.

Aus dem Wasser und zum Abendbrot ins Ryokan. Vorher noch zu besagter Ruine und meinen Schirm abgeholt.


Ich weiss bis heute nicht, was das genau war. Eher eine pseudo-Ruine, mit europäischer Architektur und Treppengang ins Nichts. Vor dem Gebäude waren Steintafeln, mit Grüßen und Nachrichten von jungen Leuten aus aller Welt, die hier wohl mal eine Party gemacht haben (vornehmlich Surfer dabei).

Mit kaputten Schirm dann zum Ryokan und zum Essen. Es war ein traditionell japanisches Menü, mit vielen Schälchen und Zutaten, und Reis ohne Ende. Es war wirklich sehr lecker, obwohl mir ein paar Sachen dann doch zu krass waren. Ich glaube ich hab mich ganz gut angestellt, obwohl ich wahrscheinlich die Dekoration mitgegessen habe. Naja, war trotzdem lecker. Auch wenn das japanische Pärchen nebenan am Kichern war…
Ich fragte nach einer Cola und konnte hören, wie die Dame dann hinausging, am Getränke-Automaten eine Cola gezogen hat, dann in ein Glas umfüllte und mir servierte. Kriegen wohl nicht so häufig solche Anfragen 😉

Im Zimmer habe ich mir dann den Schirm noch einmal genauer angeschaut. Nicht nur der Kranz war kaputt, der Schirmbezug hatte an vielen Stellen Risse. Es war halt eben ein Gebrauchsgegenstand, mit sichtlichen Verschleiß. Vier Jahre intensive Benutzung hinterließen eben Spuren. Selbst wenn ich hier jetzt flicke, wie lang würde es dauern, bis wieder etwas reisst? Ich fasste einen Entschluss.

Ich ließ meinen Schirm im Südpazifik. Es fiel mir nicht leicht, gerade weil so viele Erinnerung daran hingen. Doch… Die Erinnerungen kann mir keiner nehmen, die bleiben erhalten. Ich hätte zwar gern einen Schirm gehabt, in den ich auf 40 Jahren schaue und sage „Der hat die ganze Welt gesehen“, doch dieser Schirm sollte es nicht sein. Doch ich versprach mir und dem Schirm zu gedenken, indem ich einen neuen Schirm kaufen werde in Berlin, aus Titan und anderen unzerstörbaren Materialen. Und der wird dann die Welt sehen.

Meine Fähre am nächsten Tag ging um 16 Uhr Richtung Tokyo, viel Zeit zum rumkriegen. Ich wollte mehr Fotos machen, doch es ging einfach nicht, es war unbarmherzig heiss. Nach 20 min in der Sonne hielt ich es nicht mehr aus und verkroch mich ins Hafengebäude. Von drinnen konnte ich das Wetter draußen beobachten, während ich ein paar Zeilen schrieb. Ab und kam noch ein Regensturm vorbei, der die Straßen überflutete und danach wieder der Sonnenhitze Platz machte. Das Wetter im Südpazifik ist eben unberechenbar.

Auf der Rückfahrt bremste die Fähre kurz ab und es kam eine Meldung, dass wir jetzt durch ein Gebiet fahren „in dem große Säugetiere“ leben.
Wale.
Aus dem Fenster konnte ich mehrere große Schiffe sehen, die sich in diesem Gebiet tummelten. Bestimmt alle „wissenschaftlich“ unterwegs….

Die Ankunft am Abend in Tokyo war gleichzeitig mein Einzug in meine derzeitige Wohnung. Noch kaputt musste ich mir noch einen Futon besorgen und fiel dann völlig erschöpft ins Bett.
Am nächsten Tag konnte ich nur noch liegen, zuviel habe ich gesehen, erlebt und erlaufen.

Ich denke immernoch gern an dieses „Insel-Abenteuer“ zurück. Und schon auf Niijima hatte ich mir über das Internet eine neue Kamera aus Deutschland bestellt (die dort billiger sind als hier), sie sollte in zwei Wochen ankommen.

Eine spannende Zeit in Tokyo sollte folgen…


Teil 1:
Insel-Abenteuer!: Oshima
Artikel (von mir) über alle Inseln der Izu-Shoto: auf yes!Tokyo

Journalismus Rabatt

Ich verbrachte eine Nacht im Fujiya Hotel, dem ersten westlichen Hotel Japans und ein Kleinod, versteckt in den Bergen von Hakone. Es verbindet auf einzigartige Weise das Neue und das Alte, den Westen und den Osten, mit einer gehörigen Portion Luxus und sieht dabei aus, wie aus einem Film von Hayao Miyazaki. Die Zimmer rangieren so 20.000-40.000yen pro Nacht. Wieviel ich bezahlte? Nun…. Nichts.

Wie schon ein paarmal erwähnt, arbeite ich hier ja für das Metropolis magazine Tokyo, nur eben unbezahlt. Wenn ich allerdings einen Job für die mache, bekomme ich die Transportkosten erstattet.
Ich wollte nun eine kleine Reise machen und gleichzeitig ein Thema fürs Metropolis behandeln, damit ich die Reise auch bezahlt kriege. Die Wälder von Hakone, einem beliebten Reiseziel und 100km westlich von Tokyo in den Bergen, lockten Ende September mit wunderschönen Laubwerk im Wandel der Jahreszeiten.

Ich fragte also beim Metropolis nach, ob sie was aus Hakone wollten. Da das Metropolis nun schon seit über 10 Jahren existiert, und Hakone noch länger, war das natürlich schon bereits Thema. Ein Editor schlug allerdings das Fujiya Hotel in Hakone vor, da das doch recht spannend sei und bisher nicht abgedeckt wurde.

Das Fujiya Hotel wurde 1878 erbaut, von einem Japaner der amerikanische Hotels kennen- und schätzen gelernt hatte. Er wollte nun in Japan auch so ein Hotel aufbauen und suchte sich mitten in den Bergen einen passenden Ort: Miyanshita. Über die Jahre hat das Fujiya viele Erdbeben, Feuer und Renovierungen gesehen, ist aber nach wie vor klassisch geblieben.

Ich schrieb das Hotel also an, fragte nach ob sie Interesse an einer Berichterstattung haben und ob sie mich dabei „unterstützen“ können. Natürlich hab ich zwischen den Zeilen gefragt ob ich da kostenlos ne Nacht pennen kann, aber man muss ja schon ne gewisse Form wahren.
Es hat eine Weile gedauert, aber nach zwei Wochen kam dann eine höfliche Antwort. Man freut sich über das Interesse und wollte hören, was wir uns denn so vorgestellt haben.
Nach etwas hin und her war es dann klar: Ich sollte fürs Metropolis eine ganze Seite machen (Fotos + Text) und konnte eine Nacht im Hotel übernachten – kostenfrei.
Meine Reaktion war ungefähr so:

cheese
Quelle: wikipedia commons

Eine ganze Seite! Und eine Nacht in nem Luxushotel! Gratis! Ich mag meinen Job. Aber im Endeffekt fühlte es sich dann doch mehr nach Arbeit an…

Ich wollte noch einen Freund mit ins Hotel nehmen und fragte nach, ob das Hotel denn auch noch Platz für „meinen Assistenten“ hat. Ja hatten sie, und mein Freund musste dann im Hotel immer die Rolle meines Assisten spielen. Mich störte das allerdings nicht 😉

Das Fujiya liegt in Miyanshita, Hakone, ca. 3 Stunden von Tokyo-Shinjuku entfernt. Die Zugstrecke selbst ist aber wunderschön, die letzte Stunde führt sie die Berge im Zick-Zack Kurs hoch, vorbei an grünen Schluchten und steilen Bergen.

Wenn man das aus dem Zug kommt fühlt man sich von Tokyo ganz weit weg. Und wenn man das Hotel betritt, hat man die Gegenwart komplett verlassen.

Alles ist sehr klassisch, wie aus dem 19.Jhd. Alte Salons, viele verzierte Holzvertäfelungen und ein besonderes Gefühl in der Luft. Man ist einfach ganz woanders, weder in Japan, noch in Amerika.

Im ganzen Haus arbeitet nur ein Gaijin – und das schon seit 11 Jahren. Dementsprechend war er der Ansprechpartner für mich.

Seit 11 Jahren arbeitet er in diesem vornehmen Hotel und „Service“ ist ihm ins Blut übergegangen. Immer vornehm, zuvorkommend und höflich, dabei immer die Haltung wahrend und konzentriert sein. Im Schnelldurchlauf zeigte er mir das Hotel, ich machte fix Bilder und notierte mir alles so gut es ging.

Ich hatte zwei Tage um genug Bilder zu machen und Infos zu sammeln. Am Ende musste ich eine ganze Seite füllen – viel Verantwortung. Zumal das Hotel mir einfach einen Raum für 40.000yen die Nacht kostenfrei zur Verfügung stellte. Dementsprechend war ich die meiste Zeit angespannt und konzentriert ja alles richtig zu machen. Die zwei Tage fühlten sich erst in der Retrospektive erholsam an.

Nach der Tour gings aufs Zimmer – welches so groß war wie mein gesamtes Appartment in Tokyo, welches ich mir mit zwei anderen teile:

Vier Meter hohe Wände, ein begehbarer Kleiderschrank und drei meter hohe Fenster. Das Ganze erinnerte mich an Berliner Altbau-Architektur, nur nicht ganz so schmuddelig. Der große Flachbildfernseher in der Mitte des Zimmers wirkte nur etwas anachronistisch.
Dazu gab es ein weiches, europäisches Bett! Ich fiel direkt ein und lachte laut vor Glück, und mein Rücken freute sich mit mir.

Hier lag ich nun, mitten in den japanischen Bergen in einem Luxushotel. Ich glaub mir ging es etwa so:

cheese
Quelle: wikipedia commons

Es war nun schon Abend und vor 22 Uhr würde mein Freund aus Tokyo nicht ankommen. Ich nutzte also die Zeit um den Indoor-Pool des Hotels zu ähm „testen“.

Die zweistöckige Architektur erinnerte mich dabei an klassische Hallenbäder aus Berlin. Der Pool war recht leer, weil zu dem Zeitpunkt gerade das Abendessen in der Dining Hall serviert wurde. Das Essen war leider nicht journalistisch relevant genug, d.h. nicht kostenlos. Und 5,600yen hat ich dann doch nicht übrig. Zumal ich eh auf meinen Freund warten wollte.

Das Hotel liegt direkt über eine heissen Quelle, die exzessiv im Haus genutzt wird. So wird der Boden der Dining Hall mit frischen heissen Quellwasser erwärmt, das heisse Wasser in jedem Zimmer, welches aus dem Wasserhahn kommt, ist Onsen-Wasser und auch der Indoor-Pool ist mit Onsen-Wasser gefüllt. Sehr erholsam.

Gegen halb 11 kam dann meine „Assistenz“ aus Tokyo an. Alle Restaurants im Dorf und Hotel hatten zu, also gingen wir zum einzigen Konbini vor Ort. Dazu muss man sagen: Miyanshita besteht eigentlich nur aus dem Fujiya Hotel, einer zugehörigen Bäckerei (die großartiges Curry-Pan macht), zwei Restaurants, einem Fotostudio, einem Antik-Bedarf und eben diesen einen Lawson-Konbini.

Wir versorgten uns reichlich und gingen dann ins Hotel. Da die Zimmerpreise wie gesagt recht hoch waren, waren nur recht gut betuchte Leute Gäste dieses Hotels. Mit unseren Konbini-Beuteln schleichten wir uns dann an diesen Leuten vorbei – wir wollten ja nicht auffallen…

Wir machten es uns dann im Zimmer gemütlich. Im japanischen Fernsehen lief dann eine einstündige Reportage über Deutschland, mit dem ICE von West nach Ost, was ich in anbetracht meiner Lage für ziemlich absurd hielt. Es kam aber noch besser:

Das Hotel existiert wie gesagt schon seit über hundert Jahren und hat in der Zeit viele Gäste gesehen. Die Geschichte vom Hotel wird auch im Hotel-eigenen Museum gezeigt.

Die alten Gästebücher sind dabei ein besonderer Schatz.

Zu den prominenten Gästen gehören, u.a. der Kaiser (der jetzige und vorherige), Albert Einstein (der einen deutschen Eintrag hinterließ der, nunja, bescheiden ausfiel 😉

Charlie Chaplin

und John Lennon, zusammen mit Yoko und Sohn

Nun, John Lennon ist für mich eine ganz besondere Person. Ich bin mit den Beatles aufgewachsen, da mein Vater ein großer Fan ist, und bin auf das John-Lennon-Gymnasium in Berlin gegangen. Ehrlich, das gibts wirklich.

Dementsprechend bewegt, war ich ihn dort zu finden. Insbesondere sein Eintrag ins Gästebuch:

Man beachte das Fragezeichen im Berg. Das Fujiya heisst Fujiya, weil der Gründer beim Gast eine Assoziation vom Namen mit dem Berg Fuji auslösen wollte, dem man vom Hotel aus sehen kann. Nun, wir sahen ihn nicht.
Jeder Reiseführer schreibt über fast jede Ecke von Japan: „An klaren Tagen kann man den Fuji sehen“. Ich habe bisher den Fuji noch nicht gesehen und beginne langsam an seiner Existenz zu zweifeln. Dementsprechend witzig fand ich John Lennons Karrikatur: Wo ist der Fuji?

Zurück im Hotelzimmer lief nach der Deutschland-Reportage ein Interview – mit Yoko Ono!. Ich befand mich im Hotel wo Yoko Ono mit ihrem Mann vor 31 Jahren war, und exakt an diesem Abend erscheint sie nach jahrelanger Pause wieder im Fernsehen. Absurd.
(Sie sah aber nicht mehr so frisch aus, wie auf dem Foto ’78….)

Im Hotelmuseum lässt sich auch eine Galerie vom International Mustache Club finden:

Gewonnen hat aber eindeutig der Gründer vom Fujiya:

Am nächsten Morgen gab es dann sehr teures aber vorzügliches Frühstück in der Main Dining Hall, mit Tafelsilber und freundlicher Bedienung.

Das wir heute Bilder machen wurde groß angekündigt, weswegen alle freundlich mich grüßten und, sofern ich das brauchte, auch posierten wie ich das wollte. Fand ich toll =)

Noch ein Wort zur Dining Hall: An den Wänden befanden sich viele Fratzen:

Diese sind nach dem Gründer und ersten Manager des Hotels modeliert. Beim Abendessen stellen sich die Kellner vor die Masken, um sie zu verdecken und auch um den Blick vom Chef im Nacken zu haben. Kinder haben regelmäßig Angst vor den Dingern…

Nach dem Frühstück gings wieder durchs Hotel, Impressionen sammeln:


Fujiya Teddy

Das ist eine besondere Hühnchen-Art, die es in Hakone gibt/gegeben hat. Die Schnitzerei hier wurde gern von Helen Keller berührt (eine taub-blinde Frau, die Schriftstellerin wurde, sehr bekannt in den USA).


Eben ein langschwänziger Hahn (ca. 1,80m bis zum Boden)


Die Parkanlagen vom Fujiya sind sehr weitläufig, man braucht ungefähr zwei Stunden um alles zu durchqueren.

Das Fujiya ist auch sehr beliebt für Hochzeiten, an diesem Tag fanden fünf (!) statt. Ich erwähnte eingangs das Fotostudio im Ort. Der Fotograf dort bearbeitet jede Hochzeit im Hotel. Klingelnde Kassen.

Im Parkgelände gibt es auch eine Kapelle, mit Sicht aufs Tal. So heiratet es sich doch gerne.

Aber wenn man ehrlich ist: Besser Aussichten als dort, kann es doch nicht mehr geben in der Ehe, oder?

Als wir dort ankamen, war grade eine Hochzeit vorbei, und die Blütenblätter lagen noch.

Im Park gab es auch einen Teich mit lauter gierigen Koi-Karpfen.

Eine Familie stand fasziniert davor und überlegte.

Die Tochter war mutig genug sie zu füttern

Aber Mutti machte es mit mehr Eleganz.

Nach 400-500 Fotos hatten wir auch genug und verabschiedeten uns. Auf dem Rückweg wanderten wir noch durch Hakone und seine Wälder, doch das bring ich mal lieber in einem zweiten Eintrag unter.

Wir waren Ende September im Fujiya und erst letzte Woche schaffte ich es, den Artikel fertig zu machen. Zwischendurch war das Fujiya etwas verärgert und fragte, wo der Artikel denn bleibe. Zur Beschwichtigung schickte ich die Fotos rum, die sie nicht wirklich mochten.
Expliziter wurden sie dann in der letzten Mail in dieser Woche, was ich recht negativ aufnahm.
Ich kann stolz feststellen, dass ich noch nie (!) einen Kunden hatte, der mit seinen Bildern unzufrieden war. Das Fujiya hätte die Strähne durchbrochen. Im Endeffekt war es aber ein Missverständnis, da ihnen nur die Auswahl der Bilder seitens der Metropolis missfiel.

…zumal: bezahlt hat mich hier keiner, wozu aufregen.

Lieber Fujiya-mäßig entspannen….

Homepage vom Fujiya-Hotel: Hier

Der Artikel ist in der nächsten Ausgabe der Metropolis (diesen Freitag), kostenlose Exemplare gibts überall in Tokyo.

Ich bin dann jetzt erstmal in Hokkaido, bis nächste Woche, oder so….