Berlinale Nachklapp, Teil 1

Bei den 61. internationalen Filmfestspielen in Berlin, der Berlinale, war ich im Programm „Close Up!“ von C/O Berlin als einer von 18 Fotografen dabei. Während der Berlinale habe ich hier jeden Tag ein Foto und Notiz hochgeladen und eine Art Berlinale-Tagebuch geführt. Hier nun der Rest vom Fest.

Heut mal ohne viel Gerede direkt los:

Tag 1


Die dicke Roth, kam imm wieder aus dem Kino raus als sie sah, dass ein Kamerateam frei war


Ausrüstung: Kamera, Kippe, Komputer. Einige hatten es so eilig, dass sie die BIlder schon an die Klienten schickten, bevor die Fotografierten überhaupt im Kino waren.


Einer der letzten Zuschauer für die erste Vorstellung. Er kam nen Tick zu spät

Tag 2


Den Himmel fand ich an dem Morgen interessanter als sogenannte „Stars“ mit Make-Up im Gesicht am Abend vorher


Meine Perspektive für die Berlinale: Weggedrängt und mit kleiner Linse immer etwas distanziert


Die Stimmung für die Fotografen während der Berlinale: verwirrt, gelangweilt, genervt

Tag 3


Ne Band gab sich an dem Tag viel Mühe vor dem Teppich


Die Kamera übertrug das Bild auf die Videowand dahinter, was bei vielen diesen „Guck mal ich bin im Fernsehen“-Jubel auslöste

Tag 4


Der Chef der Berlinale verschenkte vorm Kino noch zwei Karten


Aftershow-Gedöns

Tag 4


In den Saal vom Berlinale-Palast durfte ich eigentlich nich reinfotografieren, aber ein netter Plausch mit den hübschen Empfangsdamen bewirkte einiges…

Berlinale 2011:

Berlinale bei nahe
Berlinale Nachklapp, Teil 1
Das drittälteste Kino von Berlin
Berlinale Nachklapp, Teil 2

Impressionen: Ikebukuro

Für ein deutsches Manga-Magazin machte ich eine Art Tokyo Guide, zu verschiedenen Stadtteilen und -zentren von der Metropole, jeweils mit Text und Bildern. Den Anfang machte Shinjuku, der zweite Teil war Harajuku, der dritte Shibuya, der vierte Shimokitazawa, der fünfte Chiyoda und hier nun Ikebukuro.

Ikebukuro ist ein Stadtteil ohne Charakter – wobei man diese Charakterlosigkeit auch wieder zur Persönlichkeit von Ikebukuro zählen könnte. Wie dem auch sei, viel gibt es nicht in Ikebukuro zu sehen, aber doch ein paar Sachen zu erzählen. Aber auch nicht wirklich viel…

Aus Ikebukuro hatte ich bisher nur ein Bild verblogt, „Der letzte Blick auf Tokyo“, was irgendwo auch zeigt, dass es dort nicht so viel spannendes zu fotografieren gab. Zudem zeigt dieses Foto nicht Ikebukuro, sondern Shinjuku, gesehen von Ikebukuros Hochhaus, Sunshine 60, mit namensgebenden 60 Stockwerken.

In Ikebukuro ist die letzte Straßenbahnlinie von Tokyo, das Zentrum für weibliche Otaku (Anime und Manga Fans) und in Ikebukuro wohnte eine liebe Freundin von mir, eine Finnin. Sie war eigentlich der einzige Grund, warum ich ab und an nach Ikebukuro fuhr. Ebenso wie ich hatte sie nie wirklich Geld, was ganz gut war, da wir so geldsparend unterwegs waren. Die Bilder für Ikebukuro musste ich allerdings an zwei Tagen machen, da ich mich beim ersten Shooting Tag mit ihr getroffen habe und mehr quatschte als knipste. War aber trotzdem ein schöner Tag.
Was ich eigentlich vermeiden wollte, in der heissen Regenzeit zu fotografieren, konnte ich leider nicht mehr umgehen, so ist es auf jedem Foto bewölkt.

Keine schöne Architektur, dafür versinkt Ikebukuro in bunten Reklametafeln.

Metropolitan Art Space, kulturelles Herz von Ikebukuro.

Der Bahnhof in Ikebukuro ist einer der größten in Tokyo, und zentrale Anlaufpunkt für alle Linien Richtung Norden und Nordwesten.

Um die letzte Straßenbahn von Tokyo zu finden musste ich lange suchen. Fast schon versteckt zwischen kleinen Wohnhäuser schlängelt sich die Bahn durch ein grünes Gleisbett.

Während im Hintergrund die Hochhäuser stehen.

Die Sunshine Straße zu Fuße des Sunshine 60, in dessen ersten Stockwerken das Sunshine City Einkaufszentrum ist. Trotz soviel Sunshine gabs an dem Tag wenig Sonne.

Der hässliche Koloss Sunshine 60, einst das höchste Gebäude Japans. Oben gibts ne Aussichtsplattform.

Unten am Koloss gibts einen kleinen Park, mit Gedenkstein.

Hier stand früher nämlich ein Gefängnis, in dem auch Kriegsgefangene saßen und im dazugehörigen Friedhof begraben wurden. Hier war unter anderen auch der Deutsche Richard Sorge, dessen Grab ich im Januar besuchte. Gefängnis und Friedhof wurden wegen dem Bau des Sunshine 60 plattgemacht und die Gräber verschoben. Da man in Japan ja nicht vergräbt sondern verbrennt und einen Gedenkstein aufstellt, war das Umlagern einfacher. Ebenso auch wahrscheinlich die moralische Entscheidung, einfach einen Friedhof umzuwühlen, das könnt ich mir in Deutschland nicht vorstellen.

Gegenüber von Stein und Koloss ist die Otome Road (wörtlich: Straße der Jungfrauen). Das ist ein relativ kurzer Straßenabschnitt vollgepackt mit Manga und Anime-Läden, die gezielt Mädchen ansprechen. Dementsprechend viele junge Mädels finden sich hier an. Sie sind das weibliche Äquivalent zum männlichen Otaku, genannt „Fujoshi“ (verdorbene Mädchen). Ich bin auch in so einen Laden rein und alle Mädels drehten sich nach mir um. Kein Witz. Es ist nämlich echt ungewöhnlich, dass ein Kerl in diese Läden geht, und dann noch ein blonder Ausländer. Lange wollte ich aber auch nicht bleiben, überall lächelten mich viel zu hübsch gezeichnete Kerle an.

Die Gegend stellt sich langsam auf diese Kundschaft ein. So gibt es u.a. Cat Cafés, wo man nach der Bezahlung von etwas Eintritt stundenlang Katzen streicheln kann, die da frei herumlaufen.

Oben im Sunshine 60 gibts gegen etwas Eintritt auch einen fast 360° Blick auf Tokyo.

Zu dem Zeitpunkt war ich schon auf etlichen Hochhäusern in Tokyo und die Aussicht ähnelt sich schon stark. Die Aussicht vom Sunshine 60 ist aber insofern interessant, weil es einen freien Blick auf eben diese Hochhäuser wirft. Im nahen Umkreis ist kein Gebäude auch nur annähernd so groß wie dieses.

Die Hochhäuser in der Mitte sind Shinjuku.

Hier noch eine Geschichte die sich hinter Ikebukuro verbirgt und vielen Bewohner nicht mal bekannt ist: Die beiden Kaufhäuser oben im Bild, Seibu und Tobu sind im Besitz von zwei Brüdern und gehören zu den größten der Welt. Beide Brüder hassen sich allerdings und versuchen sich gegenseitig in Größe der Kaufhäuser und Erfolg zu übertrumpfen. So kommt das fast alle Geschäfte und Gebäude auf der einen Seite des Bahngleises dem einen Bruder gehören, und die andere Seite fast komplett dem anderen.

Und bei Nacht gehen die Lichter an.

Ikebukuro hat durchaus ein aktives Nachtleben, aber sonderlich attraktiv ist das außer für die Bewohner nicht wirklich. Das selbe gilt für Ikebukuro am Tag…

Impressionen: Chiyoda

Für ein deutsches Magazin mache ich derzeit eine Art Tokyo Guide, zu verschiedenen Stadtteilen und -zentren von der Metropole, jeweils mit Text und Bildern. Den Anfang machte Shinjuku, der zweite Teil war Harajuku, der dritte Shibuya, der vierte Shimokitazawa und hier nun Chiyoda.

Chiyoda ist das Zentrum von Tokyo und gleichzeitig das Zentrum von Japan, da so viele Wirtschafts- und Politik-Standorte sich hier sammeln. Und der Palast vom göttlichen Kaiser steht hier natürlich auch. Ich hatte schon ein paar Bilder aus Chiyoda verblogt: das Raumschiff Tokyo und ein Postkartenmotiv vom Kaiserpalast.
Der größte Fischmarkt der Welt, Tsukiji, steht auch hier, aber zu dem komme ich in einem seperaten Beitrag.

Ich fand Chiyoda eigentlich immer ganz angenehem. Am Kaiserpalast entlang ist wahrscheinlich die schönste Radstrecke der Stadt – fährt man Richtung Südosten ist es sogar die angenehmste, weil es 10min lang nur bergab geht. Ich bin die Strecke fast täglich gefahren, da ich so zu meinem Restaurant gekommen bin. Den Weg hinauf, mit Dynamo an, ist allerdings nich so angenehm.

In Chiyoda ist Tokyo wohl am tokyoigsten – Alt und Neu treffen aufeinander. Bei der Durchsicht der Bilder jetzt fiel mir auch auf, wie oft ich mit Gegensätzen gearbeitet habe, ohne wirklich drauf zu achten. Schaut mal genauer hin, ganz oft ist es ein Spiel mit Klein – Groß, Stadt – Natur oder Mensch – Metropole. Das bietet sich in Tokyo ja auch einfach an.


Seht ihr den kleinen Menschen?


Dachgarten auf nem Hochhaus


Die Ginza


Das weite Ende der Ginza am frühen Morgen

Impressionen: Shimokitazawa


Für ein deutsches Magazin mache ich derzeit eine Art Tokyo Guide, zu verschiedenen Stadtteilen und -zentren von der Metropole, jeweils mit Text und Bildern. Den Anfang machte Shinjuku, der zweite Teil war Harajuku, der dritte Shibuya und hier nun Shimokitazawa.

Von allen Ecken Tokyo’s gefällt mir Shimokitazawa mit am Besten, ich liebe diesen Bezirk. Es wirkt alles etwas unfertig und abgeranzt, doch gleichzeitig so sympathisch chaotisch verrückt, und viel natürlicher als der manchmal so künstliche Rest von Tokyo.
Als der Westen von Tokyo in den 60er Jahren modernisiert werden sollte, mit großen Neubauten und allen, gehörte Shimokitazawa zu den eher unattraktiven Gegenden und wurde grob gesagt von dieser Baubewegung ignoriert. Übrig blieben dann alte Häuser, die billig waren und so junge Leute und Künstler anlockten. Den Ruf hat Shimokitazawa bis heute zurecht, es gilt auch als eine der beliebtesten Wohnadressen für junge Tokyoter. Es ist auch bekannt für seine vielen Second Hand, Retro oder Antiquitäts-Läden. Halt alles was alt und verbraucht ist, wie Shimokitazawa selbst.

Leider soll der Stadtteil und alles was ihn ausmacht in den nächsten Jahren abgerissen und plattgemacht werden, für eine neue Straße. Tragisch, wie ein Stück urbane Seele in Tokyo zum Sterben verdammt wurde.

Als ich die Bilder gemacht hatte, war ich relativ unglücklich und dachte, die sind nix geworden. Beim Drübergehen sind mir doch aber erstaunlich viele gute Motive aufgefallen, die ich bereits hier (Shimokitazawa, 18.58 Uhr), hier (Ein Sonnenuntergang in Shimokitazawa voll mit TokyoFotoSushi im Mai), hier (Wolken und Schienen), hier (Shimokitazawa Freihand) und hier (Tunnel-Alltag) verbloggt habe. An der Anzahl der Einträge sieht man mal, wie ergiebig dieser Ausflug war. Hier nun der „Rest“: