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Wie ich dem Dalai Lama die Hand geschüttelt habe

Der Dalai Lama war für neun Tage in Tokyo und besuchte auch den Foreign Correspondent Club. Ich war auch dabei und saß 2 Meter von ihm entfernt.

Ich glaube den Unterschied von meinen Leben als Fotograf in Berlin, und meinem Leben als Fotograf in Japan lässt sich sehr gut anhand der Person des Dalai Lama verdeutlichen:

In Berlin sah ich ihn auf einer Kundgebung im Oktober 2008, also vor fast genau einem Jahr. Allerdings aus dem Publikum heraus, mit 100m Distanz und einem unwahrscheinlich schlecht platzierten Laternenpfahl, der wortwörtlich jedem guten Foto im Weg stand. So blieb mir nur die Zuschauer zu fotografieren, wie dieses Kind, das ihre Heiligkeit den Dalai Lama anscheinend zum Fressen gern hat:

zum fressen gern

Letzte Woche traf ich ihn nun in Tokyo, schüttelte seine Hand und wurde mehrmals direkt von ihm angeschaut. Einer weltpolitischen Figur innerhalb von einem Jahr so nahe zu kommen ist ein großer Schritt.

Es war nun mehr Andrang an Journalisten bzw. interessierten Leuten, als bei meinem letzten Besuch im Foreign Correspondent Club. Diesmal hatte ich jedoch eine meishi dabei (die ich in einer Nacht und Nebel-Aktion und mit der Hilfe von vielen Japanern, einer Deutschen und einem Schweizer tatsächlich auch in der Nacht zuvor in der letzten Minute habe drucken lassen), sodass mir nun eine ewige Diskussion zu Anfang erspart geblieben ist.

Der Raum füllte sich schnell mit gespannten Gästen. Auch ich wahr sehr angespannt an dem Morgen, viel mehr noch: konzentriert. Ich wollte unbedingt gute Fotos von dieser einmaligen Gelegenheit machen und dem Dalai Lama auch gerne eine Frage stellen. Ich lag die halbe Nacht wach, bis mir dann die richtige Frage einfiel.

Vor Ort wartete dann der gefüllte Saal auf ihre Heiligkeit. Die Hälse reckten sich alle in Richtung Eingang hin.

Als dann das Spotlight anging, ging das Blitzlichtgewitter los:

Es wurde alles gezückt, was auch nur irgendwie mit Pixeln diesen Moment, diesen Menschen und diese Atmosphäre einfangen konnte:

Da die besten Plätze schon belegt waren, pickte ich einfach etwas weit vorne mit ner guten Sichtachse. Ich hätte nicht besser wählen können.

Ihre Heiligkeit, bzw. viel mehr noch sein dicker Bodyguard (kein Mönch) wählte nämlich den Gang neben unserem Tisch als Weg zum Podium. Zudem saßen am selben Tisch noch weitere deutsche Journalisten und hinter uns chinesische Journalisten, mit denen sich der Dalai Lama im Laufe des Treffens noch verbal anlegte, doch dazu später mehr.

Er schritt durch die Reihe der Journalisten wie durch eine Reihe Gläubige, streckte allen die Hand aus und alle nahmen diese Geste dankend entgegen.

Dieses Foto verdeutlicht das sehr gut, finde ich. Zudem bilden die Scheinwerfer auch eine Art heilige Aura um ihn.

Kurz nach dem Foto kam er auch bei mir vorbei und blieb kurz stehen. Ich legte die Kamera beiseite und schüttelte seine ausgestreckte Hand. Leichter Händedruck und viele Falten.

Vorne auf dem Podium wurde dann alles bereit gemacht für eine kleine Rede, die der Dalai Lama hielt


(„ist das Ding auch an?“)

Links sind, von unten nach oben, der Vizepräsident vom Foreign Correspondent Club, ein Italiener, der mehr oder weniger geschickt sein verbleibendes Haupthaar vom linken bis zum rechten Ohr gekämmt hat, um den Glanz dadrunter zu verdecken. Hinter ihm ist der Präsident des FCCJ, ein Inder soweit ich weiß.
Der Italiener hatte jüngst mit dem Dalai Lama ein Buch herausgebracht, was somit auch die einzige Legitimation gewesen sein dürfte, warum er dort sitzt, denn gesagt hatte er während des ganzen Treffen nichts.


(volles Haus, und alle lauschten begeistert seinen wirklich weisen Worten)

Ein Wort zu Büchern auf dem groß „Dalai Lama“ steht: Diese sind niemals von ihm geschrieben, sondern meist nur Aufzeichnungen von Gesprächen. Ich habe selbst so eins. Ich muss dazu sagen, dass ich es sehr inspiriend fand und mir den Buddhismus näher gebracht hat, mit dem ich als einzige der Weltreligionen etwas anfangen kann (ohne gläubig zu sein). Allerdings gibt es nicht wirklich ein Copyright auf Gedanken oder buddhistische Weisheiten, viel mehr noch interessiert den Dalai Lama das nicht wirklich. So kann aber jeder, der mal ein Wort mit ihm wechselte seinen Namen aufs Cover drucken und viel Kohle machen. Find ich zumindest fragwürdig.


Ich finds toll wie die Kameras die Gesichter verdecken. Wozu auch hinschauen, wenn mans später in 4 Megapixeln zu Hause hat?

Ich habe viele Sachen über den Dalai Lama gelesen, welche Eindrücke er hinterlässt und dass er manchmal etwas „kauzig“ oder „merkwürdig“ ist. Er schaffte es allerdings tatsächlich alle in diesem Raum auf eine gewisse Art zu erleuchten, für seine Worte zu begeistern. Die Leute respektieren ihn, aber er nimmt diesen Respekt nicht mit Arroganz auf. Er ist zwar das religiöse Oberhaupt des tibetischen Buddhismus sowie auch eine zeitlang das politische Oberhaupt gewesen.
Er ist jedoch einer der wenigen Oberhäupter, die sich nicht durch einen langen Wahlkampf gegen andere Kontrahenten und Meinungen durchsetzen musste. Er wurde auserwählt und bescheiden erzogen. Er nimmt seine Rolle fast schon selbstironisch wahr:

„China considers me a trouble maker, so it is my duty to make trouble“

sagte er mit einem Lächeln in Richtung der chinesischen Journalisten.

Oder:

„People say I have holy healing powers. I had an operation earlier this year and I was sick for a long time. So as you can see, I don’t have healing powers“

Mit Metaphern aus dem Tierreich bzw. aus der Natur konnte er Lösungen für globale Probleme erklären. Selbst als er dafür mit weiten Flügelschlag einen Vogel imitierte, nahm das seiner Lektion nicht die Kraft.


„He du, mit der Kamera“


„Leute, seht ihr den?“


Mönch1: „Jaja, Boss, hab ihn im Auge“
Mönch2: „zzz….“


„Passt ja auf den auf“

Kleiner Scherz 😉
Aber seine Begleitung hatte wohl den Jetlag noch nicht ganz vertragen…

Oder schielte nur neidisch auf die Kamera…

Die Tibet-China Problematik ist ja weitesgehend bekannt. Fakt ist, der Dalai Lama musste vor den Chinesen ins Exil fliehen, und China versucht systematisch die tibetische Kultur auszumerzen. Das dort gewisse Spannungen existieren, ist klar. Der Dalai Lama adressierte das Thema auf seine Weise, indem er den anwesenden chinesischen Journalisten sagte:

„You have no freedom!“

Und recht hat er. Doch das wollten die chinesischen Journalisten nicht auf sich sitzen lassen. Und stellten offiziell eine Frage:

Wie er denn sage könne, den Tibetern gehe es schlecht? Die Tibetische Kultur in China ist beliebt, es gibt viele Läden die tibetische Produkte verkaufen und erst jüngst hat doch ein Teilnehmer aus China die dortige Version von American Idol gewonnen. Und ja, das war sein Gegenargument. American Idol.

Der Dalai Lama stutzte und musste erstmal seinen Assistenten fragen:

„What is American Idol?

Nachdem er es verstanden hatte, bat er den chinesischen Journalisten zu verstehen, dass das nicht die Wirklichkeit ist. Er sagte, die chinesischen Journalisten, so wie alle Journalisten hier im Saal, sollen nach Tibet gehen und die Wahrheit entdecken. Dabei wurde er konsequent von den chinesischen Journalisten gefilmt:

Er sagte etwas, was mir persönlich als Zitat sehr wichtig ist:

„You journalists should have a long nose like Elephant. Smell everything.“

Nun, der Dalai Lama redet gern. Und lang. Und man hört ihm auch gerne lange zu. Doch er musste schon weiter, bevor ich meine Frage stellen konnte.

Er verabschiedete sich und ging wieder an uns vorbei. Bei den chinesischen Journalisten, die wie gesagt am Tisch neben uns saßen, blieb er kurz stehen, verbeugte sich und reichte ihnen die Hand.

Ich finde, das ist ein sehr starkes Bild. Das Interesse der Medien, Kameras und Journalisten drum herum illustriert das auch sehr schön. Aber viel mehr noch ist es das Lächeln. Sie sind ihm nicht böse. Über diese Geste der Versöhnung freuten sie sich sehr. Die chinesischen Journalisten luden ihn dann noch zu einem weiteren Gespräch ein, wo sie ihre Sicht auf Tibet darstellen wollten. Der Dalai Lama willigte ein und fügte selbstironisch mit einem Lächeln, als Kommentar zur Darstellung seiner Person in China, hinzu:

„Oh don’t invite me, you invite a demon“

Sanne-San, die mich zu diesem Treffen begleitete, hat auch ein ausführlicheres Protokoll zur Rede vom Dalai Lama und dem Medienecho, hier in ihrem Blog.

Viel Medienecho auf die verbale Kabbelei gab es nicht. Aber diese Weltpolitik, an der ich teilnehmen durfte, gibt es bei mir persönlich ein gewaltiges Echo.
Der Dalai Lama hingegen wird jedoch selig weiter lächeln, und sich von all dem Geschrei nicht aus der Ruhe bringen.

Tokyo Lichterfest

Ich war gestern auf der Geburtstagsfeier des Tokyo Art Beat Magazines. Ich erwartete eigentlich interessante Projekte, Inspiration und kreative Gesprächspartner. Aber irgendwie war es mehr Kaffeefahrt, da alle fünf Minuten jemand auf der Bühne von tollen neuen Produkten und Angeboten erzählte, unterbrochen von schlechter, schlechter, lauter Musik. Dafür noch 1.500yen Eintritt (-.-)Ich hatte mich aber mit einer saucoolen japanischen Künstlerin unterhalten und wir sind dann noch kurz raus, durch die Roppongi Hills, die gerade in ein Lichterfest gehüllt sind.

Jeder einzelne Baum ist mit tausenden von kleinen LEDs geschmückt, die aussehen wie kleine Glühwürmchen.

Könnten aber auch fremde Raumschiffe gewesen sein….

Zwischen den Neon-Lichtern und Hochhäusern der Roppongi Hills war das aber eine angenehme Abwechslung, bei der man nur die Sterne im Himmel vermisst.

Bei angenehmen 20°C spaziert man doch gern gemeinsam unter diesen Bäumen.

Das Ganze ist Teil der „Roppongi Hills Artelligent Christmas 2009 Illumination“ die noch bis zum 25. Dezember angeschaltet bleibt. Mehr Infos gibt es hier.


(das Bokeh! das Bokeh!!)

In Berlin gibt es alljährlich das Festival of Lights, welches zwar wunderschön anzuschauen ist, aber jedes Jahr aufs Neue dieselben langweiligen Fotos produziert, weswegen ich persönlich mich immer uninspiriert davon fernhalte.

nicht mein foto
(Quelle: stadtkind/BLN)

Ein paar Neonröhren, geklebt an ein paar Äste kommt auch nicht an das Lichterfest in den Roppongi Hills heran.

Eben Millionen kleiner Glühwürmchen….

Selbst Salarymen müssen da nach Feierabend ihre Kamera rausholen:

Und allen Umweltfreunden unter uns, zu denen ich mich selber zähle, sei gesagt:

Chris Mass-power illumination lighting Roppongi Hills (22,000 kwh) is covered by wind power.

Also kann man ohne schlechtes Gewissen fasziniert sein.

Vollmond über Shinjuku

(größer hier)

Die Skyline von Shinjuku, gesehen vom Dach einer wunderbaren Köchin. Ich find das ja faszinierend, 2km von Shinjuku, dem Verwaltungszentrum von Tokyo entfernt, hat man eine Art Kleinstadt-Nachbarschaft, bei dem kaum ein Haus mehr als zwei Stockwerke hat. So sieht übrigens der Großteil von Tokyo aus. Um nun alle 35 Millionen Bewohner dieser Metropole in Häusern unterzubringen, baut man ganz viele und ganz kleine davon. Daher ist Tokyo so weitläufig und so eng.

Aber hier hat man Ruhe, abseits der Stadt. Und man brauch nur auf das Dach seines kleinen Hauses zu klettern um die große Stadt bewundern zu können.

Japanische Nazis und andere Idioten

krieg
Quelle: SI-Games.de (die japanische Kriegsflagge, ein beliebtes Symbol japanischer Nationalisten)

Ich hatte gehofft, ein anderer deutscher Blog bringt was drüber, sodass ich mich mit den wenigen Informationen, die ich habe, nicht dransetzen muss. Aber ich möchte schon darüber erzählen. Von daher trage ich mal alles zusammen, was ich in diesem Jahr zur Yamanote-Halloween-Party, und den dazugehörigen fremdenfeindlichen Demonstrationen zu sagen habe.

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Quelle: Japanprobe.com

Die Yamanote Halloween Party ist eine jährliche inoffizielle Feier zu Halloween, bei der sich, meist betrunkene, Ausländer bzw. Westler in Kostümen zusammenfinden, um die Yamanote Linie zu stürmen.
Die Yamanote Line führt einmal rund um Tokyo, was sie zu einer der wichtigsten Transportverbindungen in dieser Metropole macht. Sie ist durchaus zu verglichen mit Berlins Ringbahn, wobei die Yamanote Line natürlich sehr viel größer ist und pro Tag über 3,6 Millionen Passagiere beförderte – also alle Einwohner von Berlin pro Tag.

Die Linie verbindet die wichtigsten Zentren der Stadt und keiner kommt wirlich daran vorbei, damit zu fahren. So auch diesen Samstag, als die Halloween-Party von diesem Jahr in den Zügen stattfand.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=zOaSfSa_g-I&hl=de&fs=1&]

Da diese Party wie gesagt jedes Jahr stattfindet, ist das für die Polizei und Zugpersonal keine wirkliche Überaschung mehr. Doch Manner-Postern zum Trotz, halten sich die Gaijins nicht dran.

heim

Die Motivation für diese Feier ist ganz unterschiedlich. Einige sehen das als Gelegenheit, sich bei den Japanern „zu rächen“ oder all dem Stress der täglichen Bahnfahrten ein Ventil zu geben. Andere sehen darin wirklich nur eine Party und Spaß.
Nur die Japaner, die im Zug angepöbelt werden, die sehen das nicht als Spaß.
Verständlich.

Als ich das Video gesehen habe, musste ich an Berlin. Solche Szenen im Zug, ohne Kostüme, haben wir da an einem jeden Samstag. Für mich Westler ist das also relativ normal – so wie das für die feiernde Meute im Zug relativ normal gewesen sein wird.

Ich hab einer Japanerin davon erzählt, und sie hatte das Uchi-Soto Konzept erklärt:

So viel ich gelesen habe, sind die Japaner empört, weil man den Zug als „öffentlichen Raum“ betrachtet. Hast du schon mal den Begriff „Uchi“ (innen) und „Soto“ (außen) gehört? Japaner halten diese zwei Welten ziemlich streng auseinander und dies ist gewissermaßen eine unausgesprochene soziale Regel. Uchi ist sozusagen Privatsphäre, wo man sich (fast) alles erlauben darf, und Soto die Späre der Gemeinschaft mit anderen, wo gewisse soziale Zwänge herrschen. Denn wie soll sonst das Zusammenleben in so einer Riesenstadt wie Tokyo mit Millionen von Menschen funktionieren? Also versucht man in der „Soto“-Welt den sozialen Idealtypus zu spielen; nicht zu nah an andere treten, höflich und freundlich (Gewissermaßen „Lass mich in Ruhe“, wenn man das von der anderen Seite sieht), wie man Japaner halt so kennt.

Auch die Cosplayer bleiben dieser Regel treu und fahren „normal“ zu ihrem Treffpunkt, um sich dann zu verkleiden und in einem Ort, wo Cosplay erlaubt ist, miteinander, aber nicht unter Beteiligung anderer oder gar auf deren Kosten zu feiern.

Der Zug als öffentlicher Raum ist eindeutig „Soto“ (wir sind alle gezwungen, zusammen zu fahren) und man darf dort sozusagen andere Unbeteiligten nicht belästigen. Ich weiß, es ist schwer zu verstehen und ich kann es auch nicht sehr gut beschreiben oder gar erklären, warum es so ist.

Ich muss sagen, mir fällt es nicht schwer das zu verstehen. Anderen betrunkenen Westlern vielleicht schon.

Dieses „Fest“ findet nun jedes Jahr statt, und organisiert sich über das Internet, in Forum wie Gaijinpot.com. Und ebenso durch das Internet, bekamen User vom japanische Forum 2chan davon Wind.

2chan ist ein Forum für alles und jeden, jeder kann unkontrolliert Sachen posten. Das ist ein durchaus freier demokratischer Meinungsaustausch über alles und jeden, wie Computer oder Kochrezepte. Allerdings dürfen auch viele Idioten unkontrolliert Mist erzählen.
Fast jeder Japaner kennt 2chan, und wenn man sie nach einer Meinung befragt fällt die sehr oft sehr negativ. Die Leute, die dort posten, sind allgemein als Otakus, ohne Sozialleben und als merkwürdig bekannt. Keiner kann die wirklich leiden. Was die User von 2chan dazu führt, diese Frustration auf andere zu übertragen und gegen andere zu schimpfen.
Mein Mitbewohner erzählte mir zum Beispiel von Aktionen, wo sich besagte Leute in der Nähe von Fahrradtreffen aufhielten, alles mit einer Kamera filmten und zum Schluss die Polizei riefen, weil sie etwas gegen die Fixie Bike Community haben.

In einem weiteren Versuch andere zu diffamieren, haben sich nun einige 2chan User als Retter der japanischen Kultur aufgespielt, die Polizei auf diese Party hingewiesen, eine rechte Gruppe verständigt und einige User sind auch selbst aufgetaucht, um einigen feiernden Leuten mit Mord zu drohen.

So kam es nun heftigen Demonstrationen gegen Ausländer im Allgemeinen, und weniger gegen die Aktion im Zug. Mit Schildern auf denen Sätze standen wie: “WARNING! MOTHERFUCK-FOREIGNERS, THIS IS JAPAN. THIS IS NOT A WHITE COUNTRY” oder „GO TO HELL!“.

Die ganze Geschichte mit noch mehr Bildern und Hintergründen gibt es in einem guten Artikel auf Japanprobe.com zu lesen.

Petter Bellars hat in seinem flickr Account auch einige Bilder von dem Abend.

Mich hat diese sehr präsente Fremdenfeindlichkeit in Japan sehr schockiert. Bislang habe ich nur ehrliche Gastfreundschaft und Neugier von den Japaner erhalten. Es gab natürlich einige Momente, die etwas komisch waren. Zum Beispiel eine alte Frau, die mir in Nishi-Kawaguchi ein lautes „Kaeru!“ entgegenschrie, was so viel bedeutet wie „Geh nach Hause!“. Oder als ich versucht habe ein Fahrrad über Telefon zu mieten. Die ersten 10 min des Gesprächs ging es auf japanisch darum, weviele Räder ich gern hätte, von wann bis wann und welche Farbe sie haben sollen. Als ich mit meinem Japanisch nicht weiterkam, fragte ich nach, ob jemand englisch sprechen kann. Es wurde dann jemand ans Telefon geholt, der mir sagte, sie haben keine Fahrräder.

Es sind auch Fälle bekannt, wo Ausländer in japanischen Gasthäusern als Gäste abgeweiesen werden. Allerdings würde ich solche Fälle nicht als „Fremdenfeindlichkeit“ bezeichnen. Es ist viel mehr eine Unsicherheit der Japaner, oder die Befürchtung den Gast nicht richtig bewirten zu können, da sie kein englisch können. Oder dass der Gast die japanische Gepflogenheiten eines Gasthauses nicht kennt und sich vlt den anderen Gästen gegenüber unhöflich verhält.

Doch die Aktion am Wochenende war eindeutig fremdenfeindlich. Die Japanerin, der ich das erzählte, war auch ziemlich schockiert, und meinte dazu:

Jedenfalls waren die Gegner des Halloween eindeutig rechts gesinnt, denn auch in „Soto“ muss man eine gute Portion Toleranz zeigen – man weiß doch, dass es Halloween ist. Aber das Netz als Kommunikations- und Informationsmedium hat auch dazu beigetragen, dass es dieses Jahr soweit gekommen ist. Die Gegner haben sich per Internet verständigt, um Gegendemonstration zu veranstalten. Diese Protestakt der japanischen Gruppe wird von der Mehrheit der Japaner als „intolerant und beschämend“ bezeichnet – zu recht. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass viele Japaner das Verhalten der Ausländer auf dem Bahnsteig oder im Zug als nicht als vereinbar oder konform mit der „Soto“-Regel empfinden. Die meisten sind da tolerant und solange sie nicht persönlich belästigt fühlen, lassen sie die anderen feiern. Manche sehen darin die Grenzüberschreitung nach außen, eine Regelverletzung – und wollten sich angeblich „dagegen wehren“ – aber es waren falsche Personen mit falschen Parolen, wie man weiß, die aufliefen. Das ist ein schwieriges Thema.

Das stimmt. Und Nazis und andere Idioten findet man überall. Ob in Berlin, in den USA oder eben hier in Japan. Ich persönlich bin ein großer Fan der freien Meinungsäußerung – auch wenn das manchmal bedeutet, dass so ein Bullshit gelabert wird.

Doch wie auch in Deutschland bei jeder NPD Demonstration mindestens 3 Gegendemonstrationen stattfinden, so gibt es zum Glück auch hier Menschen, die dieses Verhalten verurteilen.