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Im Eimer.

Der Eimer

Ich komm grad von meiner dritten Verabschiedungs-Veranstaltung diese Woche, und es war bei Gott nicht die letzte. Die letzte Woche und Tokyo und alle Freunde wollen noch mal zusammen mit mir gelacht, getrunken und geweint haben. Auch wenn ich gar nicht alle treffen kann. Zum Bloggen komm ich ja auch kaum noch.

Ich bekomme in diesen Tagen auch einige Emails, Nachrichten, Kommentare von Lesern meines Blogs, die schon lange Zeit oder erst kurz dabei sind, die mir schreiben, wie sehr ihnen mein Blog gefallen hat und dass sie mir viel Erfolg in Berlin wünschen. Einige wollen sich dann auch noch mit mir treffen, darunter ein Brite, der dann gleich seine Prognose für das Spiel England – Deutschland hinterherschickte (2:1). Die Prognose ist zwar hochgradig falsch (denn das Spiel geht 37:0 nach Elfmeterschiessen für Deutschland aus, mindestens!), aber der Grund warum ich ihn nicht treffe, ist das nicht, sondern weil ich einfach keine Zeit habe.
Das gilt auch für die anderen Nachrichten, tut mir Leid wenn ich noch nicht dazu gekommen bin, sie zu beantworten, ich freue mich aber über jede Nachricht von meinen Lesern, so viel sei gesagt!

Ich bin im Eimer. Wer meinen Twitter-Feed verfolgt, kann sehen, dass es mir grad echt nicht gut geht. Dazu plag ich mich mit einer Erkältung rum, die ich mir im letzten Regen geholt hab, und die von den tausend Klimaanlagen hier auch nicht besser wird. Mein Plan sieht erstmal so aus, dass ich hier am 28. ausziehe, nach Kyoto fahre, dort eine Weile bleiben, dann nach Kyushu, mich an den Strand packe. Kurz vorm Ende meines Visas komme ich wieder nach Tokyo, kauf Souvenirs für die daheim und fliege ab.

Damit ihr mal einen Einblick in meinem Kopf bekommt, was ich alles noch zu erledigen habe in diesen Tagen, hier mal eine Liste:

– Mein Visum endet am 11. Juli, d.h. da muss ich das Land verlassen. Ich hab allerdings zum jetzigen Zeitpunkt kein Flugticket nach Deutschland, und Schwierigkeiten eins bekommen (da unverhältnismäßig teuer)

– Ich zieh hier am Montag aus, muss noch packen, Kram nachhause schicken, Zeug verkaufen, meinen liebgewonnen Mitbewohnern Tschüss sagen, Fotos vom Haus und der Nachbarschaft machen und jemanden einteilen, der sich um meinem Orangenbaum, der auf dem Dach steht, kümmert

– Ich muss eigentlich noch vier Fotoaufträge erledigen, von denen ich realistisch gesehen vielleicht noch einen schaffe und selbst der wird knapp. Mit den Konsequenzen der nicht-erfüllten Aufträge muss ich dann auch noch klar kommen

– Zu Hiroshima muss ich auch noch einen ellenlangen Text verfassen, und eigentlich sollte der schon letzten Montag fertig sein…

Auch wenn gestern eine große Abschiedsfeier mit den meisten meiner Freunde hier war, so bin ich doch zu beschäftigt, zu sehr im Stress um die auch genossen zu haben. Allerdings hatten alle Spaß und ne gute Zeit, das ist die Hauptsache.


Motto der Party

Im Restaurant hab ich mich ja letzte Woche groß verabschiedet. Nun ist es aber so, dass einige mit mir dort noch mal essen wollen, bevor ich abhaue, schließlich hab ich da ja ne Weile gearbeitet und so. Für meine Kollegen ist das etwas komisch, auch wenn sie mich freuen, mich unverhofft wieder zu sehen.

Kurz vor Kyoto schick ich den Blog dann in Sommerpause, es geht dann nach meiner Ankunft in Berlin wieder weiter. Ich hab noch genug Japan-Geschichten, dass es bis Oktober reicht.

Mitleid mit einem braunen Würstchen

Wie seit einigen Tagen ein Nazischwein versucht meine Aufmerksamkeit zu bekommen

Quelle: klausipark.de Symbolfoto

Zu den treuesten Lesern meines Blogs gehört seit zwei Wochen eine rechte Mistmade, der ständig versucht rassistische, antisemitische, Holocaust-leugnende und volksverhetzerische Kommentare unter meine Beiträge zu setzen. Natürlich verschwinden die dann immer sofort ungelesen im Papierkorb, sofern sie nicht schon vom Spam-Filter geschluckt werden.

Es handelt sich bei dieser dämlichen Mistsau um einen Deutschen, der in Japan lebt bzw. längere Zeit hier gelebt hat, soviel ist klar. Es ist auch nicht nur mein Blog betroffen, sondern auch andere deutschsprachige Blogs über/aus Japan. Doch mir widmet er die größte Aufmerksamkeit.

Diese zweifelhafte Ehre wurde mir zuteil, weil ich auf seinen ersten Kommentar nämlich sofort in Twitter reagiert habe, und da mein Twitter-Feed in meinem Blog hier rechts angezeigt wird, konnte er das sofort sehen. Dass ihm endlich einer Mal Aufmerksamkeit schenkt hat ihn so sehr begeistert, dass ich am selben Tag und an dem folgenden noch viele, viele weitere Kommentare bekommen habe, und sogar eine persönlich geschriebene Email, die natürlich ebenso ungelesen verschwunden ist.

Das Besondere hierbei ist nun aber, dass es kein blinder Spam von einem Bot ist und nicht ausschließlich Copy & Paste von dumpfen Parolen: Es sind stets neu geschriebene Kommentare. Das bedeutet, da nimmt sich einer fast jeden Tag die Zeit, setzt sich hin, durchsucht das Archiv und schreibt Kommentare, die dann keiner liest. Da investiert jemand Lebenszeit und versucht krankhaft andere Leute auf sich und seine Idiotie aufmerksam zu machen. Wie einsam muss dieser Mensch sein? Wie gelangweilt, vom Leben benachteiligt oder arm dran ist er, dass er es für nötig hält, sich täglich vor den Rechner zu setzen, im Internet hohles Zeug zu verbreiten und gespannt auf die Reaktionen zu warten, die ausbleiben.

Ich hatte neulich mal mit meinem Vermieter über meinen Blog gesprochen und meinte nebenbei, dass grad so ein Idiot versucht, seine Spinnereien in meinem Blog zu setzen, weil meine Texte im Gegensatz zu seinen, von anderen gelesen werden, und er versucht davon zu profitieren. Das Gesicht von meinem Vermieter wurde schlagartig traurig und er meinte, der Typ tut ihm Leid. Er muss so einsam und verzweifelt sein, wenn er sowas macht, sagte er.

Meine Empathie reicht nicht soweit, als dass ich Mitleid mit dieser dummen Sau empfinden kann. Auch als Pazifist habe ich das tiefe Bedürfnis ihn einfach mal mit der nackten Faust ins Gesicht zu hauen um etwas gesunden Menschenverstand in ihn hineinzuprügeln, der inzwischen durch braunen, verrottenden Mist ersetzt wurde. Da diese durch und durch feige Person es allerdings bevorzugt, vermeintlich anonym im Internet seinen Mist zu verbreiten, anstatt direkt von Angesicht zu Angesicht, muss das leider warten.

Seine Email Adresse, die selbst einen rechtsextremem Klang hat, wurde inzwischen von Yahoo gesperrt, und auch sonst jede anderen Plattform, auf der er versucht mich zu kontaktieren, schmeisst ihn und seinen Dreck hochkantig raus. Doch wenn man wirklich seine einsame Verzweiflung und geringen Intellekt, der empfänglich für rechten Mist ist, bedenkt, wird er sich auch weiterhin hinsetzen und versuchen von mir die Aufmerksamkeit zu bekommen, die er von Anderen (Familie, Frauen, Mutti oder Vati) nicht bekommen hat.

Dass er einsam ist, das kann und will ich nicht ändern. Dass er dumm ist, ebenso nicht. Was ich machen kann und definitiv machen werde, ist weiterhin seinen Gedanken-Kot überall zu entfernen, wenn das nicht schon bereits von Anderen getan wurde. Ich kann auch meine Leser um Mitleid für ihn bitten, für dass ich mich persönlich nicht aufbringen kann.

Er kann nichts dafür, dass er eine traurige Gestalt ist.


(C) Martin Langer Eingenässt, einsam und einfältig – deutsche Rechte

Nachtrag: Dieses traurige Würstchen hat sich, in der Hoffnung etwas gegen diesen Eintrag unternehmen zu können, an den Fotografen des obigen Bildes gewandt. Dieser schickte mir dann eine Email mit dem Hinweis, dass es grundsätzlich nicht okay ist, das Bild ist zu verwenden, er in diesem Fall aber eine Ausnahme macht, und er mir dann eine andere Version des Bildes mit klaren Copyright zusendete. Wahrscheinlich hat er genau so wenig Lust auf rechten Mist, wie ich.

Im Übrigen halte ich diesen Armleuchter inzwischen für ernsthaft geistesgestört. Er unterschrieb die Email an den Fotografen mit „Dr. Goebbels“. Das ist jenseits von rechter Idiotie, das ist tatsächlich Realitätsverlust. Jene Art von Geistesgestörtheit, die seine rechte Idole als erstes vernichtet haben.

Die anderen Blogs, die von ihm betroffen sind, erwägen derzeit ein strafrechtliches Verfahren gegen ihn einzuleiten. Da er selbst in Japan sitzt, wird das zwar nicht unbedingt leicht. Doch die deutsche Botschaft in Japan wird dieses Verhalten sicherlich genauso ungern tolerieren. Durch seine IP haben wir auch seinen Wohnsitz (Sapporo).

Postkarte

Postkartenmotiv, Kaiserpalast und das Alte & das Neue + Blumen

Zwei Wochen Tokyo noch und soviel zu tun, zu machen, zu Fotografieren. Dazu ist nun Regenzeit. Komm kaum hinterher…

Diese Woche kam eine Mail einer Redaktion, wo denn der Artikel bleibt, den ich vor 5 Wochen versprochen hatte. Ich hatte den komplett vergessen, da der auf der „Zu Tun“ Liste immer von was dringlicherem verdrängt wurde und runterrutschte. Aber nett, dass sie nochmal nachfragen. Machen Redaktionen eigentlich selten, wenn man sich selbst nicht mehr meldet. Jetzt gabs nochmal Aufschub und gedruckt werden soll der Beitrag im September. Also wieder etwas runtersetzen auf der Liste…

Ho-Ho-Hokkaido Kapitel 6: Eingefrorene Samurai

Am Abend zuvor war ich in Aizu-Wakamatsu angekommen. Aizu ist Japan-weit als historischer Ort bekannt, mit Schloss, alten Gebäuden und eigener Samurai-Legende, die sogar Adolf und Mussolini erreichte. Hohe Berge standen rund um den Ort, der selbst ordenlich hoch lag. Es war kälter als Hokkaido und genau so schneereich.

Mein Freund, der mir seine Wohnung und zweiten Futon zur Verfügung stellte, musste an diesem Montag zur Arbeit. Umso mehr Zeit hatte ich dann, den Ort alleine zu erkunden. Er gab mir noch ne Karte und hilfreiche Tipps auf den Weg, und machte sich dann auf den Weg zur Arbeit. Ich blieb noch im Bett denn es war KALT!!


Blick aus dem Fenster

Es ist ja viel bekannt, über dünne japanische Holzhäuser, die absolut keine Isolierung haben. Aber wer im tiefsten Winter nicht selbst drinnen gewohnt hat, kann sich keine Vorstellung machen. Zentralheizung gibts ja auch keine, so hatten wir nur einen Kerosin-Ofen, der im Futon-Zimmer lief und es einigermaßen erträglich machte. Doch im Nebenzimmer und in der Küche war es so kalt wie im Gefrierfach des dort stehenden Kühlschranks.

Ich duschte, machte Frühstück, spülte das Geschirr, dass da schon ne Woche stand, und reinigte den Kühlschrank von Sachen, die schon ein Eigenleben entwickelt haben. Eine Tupperdose kam mir sehr bekannt vor:
Mein Freund und ich waren im Oktober zum Essen bei einer Japanisch-Lehrerin in Tokyo eingeladen. Es war vorzüglich und am Ende blieb sogar etwas übrig, was sie für uns in eben diese Tupperdosen packte. Ich aß meine Portion dann in den folgenden Tagen. Seine Portion fand ich Ende Dezember in diesem Kühlschrank in Aizu-Wakamatsu, mit einem gräulich-weißen Belag darüber. Doch ich ließ es erstmal drin, vielleicht wars ja ein biologisches Experiment.

Ich machte mich auf den Weg.


Der Weg

Über Nacht hatte es wieder geschneit, all die alten Häuser waren weiss gepudert.

Der Schnee war wirklich tief, und da Aizu nicht so viele Bewohner hat, die zudem auch eher im Auto als zu Fuß unterwegs waren, war ich oft der Erste, der seine Spuren im tiefen Schnee hinterließ.

Dank langer Unterhose und dicken Socken war das selbst mit Turnschuhen nicht das Problem.

Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten fand ich meinen Weg zum Friedhof und zu den Tempelanlagen von Aizu, die leicht erhöht auf einem Hügel lagen. Unten werkelt man an der Rolltreppe bzw. eine Art überdachter Aufzug für die, die nicht so gut zu Fuß waren. Ich zählte mich mal dazu, doch man ließ mich nicht gewähren, schließlich muss man noch bauen. Ich fragte, wann sie denn fertig seien, und sie meinten „Februar“. Also gut, die Treppe dann. Man rief mir noch ein „Sei vorsichtig!“ hinterher.

Die Treppe war komplett eingescheit. Die Stufen waren dabei schon recht alt und für kleine japanische Füße konzipiert. Der plattgetretene Schnee bot dabei auch eine erhöhte Rutschgefahr. Ich packte die Kamera lieber in die Tasche damit ich beide Hände zum Festhalten frei habe.

Oben dann ein netter Ausblick über den Ort, links im Bild der überdachte Gang.

Zwischen nord-europäisch anmutenden, eingeschneiten Nadelbäumen lag der alte Friedhof von Aizu.

Hier liegen auch die 5 weissen Samurai, bzw. ihre Gedenksteine. Ich muss mal schauen, ob ich die Legende noch zusammenkriege, es geht ungefähr so:

Es war einmal in einem Japan im 16./17. Jhd. Die einzelnen Fürste, Stämme und Clans waren öfter mal im Krieg. So auch der Fürst von Aizu, der in seinem Schloss saß und auf seine Samurai wartete. Diese kamen über dem Hügel wo nun der Friedhof steht und schauten auf Aizu. Vielleicht hatte sie die Sonne geblendet, sie hatten zu viel Sake oder der Weg war zu beschwerlich, doch sie sahen ihr Schloss mit Fürst in Flammen stehen und sahen den Krieg verloren. In Wirklichkeit stand und steht es noch bis heute. Jedenfalls nahmen sie diese Sinnestäuschung als Anlass kollektiv Selbstmord zu begehen.

Im Lauf der Geschichte wurde diese, ich sag es einfach mal, Dummheit dann umgedichtet als Akt von ehrenhafter Loyalität, was viele Japaner ziemlich rührte. Vor und im 2. Weltkrieg, als Japan mit Italien und Deutschland ganz dicke war, erreichte diese Geschichte auch Mussolini, der von diesen ehrenhaften Soldaten so bewegt war, dass er 1928 eine Marmorstatue aus Pompeji stiftete, die bis heute dort auf dem Friedhof steht.

Es gibt auch einen Gedenkstein mit Hakenkreuzen drauf, den ich allerdings unter all dem Schnee nicht finden konnte. Laut deutscher Wikipedia steht darauf:

„Ein Deutscher den jungen Rittern von Aizu“

Ob die Legende tatsächlich Adolf erreichte ist historisch nicht belegt, sehr wahrscheinlich ist allerdings schon. Der stand ja nachweislich auf diesen Militär-Pathos.

Eine popkulturelle Verwurstung mit Manga-Charaktern gibt es natürlich auch.

Das hier war ein Souvenir-Verkaufsstand, der allerdings geschlossen hatte und nur neugierige Katzen beherbergte. Die gesamten Waren waren zwar offen, doch da ich ehrlich bin, machte ich nur Fotos und keine Straftaten.


Rechts der Fußball…

Rechts vom Friedhof war eine Schrein und Tempel-Anlage und auch eine Statue von einem der Samurai, wie er grad auf das vermeintlich brennende Schloss schaut.

Hätte er mal lieber für 200yen das Münzfernrohr benutzt…

Ich hatte in der Nacht zuvor noch auf Facebook geschrieben, dass ich in Aizu angekommen bin. Eine befreundete Architektin schrieb mir dann, dass ich mir unbedingt den Sazae-Do anschauen soll. Ein bisschen rumfragen ergab dann, dass der auch bei der Tempelanlage stand.

Inzwischen fing es auch wieder an zu schneien. Ich stapfte also durch das weisse Zeug zum Eingang vom ca. 5 stöckigen Holzturm.

Das Besondere an diesem Turm ist seine Wendeltreppenkonstruktion. Es gibt zwei Eingänge mit jeweils einem Gang. Egal für welchen man sich entscheidet, beide treffen oben wieder zusammen, sodass man keinen Weg zweimal gehen muss. Ich bin es allerdings schon, da ich Bilder machen wollte.

Und die Besonderheit an diesem Turm ist gleichzeitg auch das einzig Interessante. Wenn man die 300yen bezahlt hat und dann oben angekommen fragt man sich durchaus „Wie, das wars nun?“.

Oben, die Decke verziert mit lauter religiösen Sprüchen.

Ich hätte auch ohne die 300yen zu bezahlen einfach hineingehen können, die einzige alte Dame, die heute dort zuständig war, hatten sich zu einer weiteren alten Dame in den warmen Souvenirshop zurückgezogen und beide schwatzten über einem heissen Ofen. Doch wie gesagt, mir war nicht nach Straftaten also rief ich sie und bezahlte. Sie war sichtlich erfreut. Doch neben uns drei war keiner auf dem ganzen Gelände. Zusammen mit dem kalten Wetter, diesem alten Holzturm und dem Wind, der dagegen heulte, kreierte das eine ganz eigene Atmosphäre.

Neben diesem (ungewöhnlichen) buddhistischen Tempel gab es auch eine Shinto-Schrein Anlage, die auch komplett im Schnee lag.

Hinter dem Schrein gab es auch einen eingeschneiten Bambuswald.

Ich bin dann vom Tempel weg, hin zur anderen großen Sehenswürdigkeit: Dem Schloss. Auf dem Weg konnte ich viele Eiszapfen von den Dächern hängen sehen.

Ich wollte ganz besonders nah ran, zu einer Großaufnahme von diesem riesigen Zapfen.

Ich achtete allerdings nicht auf den Boden und sackte auf einmal mit meinem linken Bein ab, in einen Wassergraben, der vom Schnee bedeckt war. Mein linkes Bein bis zum Knie hin war nass. Dazu schneite es immernoch unaufhörlich und durch den Shinto Schrein zu stapfen war auch nicht gerade trocken.

Man sieht mir mein Gemüt vielleicht an.
Der Marsch zum Schloss war ungefähr eine Stunde lang, der Schnee wurde immer heftiger, ich zunehmend nasser und somit wurde mir auch kälter.

Im Schloss selbst gab es einige Bereiche wo man die Schuhe ausziehen musste. Meine Socken waren komplett nass und hinterließen kleinen Pfützen auf dem Holzboden. Doch viel schlimmer war es dann wieder in die nasskalten Schuhe zurück zu schlüpfen.

Aizu ist besonders bekannt für Lackmalereien….

…und eben Samurai und alte japanische Kultur.

Von oben hatte man dann einen wunderbaren Blick über die ganze Schneelandschaft.

Ich machte mich dann auf den anderthalb stündigen Weg nach Hause. Komplett durchgefroren schaltete ich den Ofen ein und packte meine Schuhe und Socken davor. Irgendwann schlief ich dann ein und wurde geweckt von meinem Freund, der von der Arbeit nachhause kam. Ich erzählte, wie ich den Tag verbrachte und er meinte nur „Wow, dann hast du ja voll wenig gesehen“.

Stimmt nicht ganz, ich hab viel gesehen. Viel Schnee. In, auf und außerhalb meiner Kleidung.

Ho-Ho-Hokkaido:
Kapitel 1: Das weite Land
Kapitel 2: Lange Unterhosen FTW
Kapitel 3: Winterwunderland
Kapitel 4: Eiszapfen und das beste Klo der Welt
Kapitel 5: Der Wind bläst südwärts
Kapitel 6: Eingefrorene Samurai
Kapitel 7:Das Ende der Reise