Tokyo Reflections

Heute ist ein Interview von mir online gegangen, das ich für das Tokyo Art Beat Magazin mit dem Architekten Christoph Vogel führte:

Tokyo Reflections ist eine geplante öffentliche Ausstellung in der Tokyo Station und dem Shinjuku Imperial Garden, mit spiegelnden Körper, die eine ausgestorbene Alienrasse darstellen.


© cheungvogl

Es ist etwas kompliziert, das in nur einem Satz zusamenzufassen, für Leute die mehr wissen wollen, ist schließlich auch das Interview da:

Interview im Tokyo Art Beat Magazine: -> Tokyo Reflections

Aber an dieser Stelle kann ich mal erzählen, wie es zu dem Interview kam:

Mit einer gewaltigen Prise Web 2.0 fand ich Tokyo Reflections zum ersten Mal. Auf Twitter folge ich vielen Stimmen aus Tokyo, einer von denen entdeckte eine Meldung im Blog von Jean Snow, der sich wiederum auf einen ausführlichen Beitrag im designboom Blog bezog, dem wahrscheinlich ein ebenso ausführlicher Beitrag auf archiCentral voranging.


© cheungvogl

Als Fan von Architektur, Kunst, Tokyo und abgefahrenen Sachen, fand ich das natürlich sehr geil, und wollte mehr wissen. Ich wandte mich ans metropolis magazine, die allerdings auch nicht mehr wussten, als da stand, und erst etwas bringen wollten, wenn es stattfindet.
‚Wann‘ das ganze stattfindet, stand in keinem der Blogs. Also fragte ich meinen Kontakt, den ich zu Offiziellen der Stadt Tokyo habe, ob die genaueres wissen. Die guckten dann auf die Homepage vom Architektenbüro (die selbst in Hong Kong sitzen) und stellten fest, dass einer der beiden leitenden Architekten Deutscher ist. Man schlug mir vor, doch einfach mal selbst nachzufragen. Ich ging also direkt zur Quelle.


© cheungvogl

Der Kontakt wurde recht schnell recht freundschaftlich (und der Architekt wurde schnell Fan von meinem Blog 😉 ). Ich hatte bei dem Tokyo Art Beat Magazine vorher schon angefragt, ob sie was über das Projekt wussten, oder schonmal was drüber gebracht haben. Sie wussten nix, waren aber umso interessierter daran. Da das Ganze aber auf englisch sein musste, musste ich all meine Fragen die ich auf Deutsch schon beantwortet bekommen hatte, noch einmal auf englisch stellen.


© Tomo Yun/cheungvogl

Leider gibt es noch kein konretes Datum, wann wir Aliens neben Salarymen sehen werden. Aber wenn in einem Land auf dieser Erde, jemals Aliens neben Anzugträgern auf einem Bahnsteig stehen, dann definitiv in Japan.

Interview im Tokyo Art Beat Magazine: -> Tokyo Reflections

Mein allererster Fotoauftrag in Tokyo

Drehen wir mal das Rad zurück auf Sommer und machen einen weiteren Eintrag ins Poesiealbum. Mein erster Fotoauftrag in Tokyo, eine Woche nach meiner Landung, war:
eine Rolltreppe fotografieren.

Schon bevor ich im Juli vergangenen Jahres nach Tokyo geflogen bin, habe ich bei Magazinen hier angefragt, ob sie mich als Fotografen nehmen. Da ich kein Japanisch konnte, suchte ich mir die vielen englischsprachigen Magazine aus Tokyo heraus, und schrieb sie an. Ich verwies dabei immer auf meine Seite auf Neon.de, wo ich mein Portfolio hochgeladen habe. Nach der ersten Kontaktaufnahme würde ich dann Lebenslauf und alles weitere rumschicken.

Es kam dann eine Antwort vom metropolis magazine, denen gefiel, was sie sahen, und die mich dann auch gleich mit der ersten email ins Team aufnahmen.

In Tokyo angekommen, und mittlerweile eine Woche nach dem ersten Hitzeschock mitten im Hochsommer, und der Ankunft in „Tokyo’s Terror Threat“ Nishi-Kawaguchi, gab mir das Metropolis den ersten Auftrag:

In Akihabara gäbe es ein Rolltreppe, die, im Auftrag von JR, kühles, vaporisiertes Wasser auf überhitzte Großstädter sprüht. Ich solle das doch mal auschecken, sie könnten ein Foto für ihre Technik-Ecke brauchen.

Da ich relativ viel Zeit zur Verfügung hatte, hetzte ich mich auch nicht mit dem Ablichten. Wenn ich sonst für ein Foto viel Zeit habe, nutze ich diese auch und lasse die Kamera erstmal in der Tasche. Ich lasse viel mehr den Ort oder den Moment auf mich wirken, versuche eine Gefühl oder einen Eindruck zu bekommen, den ich dann mit der Kamera umsetzen kann.

Ich bin also zuerst die Rolltrepe ca. 20 mal rauf und runter gefahren, hab mir die Düsen und die Leute angeschaut, wie sie drauf reagieren. Erst dann legte ich los, und fing die Eindrücke ein.

Das Ding war relativ neu, viele wunderten sich auch, was das soll, und starrten verdutzt auf die Düsen. Viel Kühlung kam jedoch auch nicht bei den Leuten darunter an, da es teilweise aufgrund der Hitze schon längst verdunstete, oder vom Wind, der durch Tokyo’s Straßenschluchten peitschte, davon getragen wurde. Lustig fand ichs trotzdem, wie eine Dame sich vor dem Wasser schützen wollte:

Ich hab übrigens eine Theorie zu dem scharfen Sommerwind in Tokyo: In jedem Geschäft, Konbni und Restaurant laufen die Klimaanlagen im Sommer auf Hochtouren und kühlen alles auf arktische Temperaturen runter. Läuft man nun an einem Geschäft vorbei, öffnen sich die automatischen Türen, und die Kalte Luft strömt an einem vorbei, bevor man wieder vom heißen Beton-Backofen gebraten wird. DIeses Wechselbad der Temperaturen hat man auch, wenn man in und aus den vollklimatisierten Zügen steigt.

Meine Theorie ist nun, dass all diese kleinen lokalen Stoßwinde, hervorgerufen durch Klimaanlagen, automatische Türen und den sommerlichen Gasherd Tokyo, in den Straßenschluchten sich sammeln und mit vereinter Wucht durch die Metropole pfeifen.

Zurück auf die Rolltreppe:

Da dies mein erster Auftrag war, wollt ich natürlich alles supergut machen, auch wenn es „nur“ eine Rolltreppe war. Doch auch die hatte es verdient, dass ich mein Bestes gebe.

Insgesamt machte ich dann um die 300 Bilder von einer Rolltreppe. Rückblickend gehören die Bilder natürlich nicht gerade zu den Besten, die ich in Tokyo gemacht habe, auch weil ich seit dem Sommer noch einmal ordentlich viel gelernt habe und mich als Fotograf verbessern konnte.

Trotzdem hat mir dieser erste Auftrag in der großen Metropole sehr gefallen, ich habe es genosen wieder als Fotograf zu arbeiten und mich ernsthaft und konzentriert mit einem Thema auseinanderzusetzen.
Das Metropolis war von meinem Einsatz auch angetan, und weitere Aufträge folgten. Eine Bezahlung allerdings nicht.

Doch seitdem achte ich besonders auf die Rolltreppen, die mir hier begegnen und ich versuche ein besonderes Foto von ihnen zu machen, immer mit der Erinnerung im Hinterkopf, an meinen ersten Fotoauftrag in Tokyo .

Fuji-Film

Und ich hab nur 6 Monate gebraucht, um ihn das erste Mal in Japan zu sehen…

Gesehen aus der Nähe von Omiya, Saitama.

Nachtrag: Weil ein Klugscheisser die Nachbearbeitung dieses Bildes genauer analysiert hat, die ich größtenteils nach meinen eigenen ästhetischen Vorlieben vorgenommen habe, hier auch einmal die unbearbeitete Vorlage: Fuji pur.