Post aus Nah-Ost 1: Die Straße nach Palästina

Mitte Oktober war ich eine Woche lang für ein Journalismus-Projekt in Jenin, Palästina. Hier nun meine Geschichte, die auch die Geschichte der Leute ist, die ich begleitet habe und die Geschichte der Menschen, die ich dort getroffen habe. Eine Geschichte aus einer Region, aus der nicht viele Geschichten nach außen dringen, und die doch so viel zu erzählen hat.

Prolog

Eines Tages trudelte eine Email in meine Redaktion ein: Die Organisation “Global Eyes TV” macht ein Videojournalismus-Projekt in Palästina, finanziert vom Auswärtigen Amt. Zum Einen sollten wir in der nächsten Ausgabe auf dieses Projekt aufmerksam machen, zum Anderen konnten wir uns aus der Redaktion auch drauf bewerben. Ich ließ es mir ein Wochenende lang durch den Kopf gehen und bewarb mich.

Ich wusste nichts über diese Region, die Geschichte oder die aktuelle politische Lage. Ich hab den ganzen Konflikt jahrelang ausgeblendet, als er in den Medien auftauchte, weil ich ihn einfach nicht verstanden habe, und auch garnicht verstehen konnte.
Zudem konzentrierte ich mich eh immer mehr auf den Fernen als den Nahen Osten.

Gerade weil ich so wenig über die Region wusste, wollte ich hin. So konnte ich mir möglichst unvoreingenommen selbst ein Bild der Lage machen. Aber das ich mich auf das Projekt, auf eine neue Herausforderung, beworben habe, hatte auch andere Gründe:
Zu dem Zeitpunkt war ich bereits in dem dritten Monat nach meiner Landung in Berlin – und ich war in einem absoluten Tief. Der “Expat Blues” traf mich nun voll.
Expats bzw. Expatriate sind Leute, die von ihrer Firma für einige Jahre ins Ausland gehen und dort in den Zweigstellen u.a. leitende Positionen einnehmen. Nach Ablauf ihrer Expat-Zeit werden sie wieder zurück beordert – und fallen in ein Loch. Im Ausland noch in einer gehobenen Position, kommen sie wieder in den alten Trott ihrer Firma zurück. Einige brauchen Jahre um sich zu erholen.

Mir ging es ähnlich. War ich in Japan noch von allen als Fotojournalist akzeptiert und konnte so arbeiten, wurde ich in Berlin wieder in die Rolle gedrängt, die ich vor meinem Jahr in Japan hatte und aus der ich rausgewachsen war. Alle sahen mich nur als unerfahrenen jungen Fotografen, ohne Abschluss.
Meine erste Bemühungen Arbeit zu finden, als Fotoassistent oder Fotograf bei kleineren Publikationen, fruchteten nicht. Das frustrierte und ich stellte mehr und mehr die Frage, warum ich überhaupt wiedergekommen bin. Ich brauchte nur irgendwie ein Signal, ein Zeichen, oder einen kleinen Erfolg, der mir zeigt, dass meine Anwesenheit in Berlin Sinn hat. Sonst könnte ich ja gleich wieder die Koffer packen und in das Land zurückkehren, in der meine Arbeit befriedigender war.

Schlussendlich bekam ich meinen alten Job bei der Berliner Zeitung wieder, mit einem Foto pro Woche. Die ersten Wochen in diesem Job waren absolut unbefriedigend.
Nachdem ich es gewöhnt war, in Japan große Reportagen zu fotografieren, oder interessante Portraits für 200€ pro Auftrag, gab es in Berlin wenig Spannung und wenig Geld. Das liegt vlt. weniger an Berlin, als an meiner Erwartungshaltung, doch es zog mich immer weiter runter.

Dazu kam, dass ich seit Monaten (!) an einem Artikel saß und nicht weiter kam. Und bevor dieser nicht fertig wird, brauch ich mich garnicht erst an weitere Themen setzen.
Als dann auch noch Besuch aus Tokyo kam, wurde mir dieser Unterschied zwischen meinem aufregenden, hektischen und produktiven Leben in Tokyo und der Lethargie in Berlin, nur noch klarer.

Ich hatte schlichtweg meine Motivation für Fotografie verloren. Nicht nur unbedingt, weil ich kaum eine berufliche Perspektive in Berlin sah. Ich fand einfach nichts mehr spannend. Alles war fad.

Meine Bewerbung und Fahrt nach Palästina war gewissermaßen eine Flucht von all dem, was mich in Berlin frustrierte. Eine Flucht nach vorn.

“Du bist dabei!”

Ich bewarb mich also – und dann blieb es eine zeitlang still. An einem Freitag kam dann eine Email: “Wir haben kaum noch Plätze frei, wer zuerst auf diese Email antwortet, ist dabei”. Die Email kam kurz nachdem ich aufwachte, und glücklicherweise entschloss ich mich, erst die Emails zu checken und danach dann zu frühstücken.
Ein paar Stunden später kam die Bestätigung. Ich war der zweite, der auf die Email antwortete, und hatte somit noch den allerletzten Platz erwischt. Ich war dabei.

Vor der Fahrt waren noch zwei Vortreffen in Berlin angesetzt. Bis auf Eine kamen alle Teilnehmer aus der Hauptstadt.
Die Veranstalter, “Global Eyes TV”, kannte ich schon. Als ich Anfang 2009 beim Berliner Fenster gearbeitet habe, kam mir auch eine Pressemeldung von “Global Eyes TV” auf den Tisch. Global Eyes ist eine Videoplattform für junge Geschichten. Die Idee ist, dass Jugendliche in aller Welt sich eine Kamera schnappen und ihre Geschichte erzählen, fernab von den Dramatisierungen und großen Skandalen der Medien. Wenn ein Erdbeben in Haiti ist, guckt die ganze Welt drauf. Doch wie geht es Jugendlichen sonst dort? Was machen sie? Was finden sie spannend?
Das zu zeigen und eine globale Vernetzung von jugendlichen, ihren Gefühlen, Gedanken und Geschichten herzustellen – das ist die Idee von Global Eyes.

Eine Idee ist allerdings nur so gut wie ihre Umsetzung. Als ich mir damals im Zuge der Recherche ein paar Beiträge auf der Seite anschaute, fiel es mir doch schwer, einige Beiträge bis zum Ende anzuschauen. Um ein Video zu produzieren, braucht es schon ein gewisses Maß an handwerklichen Können, damit die im Video erzählte Geschichte auch verstanden wird.
Ich machte dann einen Beitrag über Global Eyes, der dann auf Sendung ging. Dann gings nach Japan und wieder zurück.

Inzwischen hatte sich bei den Videos auf der Plattform auch einiges getan. Und die Idee von dieser Palästina-Reise war eben auch, dass wir dort hinfahren, mit professioneller Unterstützung und Ausstattung, und dort Geschichten aus der Region erzählen. Wir würden so etwas über Videojournalismus lernen und die dort könnten ihre Gedanken und Geschichten mit uns teilen, die wir dann, einigermaßen ansprechend, ins Netz laden.

Alle Teilnehmer hatten einen, mehr oder wenigen, journalistischen Hintergrund, oder zumindest schon etwas Erfahrung in Print, Fernsehen, Online oder Film. Das machte es sehr angenehm, da alle zwar aus verschiedenen Ecken kamen, es aber ein allgemeines Interesse gab, Geschichten zu erzählen, und sich darüber auszutauschen. Ich fand das sehr erfrischend.

Die Treffen

Beim ersten Treffen waren alle noch nervös und größtenteils schweigsam. Stille macht mich immer unruhig und ich fang dann an zu labern, was mir auch leicht fiel, da zwei Leute aus meiner Redaktion auch dabei waren, und ich so schon jemanden bei den Treffen kannte.

Da ich die meiste Zeit am labern war, konnte ich die anderen nur durch Beobachten einschätzen. Nach einer Woche mit dieser Gruppe musste ich allerdings feststellen, dass ich mit meinen Ersteindrücken komplett daneben lag. Die, die ich für eine anstrengende Ökotussi hielt, ist mir am Ende der Reise am sympathischsten in Erinnerung geblieben. Mit der, bei der ich dachte, die ist nur still und sagt nichts, konnte ich mich am Amüsantesten unterhalten. Und die, mit der ich dachte am Besten klar zu kommen, konnte mich am Ende der Reise nicht mehr sehen.
Und ich, der bei den Vortreffen lange und viel gelabert hat, war in Palästina doch oft mehr für sich und in Gedanken versunken.

So kann der Ersteindruck täuschen.

Der Flug

Als wir Berlin verließen war es kalt.
In dicken Jacken und Mützen trafen wir uns am Flughafen und sammelten uns um unser Gepäck, in dem neben unseren Unterhosen auch Computer und Kamera-Equipment lag. Ich verzichtete auf meinen Computer, der eh schon am Ende seiner Tage war und selbst bei normaler Zimmertemperatur überhitzte. Ich hatte nur meine beiden Kameras dabei und mehr brauchte ich auch eigentlich nicht.
Im Sinne einer harmonischen Zusammenarbeit packte ich aber zusätzlich auch noch frische Kleidung ein.

Die Pässe wurden eingesammelt und die Flugtickets, die von einer Airline sponsoriert waren, wurden verteilt. Es gab kurz eine kleine Verwirrung am Schalter, da in meinem Pass eben nicht “Fritz” vorne dran steht, ich mich aber als solcher beim Projekt beworben hatte, und auch nach meiner Annahme vergessen hatte, das mal in einem Nebensatz zu erwähnen. So stand auch auf beiden Flugtickets “Fritz”, statt dem Namen im Pass.

Es begannen die ersten Pokerrunden um einen Fensterplatz im Flug nach Istanbul, von wo es in einem zweiten Flugzeug dann nach Tel Aviv gehen sollte. Mir war das relativ egal, ich war immer noch damit beschäftigt zu realisieren, wohin die Reise überhaupt gehen sollte.

Ein Ossi im Nahen Osten

Im Flugzeug saß ich dann neben einem älteren Herrn, der von Istanbul weiter nach Syrien flog. Er sprach mich auf die doch größere Gruppe Jugendliche an, mit der ich reiste. Ich erklärte kurz wer wir sind und wohin wir wollen – und er fing an zu erzählen.

Seit mehreren Jahrzehnten ist er im arabischen Raum unterwegs, schon zu DDR Zeiten war er als Ingenieur dort tätig um u.a. Zementwerke zu betreuen. Mir war bis dahin überhaupt nicht klar, dass die DDR dort aktiv war. Doch doch, sagt er, und erzählt von seinen Erfahrung in Arabien.
Ich war viel zu sehr beschäftigt, diesen spannenden Geschichten zu lauschen, als mir exakte Notizen zu machen. Nur ein paar Anekdoten konnte ich mir erhalten:
So ist zum Beispiel in Syrien mal in der Nähe seines Autos eine Bombe hochgegangen, mit mittelmäßiger Sprengkraft aber lautem Knall, und am nächsten Tag wurde er von seinen arabischen Arbeitskollegen als feige verspottet, weil er sich nach der Explosion gleich aus dem Staub gemacht hätte. So etwas waren die wohl mehr gewöhnt, als er.

Er selbst war nicht sonderlich parteitreu, er war nur treu seinem Handwerk, und da war er anscheinend so ausgezeichnet, dass ihn die Parteiführung um die halbe Welt schickte. Ab und an büchste er auch mal aus und reiste umher, aber immer so, dass es keiner mitbekam.
Er hatte ein unglaublich tiefes Verständnis vom arabischen Raum, dass er in einem sehr pragmatischen und oft, durch das hohe Alter, zynischen Tonfall erzählte, und mich so auf die nächste Woche in Palästina vorbereitete.

Neben dem arabischen Raum war er auch in Kuba zugange, und betreute dort eine Fabrik, die von der DDR geschenkt war. Von dort erzählte er mir zwei Geschichten, die mir noch besonders im Gedächtnis blieben:

Einmal war Honecker zu Gast in Kuba und besuchte den Sozialismus bei der Arbeit in eben dieser Fabrik, die mein Sitznachbar betreute. Fidel Castro war bei dem Staatsbesuch natürlich auch anwesend und besuchte mit Erich die Fabrik. Allerdings hatte Castro weniger Augen für den Sozialismus bei der Arbeit, als für eine junge, weibliche Mitarbeiterin. Castro beschäftigte sich also nur mit der jungen Dame, während Honecker etwas alleine in der Halle rumstand. Mitglieder aus Partei drängten dann meinen Sitznachbar doch mal den Erich zu beschäftigen, der könne doch hier nicht einfach rumstehen. Er zeigte Honecker dann ein paar Schalter und Hebel, bis Castro sich wieder zeigte.

Ein anderes Mal in Kuba wollte er zu einem Strand. Nicht unbedingt an einen Touri-gefüllten, sondern einen eigenen, freien Strand. Besonders hatte es ihm der Strand auf einer Insel angetan, die jedoch militärisches Sperrgebiet war und regelmäßig von Booten umkreist wurde.
Er besorgte sich ein paar Kisten Rum und fuhr zur Militärstation. Er bat um Erlaubnis auf diese Insel zu dürfen, doch die Soldaten winkten nur ab. “Ich hab da diese Flasche Rum im Kofferraum….” meinte er, und weckte die Neugier der Uniformierten. Sie ließen sich gern die Flaschen zeigen und meinten “Der Ami kommt heut schon nicht vorbei. Lass uns ein paar Flaschen hier, wir bringen dich hin. Wir müssen dich aber begleiten, okay?”. Zusammen mit den Flaschen, Soldaten und deren Gewehren setzten sie also über.

Knallende Sonne, 30°C und warme Uniformen vertragen sich nicht mit Rum. Die uniformierten Begleitpersonen waren nach wenigen Flaschen schon betrunken und schliefen am Strand ein. Mein Sitznachbar konnte zwar ein Boot steuern, aber er konnte ja schließlich nicht ohne die Soldaten wieder zurück. Er trug deren Körper nun also wieder aufs Boot und nahm ihre Kalashnikows, die den Betrunken vom Körper gefallen sind.

Nach der Landung in Istanbul bat ich ihn um seine Visitenkarte und er gab mir eine Empfehlung für eine lokale Spezialität in Palästina: gekochter ganzer Hammel. Die Augen sollen eine Delikatesse sein.
Die Vegetarierinnen in unserer Gruppe hörten das und äußerten laut ihre Ablehnung, woraufhin mein Nachbar meinte, dass sie doch mal mehr Fleisch essen sollten, wenn sie Kinder kriegen möchten.

Istanbul

Der erste Stopp. Schmiedeeiserne Bänke in der Transit-Lobby, überteuerte Duty Free Kram, viele Chinesen. Ein Mädel aus unserer Gruppe kaufte sich ein frisches Bier und kassierte böse Blicke von kopftuchtragenden Frauen.

Die Nachricht, dass uns ein Fahrer in Tel Aviv wegbricht, erreichte uns in Istanbul. Das bedeutete, dass wir in zwei Fahrten die Gruppe bewegen mussten und ein mehrstündiger Aufenthalt in Tel Aviv eingeplant wurde.
Wir gingen noch einmal unsere Aussagen für die israelischen Beamten durch, falls sie uns nach dem Grund unseres Aufenthalts ausfragten. Wir sollten auf keinen Fall lügen – aber die ganze Wahrheit auch nicht erzählen, wenn sie nicht direkt danach fragten.

Im Flieger nach Tel Aviv machte ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit Hummus.
Hummus ist ein Kichererbsenbrei, der mir in der folgenden Woche noch zum Frühstück und zum Abendessen begegnen sollte. Jeden Tag.
Ich verschenkten meinen Hummus schon im Flugzeug und sprach ein ernstes Wörtchen mit meinen Magen, worauf er sich in dieser Woche einzustellen hatte.

Tel Aviv


Flughafen Tel Aviv, der linke steile Gang Arrivals, der rechte Departures

Es war bereits Nacht als unser Flieger ungewöhnlich tief über Tel Aviv hinwegzog. Grenzgespräch, Gepäck und auf die Gruppe warten verzögerten sich, da ein Koffer fehlte und gleich großes Gewese gemacht wurde. Tel Aviv hat aber einen sehr schönen Flughafen.

Zwischen Ausgang und Wartenden befindet sich in der Halle nur eine bauchhohe Absperrung, an deren Seiten ein konstanter kleiner Wasserfall runterlief.

Als wir den Flughafen verließen, spürte ich gleich wieder den Sommer auf meiner Haut, der Deutschland schon vor einiger Zeit viel zu schnell verlassen hatte. Die Luft roch leicht salzig nach Meer und eine frische warme Brise zeigte mir, dass ich nun ganz weit weg von Berlin war. Ich grinste und stellte meinen Rucksack ab, um möglichst viel von dieser Luft an meinen Körper zu lassen.

Wir hatten einen alten VW-Bus und einen Fahrer, allerdings auch mehr als 10 Leute in der Gruppe. Ich plädierte darauf zu bleiben, schließlich war ich noch nie in Tel Aviv und die Aussicht, mal wieder bei warmer Luft aufs Meer zu schauen, hielt mich von der Autotür fern.
Wir teilten uns ohne Streit auf, packten unser gesamtes Gepäck in den alten VW-Bus und sagten dem arabischen Fahrer, dass er uns in ein paar Stunden abholen soll, wenn er den ersten Teil der Gruppe nach Palästina gebracht hatte. Er versicherte uns in der Dunkelheit “Schleichwege” zu fahren und die Grenzposten zu vermeiden. Diese Aussage und das alle Fenster im Auto mit schwarzen Tüchern verhangen war, gab mir zwar zu denken, doch in dem Moment war mir eh nach Meer und Sternenhimmel.
Und zudem saß ich ja nicht im Auto.

Einer aus unserer Gruppe geht auf ein jüdische Gymnasium in Berlin, ohne selbst jüdisch zu sein. Doch er sprach Hebräisch und kannte die Stadt. Er organisierte zwei Taxis, die uns zu einer “netten Ecke” bringen sollten, wo man das Meer sehen konnte.
Die Straße, an der uns die Taxis absetzten, lag direkt am Strand. Feiner Sand auf dem Asphalt blitzte im Kunstlicht der Laternen, doch ich sah eh nur Richtung Meer und Sternenhimmel.

In Berlin sieht man keine Sterne, wegen der Lichtbelastung und dem oft verhangenen Himmel, in Tokyo aus denselben Gründen erst recht nicht. Doch an der Küste hat man ja oft Glück. Ich bedachte in meiner Euphorie über die warme Temperatur allerdings zwei Sachen nicht:

1. Es war Nacht und da sieht das Meer nicht weil es zu dunkel ist.
2. Tel Aviv ist eine Touri-Hochburg und Party-Stadt.


Links das Meer, rechts das Licht

Das Meer rauschte jedoch und der Sand zu meinen Turnschuhen war feiner als ein Ostseestrand je hätte sein können. Wohl auch, weil unweit unserer Position ein Ungetüm mit Scheinwerfern durch den Sand fuhr und ihn in Kreisfahrten durchsiebte. Auf der Straße pusteten zwei Araber, soviel konnte man an der Sprache erkennen, mit einer Art Laubbläser den Sand vom Asphalt Richtung Strand. Für die niederen Jobs wird ein regelmäßiger Grenzübergang gestattet.

Für 10 Minuten am Strand war ich glücklich, und mit mir und der Welt zufrieden. Dann sah ich mich um.

Die “nette Ecke” war zu nachtschlafener Zeit sehr ungemütlich. Angetrunkene junge Gruppen standen auf beiden Seiten der Straße, viele knapp bekleidete Damen stelzten über den Asphalt und schauten den Autos hinterher. Und neben uns am Strand machte sich eine Jugendgruppe breit, die zu lauter Musik feierte und gröhlte. Ab und an büchste einer mal aus um halbnackt ins Meer zu rennen nur um dann wieder triumphierend zur Gruppe zurück zu kehren.
Sicherlich ein Klischee, doch denk ich an Israel, denk ich an Religion, zugeknöpfte Damen und komisch gekleidete Herren. Die Nacht in Tel Aviv… überraschte mich.

An dieser Stelle spaltete sich nun unsere Gruppe. Während unsere blonden Mädels die Neugier der Jungs der israelischen Gruppe weckten und sich zu ihnen setzten, blieben ich, unser Arabisch-Übersetzer & Cutter, und zwei weitere Jungs, der Gruppe fern. Unser Übersetzer, sonst ein sehr geselliger und unterhaltsamer Kerl, äußerte klar seine Unlust sich zur Gruppe zu setzen, und ich teilte seine Meinung. Und auch wenn er sie nicht noch klar benannte, so konnte ich mir die Gründe denken.
Zum Einen war der Alkoholspiegel unserer beiden Gruppen unterschiedlich, und ich persönlich finde solche Gespräche dann immer sehr leidlich. Zum Anderen erwartete ich die Art Gespräche, die ich in Japan so oft geführt habe. Zwar selten mit Japanern, aber fast immer mit internationalen Reisenden in Hostels: Wo kommst du her, cool, deine Sprache klingt ja ulkig, was machst du hier, cool, komm uns doch mal besuchen, blah… Small Talk in gebrochenen Englisch, mit echten Interesse oder nicht, und oft erzwungener Begeisterung für das was der andere sagt, aus Gastfreundschaft oder Unsicherheit. Ich habe diese Gespräche zu oft erlebt und die letzten sind nicht so lange her, als dass ich jetzt hier am Strand von Tel Aviv wieder Lust drauf hätte.

(Am Ende der Reise sprach ich noch mal mit einem der Mädels, die sich an diesem Strand zur israelischen Gruppe setzte. Sie erklärte mir, dass die doch was interessantes zu sagen hatten.)

Unser Übersetzer steht mit dem Knöcheln im Meer, während über ihm ein Licht leuchtet. Das ist nicht der Mond, kein Stern sondern ein Flugzeug im Landeanflug. Steht man dort nachts am Strand sieht man dieses Licht, wie es seinen Schein übers Meer bishin zum Strand zieht und immer größer zu werden scheint, bis es donnernd über einen hinwegzieht.

Wir zogen dann Richtung Stadt und ließen die Mädels zurück. Egal welche Straße wir nahmen, es wurde nicht angenehmer. Vom Dönermann, der von einem von uns 18€ für einen Döner abknöpfen wollte, über all die verstreuten Flyer auf den Boden, die für Prostituierte warben. Diese erinnerten mich übrigens stark an Tokyo, an Ecken in Shinjuku. Nur, dass die Mädchen dort immer Schulmädchen-Uniformen trugen.


In Hebräisch werden nicht nur heilige Schriften verfaßt, sondern auch Werbung für Nutten.

Wir holten uns ein Eis, versuchten Ecken zu vermeiden, die noch unangenehmer aussahen, als die, in der wir uns grad befanden, und gingen wieder zum Strand zurück. Die Mädels saßen immer noch da und waren vergnügt. Noch mindestens vier Stunden bis unser Auto kommt.

Irgendwann löste sich die israelische Gruppe auf und wir hatten unsere Mädels wieder. Gemeinsam gingen wir wieder Richtung Stadt, bis unser Übersetzer stoppte und meinte, er wird hier warten – und ich schloss mich ihm an.
Ich war einfach unruhig. Ich kannte weder Gegend, noch Gebräuche, noch Sprache. Dem Übersetzer ging es ebenso: “Selbst wenn jetzt einer auf mich zukommt, ich könnte ihm nicht erklären, dass er mich in Ruhe lassen soll.” Diese Unfähigkeit machte auch mich unruhig. Zudem lohnte es nicht, bei dieser Dunkelheit, die Stadt mit der Kamera zu entdecken. Wir suchten uns einen Straßenladen, ich kaufte mir einen Eistee und wir nahmen uns einen der vielen Tische, die vor dem beleuchteten Laden in der Nacht auf die Straße gestellt wurden. Sobald ein weiterer Gast kam, wurde ein weiterer Tisch hinzugestellt. Und es waren erstaunlich viele Gäste da, 3 Uhr in der Nacht.

Es war Shabbat, also Sabbat, heiliger Tag. Mir schien es allerdings auch ein Ausgeh-Tag zu sein, viele Lokale um uns rum waren von Jugendlichen besetzt. Allerdings blieben die unter sich und provozierten nicht die Älteren, die mit uns saßen und in der Nacht ihren Tee tranken und schwatzten. Ob es an der Hitze am Tag liegt, dass man sich zum Kaffee oder Tee in der Nacht trifft?
Eine Gruppe älterer Herren, deren graues Haar deutlich auf ihrer braunen Haut selbst in dieser Dunkelheit zu sehen war, spielte laut neben uns Karten.

Ich versuchte nur, wieder zur Ruhe zu kommen und holte meine Kamera raus, um das Leben um uns herum einzufangen.

…und hätte meine Kamera nicht meinen Film gefressen, wäre an dieser Stelle auch ein Bild.

So saßen wir also hier in Tel Aviv, unbekannt und stumm.
Ich habe immer versucht, nicht so raushängen zu lassen, dass wir Deutsch sind. Wer weiß ob ein angetrunkener Idiot mit Holocaust-Verbindung nicht ein Ventil für seinen Frust suchte – und das Ventil sollte nicht mein Gesicht sein.

Das funktionierte ganz gut. Die Jugendgruppe am Strand fand zwar raus, dass wir aus Deutschland kamen, allerdings hörten die auch deutsche Musik aus ihren Boxen, da ging das in Ordnung. Im Straßenlokal, als zahlende Gäste, war der Empfang ähnlich herzlich.
Eine rüstige Dame mit breiter Hüfte und 40-50 Jahren kehrte neben uns die Kippen der Kartenspieler weg und fragte uns, woher wir kamen.

“Where you from? America? I love you!”
“We’re from germany” korrigierte der Übersetzer
“From Germany? I love you!”

Irgendwann, als der Morgen langsam graute und das Schwarz hinter den Hotelhochhäusern der Stadt langsam zum Blau wurde, kam der Rest unserer Gruppe wieder zurück, unser Israel-Experte mit einem Schawarma in der Hand. Er hatte ihn gekauft, doch es war zuviel für ihn und er dachte “vielleicht hat Fritz ja noch Hunger”. Nette Geste, aber mein Magen diskutierte noch mit mir und dem Hummus über die arabische Küche, und verweigerte erstmal alles.

Seit nunmehr 5 Stunden waren wir in der Tel Aviver Nacht unterwegs und unruhig. Auf Drängen vom Übersetzer wurde nochmal der Fahrer angerufen. Er sei auf dem Weg und wir sollten uns an einem bestimmten Ort treffen, in der Nähe der amerikanischen Botschaft.
Nun mit Hebräisch-Kenntnissen im Team fragten wir uns durch. Es wurde immer heller und ich konnte nun auch wieder Bilder machen.


Palmen!

Die Straßenleuchten waren noch an, doch mehr Meer war jetzt schon zu sehen. Wir gingen zur Botschaft, dann von dort um die Ecke, dann hinter ein Haus und dann waren wir wieder an der großen Straße beim Strand, wo uns das Taxi ein paar Stunden zuvor hinbrachte. Aber diese große, unübersehbare Straße als Treffpunkt auszumachen, wäre natürlich viel zu simpel gewesen.

Auf dem Weg zum Auto kamen wir an vielen leeren Schuhen vorbei.

Tatsächlich leere Schuhe, immer in Paaren standen sie am Straßenrand. Ich habe beim besten Willen keine Ahnung, was das bedeuten sollte. Vielleicht haben sich ein paar angeheiterte Gesellen der Schuhe entledigt um barfuß zum Strand zu gehen – und dann wurden sie einfach vergessen. Doch so viele Paare, die an der Straße standen, das musste einen Zusammenhang haben.

Der selbe alte VW Bus lud uns wieder ein. Scheinbar hatte er es über die Grenze geschafft, und wieder zurück.
Kurz nach der Abfahrt schlief bereits die Hälfte der Gruppe ein. Ich konnte nicht, ich war viel zu aufgeregt von all den Eindrücken und hatte auf der Straße nach Palästina stets die Kamera im Anschlag. Bei solch einem intensiven Sonnenaufgang auch verständlich.

Auf der Straße waren wenig Autos, dafür Radfahrer, Fußgänger und auch ganze Schafsherden.

Das Auto hatte seine besten Tage schon hinter sich, die meisten Gummierungen und Polster waren abgerissen oder lose. Einen Gurt gab es nur für den Fahrer und Beifahrer.

Aus den Boxen tönte der schlechteste Musikmix, den ich seit Jahren gehört hatte, über den ich mich konstant auch bei jedem neuen Pop-Fehlgriff laut beschwerte. Es war nichtmal arabische Musik, sondern US-Songs aus den 70er und 80ern, einige schlecht gecovert, abgespielt von einem alten Tape, dessen Band schon zu oft durch das Gerät gequält wurde.

Wir fuhren vorbei an Siedlungen, eingemauert und eingezäunt, oder komplett frei. Der Blick aus dem Fenster erzählte viel, auch wenn nicht mehr alle wach genug waren, hinzusehen und zuzuhören.

Je weiter wir uns von Tel Aviv entfernten, desto karger wurde das Land. Hügel, mit Geröll, Gestein und Gewächs, die mich an die mediteranen Landschaften von Italien erinnerten. Und das war das heilige Land? Hügel voller Felsen?

Nebenbei bereitete ich mich auf den Grenzübergang vor. Viel hatte ich gehört, von intensiven Befragungen und Durchsuchungen, mit vorgehaltener Waffe oder ohne. Israel ist streng, was die Ein- und Ausreise in die besetzten Gebiete angeht. Wir fuhren auf den Grenzposten zu und ich packte die Kamera nach dem Foto weg.

Um die Zeit war der Grenzposten seltsam leer. Je näher wir kamen, desto weniger sahen wir. Aus den Boxen spielte “Knocking on Heavens Door” von einem oftkopierten und abgespielten alten Tape, während wir über die Grenze fuhren.
Und dann… waren wir durch.

Es war niemand da! Kein Mensch kontrollierte uns oder kümmerte sich überhaupt darum, wohin wir wollten. Nach all dem Gerede und Panikmache im Vorfeld sind wir einfach durchgefahren. Ich fing an laut zu lachen.

Mein noch wacher Nachbar guckte mich leicht schockiert an, dass ich aus unerfindlichen Gründen anfing herzhaft zu lachen, doch ich fand das alles einfach nur absurd.
Eine aus unserer Gruppe wachte durch mein Lachen auf und fragte, ob sie den Pass für die Grenze rausholen sollte. Ich lachte nur weiter und winkte ab.

Wir waren nun in Palästina und folgten der Straße Richtung Jenin, dem Ort, in dem wir die nächsten Tage leben werden. Das Land wurde immer karger, die Gebäude provisorischer und abgeranzter. An den Straßen fanden sich erstaunlich viele Autowerkstätten. Zumindest die werden oft gebraucht hier.

Wir fuhren vorbei an leeren Hügeln und aufgegebenen Siedlungen. Fast alle Gebäude umwehte der Hauch des Temporären, als wäre hier nichts für Dauer gebaut und könnte so schnell abgerissen werden, wie es hingebaut wurde.

An den höchsten Gebäuden konnte man den vorherschenden Glauben der Siedlung erkennen. Minarette und Kirchtürme (von denen gab es allerdings weniger) stachen an den Hügeln hervor. Unser Fahrer erzählte von Siedlungen, wie der christlichen Siedlung auf einem Hügel links und eine moslemische Siedlung auf einem Hügel rechts. Zwischen ihnen nur das Tal, die Straße und Harmonie. Die, die in dieser Region Stress machen, sind andere…

Durch den Hügel durch ergab sich dann ein Blick ins weite Tal.

Hier und da mal ein Feld, von denen einige an diesem Morgen dampften. Wir fragten unseren Übersetzer, der die ganze Zeit den Fahrer dolmetschte, wie weit der Weg noch ist, doch bevor dieser wieder übersetzen konnte, antwortete der Fahrer auf Deutsch “Sechsundzwanzig Kilometer”. Wir konnten nur erstaunt sagen “ah Deutsch?” und er sagte “Warum nicht?”. Er hat wohl einen Verwandten in Deutschland und hat ein paar Sachen aufgeschnappt.

Dass er meine ständige Kritik an seiner Musik wohl die ganze Zeit gehört haben musste, wurde mir dann schlagartig klar. Aus Höflichkeit wird er wohl nichts gesagt haben, mutmaßt unser Übersetzer.

De Fahrer fragte: “Wollt ihr mal Kamele sehen?” und ich zückte schon die Kamera. Wir fuhren an einer Kamelfarm vorbei…

…und ein Vorurteil erfüllte sich. Auch wenn ich keine Kamele in freie Wildbahn oder in der Wüste gesehen habe – so etwas gibt es auch nicht mehr. Genauso wenig wie es in Europa Pferde oder Kühe in freier Wildbahn gibt.

Nicht mehr lange nach der Kamelfarm hielten wir an und es hieß, wir sind da. Inzwischen war es 8 Uhr morgens, der Betrieb auf den Straßen im Ort im vollen Gange. Die Sonne knallte hell und wir verdrückten uns ins Hostel. Wir weckten zwar die, die mit der ersten Fuhre ankamen, doch das war uns egal. Naja, mir zumindest.

Ich war nicht müde. Draußen war es taghell. Die Hähne schrien die Morgensonne an und die Martkschreier ihre Kunden. Autos hupten wild und immerwieder hörte man die Hühner. Hupen und Hühner, das war mein erster Eindruck von Jenin.

Ich legte mich in Klamotten aufs Bett und war nicht müde. Oder anders: Ich konnte nicht schlafen. Soviele Eindrücke prasselten in den letzten Stunden auf mich ein, mein Gehirn hatte noch garnicht alles verarbeitet. Müde schrieb ich alles auf, was mir aus den letzten Stunden im Gedächtnis blieb. Ich schloss meine Augen, um sie kurz auszuruhen.

Vier Stunden später wachte ich in Klamotten auf, der erste Projekttag stand an und das erste Treffen war in 20min. Ich spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht und machte mich auf dem Weg. Angezogen war ich ja schon, das sparte Zeit…

———

Post aus Nah-Ost:

Teil 1 – Die Straße nach Palästina
Teil 2 – Wie Tag und Nacht
Teil 3 – Der Tag der kaputten Kameras
Teil 4 – Männer müssen draußen bleiben

Gräber, die die Stadt hinauf wachsen

Die zweite Hälfte vom dritten Tag in Nagasaki. Nachdem wir uns die Orte angeschaut haben, die mit der Atombombe zu tun hatten, ging es weiter durch die Stadt. Vertreter der Stadt hatten sich immer noch nicht bei uns gemeldet und wir warteten weiter auf den Anruf….

Am Tag zuvor sprachen wir noch mit Vertretern der Stadt. Der Wellengang sah zwar zu wild aus, aber sobald er sich ändern sollte, würden wir einen Anruf bekommen. Wir brauchten ca. eine Stunde bis zum Fischerdörfchen, wo das Boot auf uns warten sollte, das uns zur Ruineninsel bringt. Den gesamten Tag planten wir so, dass wir schnell zu dem Ort und auf die Insel kommen, sobald uns der Anruf erreicht. Es war nun allerdings schon Nachmittag – und der Anruf kam nicht.

Unsicher, ob er nun noch kommt oder nicht, wollten wir nicht einfach nur rumsitzen. Schließlich lud eine fremde Stadt ein, entdeckt zu werden.
Wir nahmen die Straßenbahn und fuhren wieder in die Stadt.

Die Straßenbahnen sind eine weitere Parallele zu Hiroshima, die hier in Nagasaki genauso fahren, wie auch früher in jeder größeren japanischen Stadt.
In Nagasaki ist es eine sehr bequeme und preisgünstige Transportmöglichkeit. Jede Fahrt, egal wie weit, kostet nur 150yen, die man beim Aussteigen beim Fahrrer in nen Automaten schmeisst – und damit fangen die Probleme an.

Ich war ja nun schon einen Tag länger in der Stadt, und hatte somit einen Tag länger Erfahrung mit den Straßenbahnen. Am ersten Tag machte ich mich gleich bei den Fahrgästen unbeliebt, indem ich mich mit meinen dicken Rucksack immer ungeschickt in den Weg stellte – bei der engen Konstruktion und vielen Menschen nicht schwer. Nach der Erfahrung suchte ich mir von da an immer eine Ecke beim Ausgang um nicht allzuviel Platz wegzunehmen.
Ein anderes Mal verpasste ich meine Station, rannte noch schnell nach vorne und bat den Fahrer mich rauszulassen. Der bremste dann noch schnell und ließ mich ein paar Meter hinter der Station, mitten auf den Gleisen raus. Die Straßenbahnen kommen zwar alle recht zügig, doch in dem Fall war sie mir dann doch zu schnell.

Die Bezahlung war auch immer ein Akt, denn wenn man die 150yen nicht passend hatte, musste man so einen Geldwechsel-Automaten bedienen. Zuerst versuchte ich, wie in Deutschland übrig, dem Fahrer das Geld zu geben, doch der verwies nur an eben diesen Automaten. Ich hatte zwar 100yen, doch keine 50. Ich packte also meine 100yen vorne in die Kasse, dann einen ganzen 1000yen Schein in den Wechsler, der dann viel, viel Kleingeld ausspuckte. Ich kramte alles zusammen, hantierte mit meinen vielen Gepäck herum, und packte schlussendlich die fehlenden 50yen vorne in den Automaten – der inzwischen wieder umgeschaltet hatte und ignorierte, dass ich bereits 100yen eingezahlt hatte. Hinter mir stauten sich Schuldmädchen und älter Damen, die schon genervt husteten. Der Fahrer signalisierte mir dann mit der internationalen “Ja komm passt, und nun geh!”-Geste, dass ich das Fahrzeug verlassen kann.
Dieselbe Geste bekam ich auch, als ich mal versuchte nur mit 10yen Stücken zu bezahlen, da ich es nicht passend hatte und mir der Wechsler Respekt abverlangte. Nach dem 13. Einwurf kam dann die Handbewegung, dass ich gehen sollte. Ich sparte zwar Geld, doch der Fahrer fuhr dann etwas schneller als sonst fix zur nächsten Station.

Ich war nur wenige Tage in Nagasaki, trotzdem brachte ich es fertig, mit der Straßenbahn überfordert zu sein. Nach den Erlebnissen nutzte ich die Straßenbahn weiter, doch jedesmal ging ich vorher auf Nummer sicher, dass ich auch ja 150yen passend dabei hatte – und wenn nicht, ging es vorher nochmal in den Conbini. Am Ende hatte ich dann ne ganze Jackentasche voll mit 100 und 50yen Stücken, damit auch garnix schief gehen kann…


Dunstglocken-Nagasaki

Wir gingen, nun zum dritten Mal in Folge, zur Bibliothek mit gratis Internet, die mir ja zwei Tage zuvor einen eingeschweissten Ausweis ausgestellt haben. Die sinds wohl gewöhnt, dass Touris mehrmals während ihres Aufenthalts vorbeischauen…

Nachdem wir nun viele Sehenswürdigkeiten gesehen haben, ging es nun wieder auf einen Friedhof. Wieder ein Friedhof, auf dem viele Ausländer begraben lagen.

Dieser Friedhof ist verdammt groß, vom Fuß an führt er den ganzen Hügel hinauf und bietet oben einen weiten Überblick über die Stadt.

…wenn es nicht so diesig wäre.

Es ist bestimmt ein großartiger Ort für Fotos bei klaren Wetter, hinter der Stadt liegen noch weitere Hügel, und dahinter das Meer.

Meine Begleiterin hatte weniger Lust auf die Aussicht, denn zwischen den Gräbern tummelten sich Moskitos, die mich zwar in Ruhe ließen, meine Begleiterin aber verfolgten.
Den Hügel hinauf gab es keinen Weg, wir bewegten uns immer von Grab zu Grab, es gab nur kleine, ungeordnete Gänge und Stufen mittendrin. Mehrmals landeten wir in einer Sackgasse, da wir auch den Hügel hinauf im Nebel nicht wirklich sahen.

Oben angekommen, musste ich irgendwie resümieren. Hier saß ich nun, über Gräbern und in der Dunstglocke, in der zweiten Stadt, die von der Atombombe getroffen wurde, über 1300km von Tokyo entfernt und über 8700km weit weg von Berlin – die Stadt, in die ich in weniger als einer Woche wieder zurückkehren werde. Dann wird ein Jahr Japan vorbei sein.

Es wirkte unreal und so weit weg, und doch würde ich eine Woche später in Berlin aufwachen, weit weg von Nagasaki und seinen ewigen Gräbern. Ich seufzte laut, und ging den Hügel wieder hinab.

Den ausländischen Friedhof, den wir beim Aufstieg verpassten, entdeckten wir fast schon zufällig beim Abstieg.

Dieser war allerdings eine ziemliche Goldgrube. Denn hier, mehr in der Nähe der Stadt, lagen die Kapitäne, Diplomaten oder andere Offizielle mit prächtigen Gräbern.

Ein Blick über die Grabsteine war auch ein Blick in die Jahrhunderte. Schriften in Latein, Englisch, Portugiesisch, viel Holländisch und auch Deutsch gab es zu entdecken. Bei einigen ließ sich auch rekonstruieren, wie sie gelebt haben und gestorben sind.

Dieses riesige Monument sagte es zwar nicht, doch der Tod vom Kapitän und seiner Manschaft am selben Tag legt nahe, dass ihr Schiff Ende des 19. Jhd. vor der Küste von Nagasaki gesunken ist. Kollegen haben dann das Grab errichtet.

Ich suchte auch verstärkt nach einem deutschen Grab – und schlussendlich, fand ich eins.

Und dann noch ausgerechnet von meinem Namensvetter.

Fritz von Zander
12. Januar 1861 – 9. Mai 1892

Ein Preuße, geschickt vom Kaiser um das deutsche Konsulat in Nagasaki zu betreuen.
Im Internet gibt es nicht viel von ihm, das Einzige, was ich gefunden habe, ist seine Listung in einer Aufzählung von allen Ausländern, die in Nagasaki begraben sind. Und schon war er vergessen, wenn neben seinem Namen nichts mehr von ihm übrig bleibt. Nur noch sein Name, und sein steinernes Grab.

Den Hügel hinab, begrüßte uns ein kleiner Hund.

Putziges Tierchen, das uns freudig auf seinen Stummelbeinchen begrüßte. Was er allerdings nicht mochte, war meine Kamera.

Man beachte seinen skeptischen Blick. Denn nur ein paar Sekunden nachdem ich das Bild machte, knurrte er mich an und fletschte die Zähne. Ich erschrak sehr über diesen Gemütswechsel und steckt schnell die Kamera weg. Sein Frauchen war sichtlich amüsiert und erklärte, dass er keine Kameras mag. Hät sie ruhig mal vorher sagen können.

Es dauerte nicht mehr lang und es war wieder zappenduster.

Es war nun Abend, das Licht war weg und der Anruf kam nie. Eine Lösung hatte ich erstmal nicht parat, schließlich wollte meine Begleiterin morgen schon die Stadt verlassen und mir war nicht klar, wie es die nächsten Tage bei mir ausschaut. Wir wollten erstmal essen gehen.

Die Auswahl war groß, doch wir nahmen dann ein chinesisches Restaurant. Mit gebratenen Reis konnte ich nicht falsch liegen, meine Begleiterin nahm, zum zweiten Mal in Folge, die Nagasaki-Spezialität: Nudeln mit einer Meeresfrüchte-Cremesoße.


Der Hauptbahnhof

Gestärkt gingen wir zu unserem Hotelzimmer, das wir nun zum ersten Mal betraten. Absolut geräumig und mit zwei seperaten Badezimmern ausgestattet war es mehr, als wir erhofft hatten. Es gab auch einen kleinen Balkon mit Ausblick – auf noch mehr Gräber hinterm Haus…

…auf ein weiteres Hotel, oben am Hügel und im Dunst….

…und auf OH MEIN GOTT, DA IST ER WIEDER!!

Der riesige Buddha stand unweit vom Haus, mit Blick direkt in unser Fenster. Ich zog die Vorhänge zu und wand mich an meine Begleiterin.
Ich bat sie den Typ von der Stadt anzurufen. Ich hatte keine Lust mehr auf seinen Anruf zu warten und machte eine klare Ansage. Morgen treffen wir uns um 7 Uhr in dem Fischerdörfchen und fahren zur Insel – Wetter hin oder her. Meine Begleiterin, und somit Übersetzungshilfe würde morgen wieder nach Tokyo fahren und auch mir ging die Zeit etwas aus. Sollte ich jemals auf diese Ruineninsel kommen, musste es morgen sein.
Wir riefen den Typen von der Stadt an diesem Sonntag-Abend an, weit über jede Arbeitszeit hinaus, und machten die Ansage.
Seine Antwort, “okay”, überraschte mich dann doch in seiner Einfachheit, aber es war mir in dem Moment genug. Ich legte den Futon zurecht und schlief ein.

Der nächste Morgen begann früh und mit einem Blick aus dem Fenster.

Der riesige Buddha hatte die Nacht auch überstanden und starrte immer noch auf die Stadt…

Wir checkten aus und ließen unser Gepäck wieder in der Lobby. Der einzige Angestellte war extra für uns so früh aufgestanden und lächelte uns sichtlich müde an.

In aller Früh machten wir uns auf den Weg zum Bus, der uns zu dem Fischerdorf bringen sollte, nicht wissend, ob wir von dort nun zur Insel kommen, oder nicht…

———————————————–
Die Nagasaki-Nacherzählung:

Teil I – Nach Nagasaki, der Insel wegen
Teil II – Nagasaki, Stadt im Regen
Teil III – Buddha und die zerstörte Stadt
Teil IV – Gräber, die die Stadt hinauf wachsen
Teil V – Die touristenfreundliche Ruine im Pazifik
Teil VI – Eine Insel für die Holländer und ihre Dirnen


Flattr this

Nagasaki – Buddha und die zerstörte Stadt

Der dritte Tag in Nagasaki. Wir warteten nur auf einen Anruf von der Stadt, der uns erreichen sollte, wenn vor der Küste sich die Wellen wieder beruhigt hätten. Bei Anruf sollte es sofort auf die Ruinen-Insel gehen. Bis dahin wollten wir uns die Stadt anschauen. Die Stadt, die am 9. August 1945 als zweite Stadt von der Atombombe zerstört wurde.

Nach dem WM-Spiel und dem deutschen Sieg in der letzten Nacht, mussten wir am Morgen wieder das Hotel wechseln. Das war weniger, weil ich in der Nacht zuvor zu laut gejubelt hatte (schließlich war der Betreiber auch Fußballfan), sondern weil dieses Haus für den Tag bereits ausgebucht war. Unser neues Haus hatten wir schon am Tag zuvor gebucht. Praktischerweise lag es nur 500m von unserem jetzigen Hotel weg. Wir machten uns also am Morgen auf dem Weg und OH MEIN GOTT WAS IST DAS??

Wir biegen um die Ecke und zwischen den Häusern steht auf einmal ein riesiger Buddha.

War der die letzten Tage schon hier? Wo kam der her? Was zur Hölle macht ein riesiger Buddha zwischen den Häusern und direkt bei unserem Hotel?

Bevor wir das klären konnten, brachten wir erstmal unser Zeug in unser neues Hotel. Unsere Zimmer waren zwar noch nicht fertig, aber wir konnten unser Gepäck in der alt eingerichteten Lobby lassen. Das Hotel hatte wohl seine besten Tage schon längst hinter sich gelassen, die alte Einrichtung und ein ziemlich dekadenter und völlig verstaubter Kronleuchter zeugten von dieser Zeit. Scheinbar waren wir die einzigen Gäste an dem Tag. Im Verlauf unseres Aufenthalts sahen wir keinen weiteren Gast und auch die geräumige Tiefgarage war leer.

Auf Drängen meiner Begleiterin zahlte ich gleich das Zimmer, so wie ich auch kurz zuvor das Zimmer aus dem Hotel, aus dem wir kamen, bezahlte. Ein Blick in meine Geldbörse schockierte mich dann schnell. Denn nicht nur fehlte mir das Geld, wie eigentlich geplant, nach Nagasaki noch nach Kyoto zu düsen und dann weiter nach Tokyo. Es fehlte mir zu dem Zeitpunkt das Geld überhaupt nachhause zu kommen.

Erstaunlich, hatte ich doch vor der Reise um die 1000€ übrig, mit dem letzten Gehalt aus dem Restaurant und ein paar verkauften Aufträgen. Dazu wohnte ich derzeit in Tokyo mietfrei. Wo war das Geld hin??

Eine kurze Rechnung mit meiner Begleiterin ergab ein klareres Bild. Da ich immer vermeintlich Geld hatte, zögerte ich auch nie, für uns beide zu bezahlen. Zweimal 10.000Yen für zwei Hotels fallen dann schnell auf.
Meine Begleiterin versicherte mir, im Laufe des Tages noch ihren Teil zurückzuzahlen und wir machten uns auf dem Weg in die Stadt.

Doch vorher… wollte ich diesen riesigen Buddha aus der Nachbarschaft näher betrachten.

Wie die Tage zuvor hing Nagasaki auch heute unter einer Dunstglocke, mit schwülen Wetter und dicken Nebel. Der riesige Buddha wurde von mir nur “creepy Buddha” genannnt, weil er sich mysteriös bedrohlich im Nebel über der Stadt erhebte.
Den Hang hinauf führte ein Weg, vermeintlich zum Buddha, in dessen Schatten nur Katzen seinen Weg bewachten.

Uns skeptisch beäugend machten sie den Weg frei.

Den Weg hinauf gab es ein Schild, auf dem eigentlich stand, dass Betreten nicht wirklich gestattet ist, und wenn, dann ein paar Yen kostet. Doch weder sahen wir jemanden, der es uns hätte verbieten können, noch den wir hätten bezahlen können.
Wir sahen nur ein deutsches Pärchen, dass sich über den Buddha genauso wunderte, wie wir. Ich hatte allerdings nicht wirklich Lust mit ihnen zu reden.

Der Buddha, ca. 7m hoch und umringt von kleinen Kindern (die den Riesen noch gruseliger wirken ließen), stand auf einem Tempelgebäude, das geformt war wie eine riesige Schildkröte, komplett mit riesigen Schädel.

Die ganze Anlage gehörte zu einer buddhistischen Sekte, die aus China stammte. Meine Begleiterin war Architektin und sie erkannte einen eindeutigen chinesischen Einfluss in der Tempelstruktur – die sie mir auch erklärte aber ich nicht 100%ig verstand.


Eine Mauerdekoration, die Figur ist wohl eine Art Traumfresser

Im wenigen Grün der Tempelanlage konnte man dauerhaften Regen über der Stadt deutlich erkennen.

Nachdem ich den Buddha nun von nahem gesehen habe, um mich von seiner creepyness überzeugt hatte, wollte ich nur noch weg und rein in die Stadt.
Für Nagasaki hatte ich nur einen Auftrag: Ich sollte die Statue ablichten, die die DDR dem Peace Park der Stadt gestiftet hatte, und von dem kaum Fotos existieren. Aber es war mir auch persönlich wichtig, nachdem ich nun Hiroshima erlebt hatte, die erste Stadt, die von der Atombombe vernichtet wurde, nun auch Zeugnisse von der Zerstörung in Nagasaki zu sehen.

Über Hiroshima las und wusste ich viel, schon seit früher Jugend. Über Nagasaki wusste ich nicht so viel. Die Stadt hat leider das Stigma eben nur Nummer zwei zu sein. Denkt man an die Bombe, denkt man an Hiroshima. Internationale Bestrebungen und Aufmerksamkeit richtet sich auch fast nur auf Hiroshima. Wenn Nagasaki erwähnt wird, dann nur meist mit dem Vorsatz “Hiroshima und….”. Einen Blogeintrag über die Zerstörung von Nagasaki erzähle ich auch nicht ohne Hiroshima zu erwähnen…

Es hat mich auch überrascht, wie die Stadt selbst mit dem Thema umgeht. Während in Hiroshima der 6. August 1945 und seine Folgen DAS Thema ist, ist in Nagasaki die Atombombe “nur” ein Punkt von vielen. Zuerst sah ich das sehr kritisch, betrachtet man Nagasaki aber näher, versteht man es.

Nagasakis Geschichte ist weitaus länger und komplexer als die von Hiroshima. Hiroshima war immer Industriestadt. Zwar mit einem Samurai-Schloss aus Holz, aber größtenteils gesichtslos. Mit einem (atomaren) Schlag wurde die Stadt auf die internationale Bühne katapultiert und musste mit dieser Rolle klar kommen.
Nagasaki war schon immer auf einer internationalen Bühne. Zwar eine kleine Bühne, aber bedeutsamer für den gesamten Verlauf der japanischen Geschichte, als Hiroshima.

Nagasaki war Japans Tor zum Westen in der Edo-Zeit. Das einzige Tor zum Westen in der Zeit. So kam die Elektrizität nach Japan, viele medizinische Errungenschaften und andere Sachen, auf die ich später nochmal eingehen möchte.
Ebenso überlebte hier ein kleine christliche Minderheit und der Einfluss und Austausch mit China war in der Küstenstadt Nagasaki über Jahrhunderte bedeutsam. So viel Geschichte, schon vor 1945, da ist es kein Wunder, dass der Stellenwert der Bombe und ihrer Folgen, im Reiseführer der Stadt verhältnismäßig kleiner ist.


Unweit vom Zentrum der Explosion

Nagasaki wurde aufgrund seiner langgestreckten Stadtstruktur, zwischen Hügeln gelegen, auch weniger von der Bombe getroffen, als Hiroshima zum Vergleich. Doch versteht mich nicht falsch, nach der Explosion stand da genau so nichts mehr.

Im Gegensatz zu Hiroshima gab es auch wenig Betonkonstruktionen, die die Explosion überdauerten, und die man dann im Museum deformiert betrachten könnte. Trotzdem war die Explosion natürlich verheerend. Zahlen in Nagasaki gehen von ca. 70.000 Toten sofort aus, und nochmal ungefähr 70.000, die an Verletzungen und Verbrennungen aufgrund der Bombe in den folgenden Tagen, Wochen und Monaten elendig verreckt sind. Gesamt also ca. 140.000 Tote wegen einer Bombe. Für diese Kosten/Nutzen Rechnung hat bestimmt jemand nen Orden bekommen.

Die langgestreckte Stadt macht auch nun den Gedenkbereich etwas anders. Ziemlich weit vom Zentrum der Stadt, sofern sie denn eins hat, liegt der Peace Park, der selbst jedoch nicht auf dem Gelände vom Hypozentrum, also dem Zentrum der Explosion, liegt. Das zentrale Element in diesem Peace Park ist diese Statue.

Ich stand davor und dachte:

“…was?”

Ein riesiger, muskelbepackter Adonis, mit langer Mähne und blanker Brust soll 140.000 Toten gedenken? Wiedermal war ich etwas verstört. Nagasaki ist eben anders und geht ebenso anders mit der Geschichte um.

Die Statue soll das Leben feiern. Das Leben, dass den Überlebenden und Nachkommen geblieben ist. Daher sieht der Kerl auch so “vital” aus. Die eine Hand geht nach oben, in Richtung der Bombe. Die andere Hand soll Frieden symbolisieren, moderat balanciert sie die verschiedenen Kräfte aus.

Das alles vor einem diesigen Himmel und grauer Nebelwand. Die Fotos an dem Tag versprachen nicht so doll zu werden, aber das Wetter sollte sich so bald nicht ändern.

Der Peace Park in Hiroshima ist voll mit Monumenten und Denkmälern, gestiftet aus aller Welt. Der Peace Park in Nagasaki ist… überschaubar.

Erstaunlich viele Flächen waren leer, in Erwartung internationaler Aufmerksamkeit. Doch die bleibt aus.
Im Plan vom Park haben die Denkmäler Nummern. Die Nummer 1 ist dabei der einzige deutsche Beitrag, das “Denkmal der Völkerfreundschaft” aus der DDR.

Der bis heute einzige deutsche Beitrag zum Peace Park in Nagasaki steht zusammen mit einem Beitrag aus Russland und Tschechien in einer sozialistischen Ecke, die alle in einem Zeitraum von drei Jahren von 1978-81 dort aufgestellt wurden.
Rechts vom deutschen Beitrag ist viel leerer Raum.

Gegenüber der deutschen Statue stand ein Denkmal, welches der in der Explosion gestorbenen Studenten gedenken sollte. Viele von ihnen sind an Verbrennungen gestorben, oder sie sind ohne reines Wasser verdurstet. Daher auch die Eimer mit und Flaschen beim Denkmal.

Eine Zeichnung eines Überlebenden, die an dem Denkmal hing und nicht nur Studenten zeigt. Menschen versuchten sich mit ihren verbrannten Körpern zu einem Zug zu schleppen, der sie aus der Stadt bringen sollte. Ein Großteil ist wenige Meter vor dem Zug ihren Verbrennungen erlegen.

An den Tod durch Verdursten bzw. durch das Trinken verunreinigten Wasser, soll dieser Springbrunnen erinnern. Auf dem Stein steht ein Zitat einer Überlebenden. Sie beschreibt ihren quälenden Durst, den sie dann mit schwarzen Wasser stillte, das sie in einem Fluss oder Teich gefunden hatte. Das Wasser war vermutlich durch Asche und radioaktiven Staub verseucht. Ob die Frau lange überlegte, sagte die Tafel nicht.
Der Brunnen soll niemals ausgehen, damit die Verletzten immer Wasser haben – oder so ähnlich ist der Anspruch vom Gedenkbrunnen.

Das Zentrum der Explosion. Der leere Raum hat eine direkte Wirkung

Der Peace Park liegt, größtenteils, auf dem Gelände eines ehemaligen Gefägnisses, von dem nach der Explosion nur noch die steinernen Außenmauern blieben. Beim Hypozentrum stand eine christliche Kirche (von denen gibts in Nagasaki viele), von der nur noch ein Pfeiler blieb, der bis heute steht.
Das Zentrum der Explosion markiert heute ein schwarzer Monolith.

Auf dem respektlos ein Rabe saß.

Einige Kulturen halten ja den schwarzen Raben für einen Boten des Todes. Der dunkle Vogel vorm tiefgrauen Hintergrund an diesem Ort – da kann man jetzt etwas spirituelles reininterpretieren, wenn man mag.

Wenn ihr mich fragt, wie dieser Raum auf mich wirkte, so sage ich: Null. Es ist ein leerer Raum, der aber kaum das Grauen, die Zerstörung und das Leid der Zeit wiedergeben kann. Geschichten von Überlebenden und Bilder aus der Zeit bewegen mich mehr, als ein leerer Platz.


Detail eines Denkmals vor dem Atombomben-Museum

Es sind Geschichten von Menschen, die ein Bild dieser Explosion zeichen. Geschichten, wie diese: Beim Hypozentrum läuft ein Fluß entlang. Von der Position des Fotos oben, rechts. Eine Treppe führt dort ans Ufer, zu einer Gedenktafel und einem Hohlraum im Fundament des Parks, der mit einer Glasscheibe abgedeckt ist. Die Gedenktafel erzählte von Menschen, die sich an genau dieses Ufer schleppten um zu trinken. Dieses Ufer, welches keine 10m vom Zentrum der Explosion entfernt war. Einige verendeten hier, oder ihre Leichen wurden vom Fluß mitgenommen, der so durch die offenen Wunden der Opfer vom Blut rot gefärbt wurde, und schwarz vom verseuchten Staub.
Der Hohlraum und das Fundament dahinter ist bis heute hoch radioaktiv (allerdings unter Bleiglas und selbst ohne nicht gesundheitsgefährdend) und es liegen Gebeine von Toten darin, die im Fluß gefunden wurden, die Knochen immer noch verseucht.


Leider ohne irgendeine erklärende Tafel, aber wohl ein Denkmal für gestorbene Mütter und ihre Kinder

Die gefaltenen Kraniche, Symbol für die Opfer der Atombombe und ihre Leiden, finden sich auch in Nagasaki – vom Regen aufgeweicht und nicht beachtet.

Wir sind dann zum Atombomben-Museum von Nagasaki. Nicht nur die vielen Libellen, die wild davor umher schwirrten, waren ein großer Unterschied zu Hiroshima. Es fehlten auch die internationalen Besuchermassen, die Schlangen – und auch diese bedrückende Schwere, die in Hiroshima die ganze Stadt und vorallem das Museum umgibt. Es fehlten auch die vielen amerikanischen Touristen, die mit Kaugummi im Mund, Sandalen und Sonnenbrillen vor den Bildern der Zerstörung stehen. Ich bemüh ja ungern Klischees, aber das war tatsächlich das Bild, das ich in Hiroshima sah.

Die Besucher in Museum in Nagasaki waren überschaubar, die Ausländer konnte man einer Hand abzählen.

Eine große Kirche in Nagasaki, zu der ich später noch komme, hat es bei der Explosion ziemlich erwischt. Die Reste wurden dann komplett abgerissen, im Museum befindet sich ein Nachbau vom Zustand nach der Explosion.


Topographie-Modell von Nagasaki, die mittels Projektion die zerstörten Areale zeigte und erklärte, warum Nagasaki im Talkessel anders von der Explosion erwischt wurde, als Hiroshima


1:1 Nachbau der Bombe, “Fat Man”

Für meinen Geschmack etwas zu anschaulich wurde die Technik hinter der Bombe erklärt. Hinter der Bombe von Nagasaki stand eine andere Technik als in Hiroshima. Nicht minder tödlich, natürlich.

Dann gab es das, was es in Hiroshima auch gab. Verbrannte Kleidung, deformierte Gegenstände und Fotos. Was in Nagasaki allerdings anders war, und mir und meiner Begleiterin, die ja auch mit mir im Museum von Hiroshima war, nachhaltig Bauchschmerzen bescherte, war ein Gang am Ende vom Ausstellunsgarreal. Dieser war gefüllt mit Geschichten, Aussagen und Informationen von Personen, die den Schrecken überlebten – zumindest eine gewisse Zeit lang. Vom zehnjährigen Mädchen, das ihren eigenen Vater beerdigen musste und wenige Jahre später den Rest ihrer Familie verlor, über Mütter, deren Kinder in ihren Armen starben, oder einem Doktor, der selbst an Leukämie erkrankte und noch am Sterbebett Verwundete versorgte – geschrieben, gesprochen, gezeichnet und gefilmt hatte das alles einen intensiven Eindruck, in dem pechschwarz gemalten Raum.

Als ich draussen war, musste ich mich kurz setzen. Es saß dort bereits meine Begleiterin, die schneller aus dem intensiven Raum raus war. Wir haben dort noch nicht über das eben Gesehene gesprochen und wollten es zu dem Zeitpunkt auch nicht.

Neben dem Ort wo wir saßen, war ein Globus mit plastischen Erhebungen. Diese Rauchsäulen symbolisieren alle atomaren Explosionen auf dem Planeten. So plastisch vor sich, realisiert man überhaupt erst, dass aufgrund von all den Atomtests, Japan nicht das einzige Land ist, das dieser Explosion ausgesetzt wurde.

Wieder draußen unter der warmen Luft verdauten wir das Ganze erstmal. Meine Begleiterin meinte, dass sie dieses Museum viel trauriger gemacht hat, als das in Hiroshima. Ich teilte ihre Meinung, auch da ich vorher nicht viel über Nagasaki und die Bombe wusste. Auch die Fotos von Opfern und ihren Brandwunden ließen mich nicht unberührt.

Wir wollten weiter auf dem Pfad der Zerstörung.
Es klingt dramatisch, doch tatsächlich gingen wir diesen Weg, die Schneise entlang, die die Bombe geschlagen hatte. Vom Hypozentrum aus Richtung Stadtinneres.
Ich wollte unbedingt die Urakami-Kathedrale sehen, die es als eine der ersten großen Kathedralen in Japan, nach der Bombe komplett zerfetzt hatte. Auch weil ein guter Freund von mir gläubiger Christ ist und ich ihm etwas von diesem, doch eher unbekannten Kapitel japanischer Geschichte, mitbringen wollte. Und sei es nur ein Foto.

Um das Ganze mal ins rechte Licht zu rücken: Das Christentum, das auch über Nagasaki nach Japan kam, wurde über 200 Jahre lang auf Strafe verboten und Gläubige wurden verfolgt und getötet. Während heute in Japan niemand mehr aufgrund seiner Religion diskriminiert wird (und das muss man dem Land echt mal hoch anrechnen), gab es damals eine regelrechte Verfolgung von Gläubigen und Symbolen. Die Zahl der Getöteten schwankt je nach Quelle, ich habe mal was von 57 über einem Zeitraum von 200 Jahren gelesen, andere sprechen von mehreren hundert. Vorallem christliche Quellen geben immer hohe Zahlen an. Irgendwo las ich auch mal etwas um die 1000. Natürlich war und ist das Christentum in Japan eine Minderheit, allzu hohe Zahlen sind da nicht zu erwarten. Allerdings könnte man ja unfairerweise mal gegenrechnen, wieviel Andersgläubige im selben Zeitraum in Europa oder nur in Deutschland aufgrund ihres Glaubens getötet wurden….

In der Geschichte der Urakami Kathedrale liegt nun eine Tragik oder zumindest ein gewisser historischer Zynismus. Nachdem das Verbot vom Christentum aufgehoben wurde, erlaubte der Kaiser den Bau einer Kathedrale in Nagasaki. Im Jahre 1895 wurde begonnen und 1925 war sie nach 30 Jahren Bauzeit fertig. Sie stand nur 20 Jahre und dann wurde sie von der Atombombe zerstört – geworfen von christlichen Amerikanern.

Mehr als 200 Jahre Verbot, 30 Jahre Bauzeit und es braucht nur wenige Sekunden um all das wieder zunichte zu machen.
Ende der 50er wurde die Kathedrale wieder komplett neugebaut. Ein Nachbau der Zerstörung steht, wie oben erwähnt, im Museum.


Alte Figuren vor der Kirche, vom Zahn der Zeit abgenagt

Ein besonders morbides Merkmal der Urakami Kathedrale, ist der Kopf einer Maria Statue, die von der Bombe erwischt wurde.


Quelle: asianews.it

Davon verkaufen sie in der Kathedrale auch Postkarten, das Motiv ist dabei schön mysteriös mit dem Licht in Szene gesetzt. Der Original-Kopf ist allerdings nur so 15-20cm groß. Ich hatte mir auch eine Postkarte gekauft, neben einem Buch über die Kathedrale und die Geschichte des Christentums in Japan, für meinen Freund daheim. Das Buch ist inzwischen verschenkt und die Postkarte habe ich irgendwie verlegt.

Ach und der Papst war auch schonmal da:

Oder er hat zumindest mal ein Fax geschickt. So ganz genau verstand ich das auch nicht, es fehlte auch eine englische Tafel.

Nun gab es nur noch ein Objekt, dass von der Bombenexplosion zeugte, und das ich mir anschauen wollte. Wieder zum Weg der Verwüstung und an ihm entlang.
Da kamen wir an zwei Zeigern vorbei:

Die Uhr bzw. 11.02 Uhr als Zeitpunkt der Explosion, ist in Nagasaki von genauso symbolhafter Bedeutung wie in Hiroshima. Diese Zeiger standen vor einem Krankenhaus, dessen medizinische Fakultät über jahrzehnte hinweg in Japan führend war. Nicht zuletzt auch durch den historischen Umstand, dass viel medizinisches Wissen aus dem Westen, über Nagasaki nach Japan kam. Das Krankenhaus verbrannte bei der Explosion komplett. Zu einem Zeitpunkt, als die Stadt es eigentlich am meisten gebraucht hätte.

Unweit vom Krankenhaus befindet sich der letzte Zeuge der Explosion im Stadtbild von Nagasaki: Das einbeinige Schrein-Tor

Vor japanischen Schreinen steht immer so ein Tor, ein geschwungener Bogen über zwei Säulen, genannt Torii. Bei der Explosion hat es nun die zweite Säule von diesem Tor komplett weggefetzt. Die andere Säule, in ungewöhnlicher Bauweise aus Beton, hat es durch die Druckwelle in die Richtung des Explosionszentrum gedreht.

Die Reste von der zweiten Säule hat man unweit vom noch stehenden halben Tor aufgebahrt, in Einzelteile zerbrochen. Heut gibt es dort keinen Schrein mehr, der auch bei der Explosion schnell verbrannte, es ist nur noch eine Wohngegend.

Das war Nagasaki. Das war, was Nagasaki nach der Explosion war.
Ich saß neben dem zersplitterten Betonpfeiler auf einer Bank und dachte über das Gesehene nach. Natürlich ist das alles grausam. Natürlich kann man die Stadt nicht nur auf das reduzieren, was war. Das hier ein Typ mit seinem Hund einfach an etwas vorbei läuft, was den Tod von 140.000 Menschen bezeugt, ist eben der Alltag einer Stadt, die mehr als 60 Jahre nach der Bombe lebendig ist, und mehr zu bieten hat, als nur die Trauer über ihr Schicksal.

Man sagt zwar immer “Hiroshima und Nagasaki” und vergleicht beide Städte, doch beide Städte sind nicht zu vergleichen. Genausowenig wie 140.000 Tote in der einen Stadt mit 166.000 Toten in der anderen Stadt zu vergleichen sind. Zahlen lassen sich sicher vergleichen – doch ausgelöschte Leben, Schicksale und Geschichten nicht.

Nagasaki geht, wie oft erwähnt, eben anders mit der Bombe um, auf seine eigene Art. Das fand ich zu Anfang sehr befremdlich, und dann doch verständlich.

In meinem Restaurant in Tokyo hatten wir mal ein Briten zu Gast. Er war schon etwas angeheitert, sprach keine Wort Japanisch und wollte mit jemanden reden. Er fragte nach dem Ausländer und meine Kollegen schickten mich dann hin. Auch wenn ich nicht mit allem was er sagte einverstanden war, so war es doch ein interessantes Gespräch. Ich erzählte ihm vom meiner Reise nach Hiroshima, den Gesprächen die ich dort führte, und von meiner Erkenntnis, dass Hiroshima eine sehr lebendige Stadt ist, deren Bewohner nicht jeden Tag an das Schicksal der Stadt denken. Auf englisch formuliert sich das schön mit “they moved on” – sie haben sich weiterbewegt.
Der Brite stellte mir nun die Frage, warum die Leute außerhalb Japans, die Hiroshima immer nur auf die Bombe reduzieren und nur das sehen können, sich nicht weiterbewegt haben. Warum sie immer noch ein Hiroshima von 1945 in ihren Köpfen ist.

Tja… sagte ich. Und wusste es auch nicht wirklich. Wahrscheinlich, weil viele in ihrem Leben nicht das Hiroshima von heute sehen und erleben werden, und die Medien sich hüten werden, eine unaufgeregte Geschichte von einem “normalen” Hiroshima zu erzählen, ohne auch nur in einem Nebensatz “…trotz der Bombe” hinzuzufügen – als wäre sie gestern erst hoch gegangen.

So war auch meine Vorstellung fest in dem Nagasaki von 45 und hatte sich vor meinem Besuch nicht weiterbewegt. Dementsprechend war ich entrüstet. Was kann denen denn einfallen, einfach die Bomben zu ignorieren? Das tun sie nicht.
They moved on.

———————————————–
Die Nagasaki-Nacherzählung:

Teil I – Nach Nagasaki, der Insel wegen
Teil II – Nagasaki, Stadt im Regen
Teil III – Buddha und die zerstörte Stadt
Teil IV – Gräber, die die Stadt hinauf wachsen
Teil V – Die touristenfreundliche Ruine im Pazifik
Teil VI – Eine Insel für die Holländer und ihre Dirnen


Flattr this

Alles Prima, in Palästina?

Wieder da.
Meine Herren, was ne Reise…

Eine Woche war ich weg, es kam mir aber vor wie mindestens ein Monat. So viele Eindrücke von einem komplett anderen Kulturkreis, so viele Erfahrungen, Gespräche und Impressionen von einem Land, dessen Nachbarn versucht, es so gut wie möglich vom Rest der Welt abzuschirmen.

Ich bin aber auch etwas unzufrieden. Mein Ziel, viele gute Fotos zu machen, konnte ich nicht erfüllen. Oft war es so, dass es mir als Ausländer und Mann gar nicht gestattet war, zu Fotografieren. Das sind die Regeln in einem Land und die habe ich zu akzeptieren. Viel mehr beschäftigt mich aber, dass das, was ich ablichten wollte, gar nicht ablichten konnte:
Ich wollte das Leben dort in Bildern festhalten. Aber das Leben dort verstehe ich als Ausländer, der nur 5 Tage in dem Ort zubringt und die Sprache nicht kann, gar nicht.

Kurz vor der Abreise machte es Klick, und auch wenn das Klick-Geräusch nicht von meiner Kamera kam, so verstand ich doch endlich mehr von dem Ort und dem Leben dort. Doch in dem Moment saßen wir bereits im Bus Richtung Israel.

Israel.
Nach all den Sachen, die ich in Palästina gesehen, gehört und erlebt habe, fällt es mir schwer, nicht negativ über den Besatzer zu schreiben. Eine objektive Berichterstattung über das Thema will und kann ich auch nicht liefern, da ich ja nur die eine Seite vom Konflikt erlebt habe.

Der Staat Israel hat definitiv seine Daseinsberechtigung – auch in dieser Region. Seine Politik, vorallem gegenüber seinen Nachbarn, finde ich aber kritisch bis menschenverachtend. Mehr will ich hier in den kommenden Wochen auch nicht erzählen, als das, was ich erlebt habe. Unwertende Beobachtungen, wie sie passiert sind. Soll sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Als Deutscher über Israel zu schreiben ist ja immer so ne Sache. Ich habe auch keine Lust auf Grundsatzdiskussionen, sollten Kommentare in dieser Richtung auftauchen, werde ich sie entfernen. Wenn jemand seine Erfahrungen aus dieser Region teilen möchte, nehme ich die gerne auf, aber das hier ist kein politisches Meinungsforum.
Deutschland kann man übrigens zugute halten, dass es sowohl Israel, als auch Palästina unterstützt. Letzteres wird in den deutschen Medien allerdings kaum kommuniziert.

Nach all den Dingen, die ich gesehen und erlebt habe, wie z.b. die Schicksale und Leben von Gleichaltrigen in Palästina, die unverschuldet eine der größten Arschkarten des Lebens gezogen haben, die es auf dieser Welt gibt, nur weil sie dort geboren sind, da kommt mir der Alltag hier und all die täglichen Probleme so… bedeutungslos vor.

Natürlich versuche ich eine gewisse professionelle Distanz zu wahren als Journalist. Es ist nicht mein Bestreben gegen Israel zu hetzen oder die Probleme dort lösen zu können. Ich seh mich eher als Beobachter.
Das kann ich.

Wer sehen möchte, was unser Projekt in Palästina produziert hat, wird hier fündig (rechte Leiste, die mit “Workshop” im TItel). Die Beiträge funktionieren ohne Kontext allerdings nicht ganz, ich schreibe später noch mal ausführlicher darüber. Mein Beitrag ist der über Frauen, auch wenn ich als Mann mich kaum beteilligen konnte und oft draußen sitzen musste.

Neben vielen Eindrücken habe ich allerdings auch ein paar Viren aus Palästina zurück gebracht. Ich lieg jetzt die nächsten Tage im Bett. Gute Nacht.