blog

TokyoFotoSushi vor 140 Jahren


Ich mag besonders wie verwirrt die Kerle aussehen…

japanischer Holzschnitt von 1870 von Ochiai Yoshiiku, gefunden bei Aqua-Velvet.com

Und dabei habe ich gerade erst einen Manga über einen Fotografen entdeckt, mit dem Titel: Lock On!

Die Inhaltsbeschreibung ist ebenso brilliant wie Banane:

Utsuru Sanada is a professional photographer at the age of 17, he can guess the exact 3 sizes of any girl, he can memorize anything he sees, and he can counterattack karate moves (Most guys would want these abilities). Why? Because he has superb photographic memory called “Shutter Eye” (Shutter as in the shutter of a camera). He meets Niko Kurihara, the female protagonist, who dislikes men, is a master of martial arts, and is of course beautiful. Utsuru attempts to prove to Niko that he is not the guy she thinks he so he can take a picture of her. He starts by investigating Niko’s friend’s date, who appears to be a deceiving guy according to rumors……

(Hervorhebungen von mir)

Die Darstellung der Fotografie in der japanischen Kunst hat sich in den letzten 140 Jahren doch erstaunlich verändert. Die Augen (und Brüste) wurden größer, die Röcke kürzer und die Kameras handlicher. Eine Entwicklung, die ich 110%ig unterstütze.

Die Richard-Wagner-Büste aus dem Automaten

Vergangenes Wochenende war das Japan Media Arts Festival, bei der Medienkunst, Anime, Manga und Videospiele als Kunst ausgezeichnet und gefeiert wurden. Das Ganze fand im National Art Center in Minato statt, in deren Keller man sich die Büsten von toten Komponisten aus einem Gashapon Automaten ziehen konnte. Schumann hatten sie leider nicht…

Ich schieb schon mal gleich vorweg, dass ich die Kamera nicht dabei hatte, und keine eigenen Bildern liefern kann. Es regnete aus Eimern und ich entschloss mich trotzdem (und aus akuter Geldknappheit) zum Fahrrad, was mittlerweile das vierte(!) Mal in diesem Monat, dass ich im Regen Fahrrad fahre. Und es gibt fast nichts, was ich mehr hasse, als im Regen Fahrrad zu fahren. Ernsthaft.

Das Japan Media Arts Festival fand nun schon zum 13. Mal statt, in einem Raum des National Art Center statt. Ein Raum gefüllt mit lauter und bunter Kunst.


Quelle: Japan Media Arts Plaza

Gezeigt wurde, was im Jahre 2009 ausgezeichnet wurden war. In den Bereichen Games, Manga, Anime und Medien waren das in diesem Jahr folgende Teilnehmer. Ich erhebe jetzt keinen Anspruch auf umfassende Berichterstattung, sondern nenne nur das, was ich selbst cool fand:

Excellence Prize: Naruto: Ultimate Ninja STORM

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=Om6P0ZiryAc&hl=de_DE&fs=1&]

Ich finde es schön, derzeit in einem Land zu leben, in dem etwas mit dem Titel “Ultimate Ninja STORM” einen Preis für Kunst bekommt. Ernsthaft.

Grand Prize: Summer Wars

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=Ra26GtulFP0&hl=de_DE&fs=1&]

Ein Anime der schon seit einer Weile ganz dick auf meiner Liste steht, gesehen habe ich ihn noch nicht. Ist aber von denselben Machern, die auch (und den Titel muss man sich auf der Zunge zergehen lassen) “Das Mädchen, das durch die Zeit sprang” gemacht haben. Einer der wenigen Anime, der letzten Jahre, der mich echt begeistert hat, zumal die deutsche Synchronisation echt gelungen ist.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=Pc0wR6vUh04&hl=de_DE&fs=1&]

Excellence Prize: Tokyo Magnitude 8.0

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=yw3TbR1Nc7U&hl=de_DE&fs=1&]

Habe ich leider ebenfalls noch nicht gesehen, finde ich aber vom Thema sehr interessant: Geht um das erwartete große Erdbeben in Tokyo, was ja irgendwann mal kommen soll, und wie die Stadt und die Bewohner damit umgehen.

Excellence Prize: Die Seilbahn

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=DDXDFMIXT9I&hl=de_DE&fs=1&]

Und dann war da tatsächlich ein deutscher Beitrag, komplett mit deutschen Titel, der von allen gezeigten Anime das größte Publikum gezogen hat – wahrscheinlich gerade weil es mal nicht japanisch war.
Musste dann aber feststellen, dass der Beitrag nicht aus Deutschland, sondern aus der Schweiz kommt. Tjaja….

Special Achievement Award: Shigeru Miyamoto


Quelle: spada.co.uk

Shigeru Miyamoto ist Gamedesigner und hat Super Mario erfunden, meine persönliche Lieblingsspielreihe Zelda, dazu noch etliche anderer Videospielideen und einflussreichende Innovationen. In den letzten Jahren ist er eher müde geworden, und ruht sich auf seinen Erfolgen aus, genau wie sein Arbeitgeber Nintendo, die früher innovativ sein mussten, um zu überleben, und nun dank erneuter Marktführer-Position, aus Mist Geld wachsen lassen können. Ein Comic illustriert das sehr schön.

Trotzdem ist er ein kreativer Kopf, der mir viele Stunden Spielspaß beschert hat. Hoffentlich nimmt er sich den Preis zu Herzen und denkt drüber nach, wofür er den bekommen hat, und fängt wieder an gute Games zu machen.

Gesamte Liste der Preisträger

Es gab auch eine schöne Auswahl von unabhängigen Anime-Produktionen, von der mir leider keiner markant im Gedächtnis blieb, bis auf einen:

Ein japanisches Leben in 30 Sekundenen (mein Titelvorschlag)
Es beginnt mit dem Traum eines Schulmädchens, indem sie unentwegt rennt, ohne irgendwo anzukommen. Dann schmeisst sie sich die Uniform über, rennt zum Bahnhof, rennt dem Zug hinterher, fliegt im Zug hin und here, fällt raus und rennt zur Schule und rennt und rennt rennt und stolpert… und schlägt sich den Kopf an einem Stein an. Ihre Seele verlässt ihren Körper und rennt in den Himmel, Körper wie Seele haben einen leicht frustrierten Gesichtsausdruck, der trotz stummer Protagonistin geradezu schreit: “Wie, das soll es jetzt gewesen sein?”.

Schönes Ding.

Die Japan Times hat auch ein paar Impressionen gesammelt (von einem Styropor-Wirbelsturm) und auch von dem Cyber Arts Festival, das ich leider verpasst habe:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=OOA1HV-ptcU&hl=de_DE&fs=1&]

Beenden wir mal den Beitrag, wie ich ihn begonnen habe, mit einer Büste von Richard Wagner aus nem Automaten:

Die Erde wackelt, es schneit und ein Vulkan bricht aus!

Die japanischen Inseln gehen unter.
Könnte man meinen, wenn man, wie meine Mitbewohner, diese Woche hier ihr erstes Erdbeben in Japan erlebten. Dazu beschweren sich, insbesondere diejenigen mit amerikanischen Hintergrund über die Kälte im japanischen Holzhaus, sogar der Schwede(!) mault über die Temperaturen. Insgesamt leben hier nun 7 Nationalitäten, verteilt auf 11 Personen. Den größten Teil, nach den Asiaten, stellen die Europäer, was ich ganz angenehm finde ^^

Ich verfolge ja einen Twitter-Feed, der über alle Erdbeben in Japan ab Stärke 5 berichtet. In ganz Japan gibt es von dieser Stärke, die auch diese Woche kurz die Erde wackeln ließ, täglich mindestens zwei – und die japanische Inseln stehen immer noch.

Ein anderer Twitter-Feed den ich abonniert habe, ist von dem japanischen Astronauten Soichi Noguchi, der derzeit auf der ISS um die Erde fliegt, aus dem Fenster fotografiert und diese Ansichten von der Erden seinen knapp 80.000 Followern auf Twittern zeigt. So auch dieses Bild vom aktiven Vulkan Sakura-Jima in Kagoshima, auf Kyushu:

Bewegender als das jüngste Erdbeben fand ich allerdings eine Geschichte in der Mainichi Daily News, von einem jungen Japaner, der beherzt eine Dame vor einem herannahenden Zug rettete:

Man who jumped in front of train to save unconscious woman tells story
Hiroki Sato, who saved a woman who fell onto the tracks at Tokyo’s JR Koenji Station on Monday night, speaks with reporters at the scene on Tuesday.

A man who jumped onto the tracks and saved an unconscious woman from an oncoming train at Koenji Station in Tokyo on Monday night has revealed the details of the dramatic rescue.

“I just thought I had to rescue the woman and my body suddenly moved on its own,” said Hiroki Sato, 24, in an interview with reporters at the station on the JR Chuo Line on Tuesday. “I just couldn’t ignore (the situation),” he recalled.

Sato, who was on the same train as the 20-year-old woman, noticed that she seemed to be feeling sick at around 9:15 p.m. on Monday. Seeing the woman get off the train at the station and fall off the opposite side of the platform, Sato ran off the train, asked another man on the platform to go get a station employee and jumped onto the tracks.

ganze Story hier

So lange es noch Bewohner auf dieser Insel gibt, die sich beherzt für Andere einsetzen, dauerts mit dem Untergang zum Glück noch etwas. Das mit dem Vulkan habe ich meinem Mitbewohnern verschwiegen – ich will sie ja nicht unnötig beunruhigen 😉