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“Kommt alle, die Glück suchen, nach Tokyo”

Obiger Titel ist ein Zitat aus der deutschen(!) Version von “Honey Tokyo“, einem neuen PR-Anime-Film zur Stadt Tokyo.

Ich arbeite zwar indirekt für die Stadt Tokyo, und direkt für die deutsche Abteilung der Tourismusabteilung, aber das ist nicht der Grund, warum ich diesen PR-Film, der Anfang des Monats online ging, für berichtenswert halte. Das Anime Studio, dass den 10-minütigen Film produziert hat, ist nämlich das Studio 4°C, welches, wie ich schonmal erwähnt hatte, zu meinen Lieblingsstudios gehört.
Eigentlich ist der Stil von 4°C viel zu speziell, um es in einem Mainstream-Touri-Promotion-Film zu nutzen – dass die Stadt Tokyo es trotzdem gemacht hat, finde ich sehr cool.

Und irgendwo macht es auch Sinn: Das Studio 4°C ist international bekannter und beliebter als in Japan selbst. Möchte man nun Touris aus dem Ausland gewinnen, hat man mit dem Studio vielleicht mehr Glück, als mit einem langweiligen Beitrag von Toei-Animation beispielsweise (die eher Massenware machen).

Die Story ist wie folgt: Honey, eine Japanerin (?) aus der Zukunft, kommt ins heutige Tokyo um das Glück bzw. die “Seele” zu finden, die es in der Zukunft nicht mehr gibt. Sie selbst ist dabei recht gefühllos und kommt wie ein Roboter daher. Sie sammelt dann einen Jungen auf der Straße von Tokyo ein und fliegt dann ziemlich hektisch mit ihm in Tokyo umher. Vorher sammelt sie sein Glück ein, indem sie ihm die Farben aussaugt und Schwarz-Weiss macht. Bei ihrem hektischen Flug durch Tokyo sammelt sie dann überall das Glück bzw. die Farben ein, um es für die Leute in der Zukunft zu sammeln.

Das alles solange, bis der Junge Honey bittet, endlich damit aufzuhören, sich Zeit zu nehmen und Tokyo mal ruhig und entspannt zu erleben. Das Tempo des Films ändert sich merklich, es wird ruhiger und wärmer. Zusammen klappern sie dann Touri-Spots, Tempel und Restaurants ab. Honey findet mehr und mehr Gefallen an Tokyo und wird auch menschlicher.

Es endet dann, zugegeben etwas kitschig, damit, dass sie sich in Tokyo und den Jungen verliebt.

Trotzdem ist der Anime Kurzfilm von Regisseur Yasuhori Aoki, der gleichzeitig auch das ungewöhnliche Character-Design übernahm, mehr als nur ein PR-Film. Ich persönlich sehe es so:

Die Dame aus der Zukunft steht für den allgemeinen, gehetzten Tourist aus dem Ausland. Zukunft bedeutet hierbei eben “aus einer anderen Welt”, wo die meisten Touris eben herkommen. Und genau wie die meisten Touris hetzt sie zu Beginn durch Tokyo, um möglichst viele Sehenswürdigkeiten mitzunehmen. Den Prozess des “Farbe aus dem Ort nehmen” kann man auch schön so sehen, als ob sie überall hingeht, nur um Fotos vom Ort zu machen, um sie zu hause zu zeigen – ohne sich wirklich Zeit zum verweilen zu nehmen.

Die Quintessenz des Anime ist dann eben nicht nur “Kommt nach Tokyo” sondern “Nimm dir Zeit, verdammt, und hetz nicht von einem Ort zum anderen”. Dabei gibt es eine wunderbare Balance zwischen Story, PR-Bildern, Botschaft, Kommerz und Gefühl. Sowas kriegt auch nur das Studio 4°C hin.

Der Film endet damit, dass Honey wieder nach Tokyo kommt – und viele Leute aus der Zukunft mitbringt. Und die Touri-Flut der Menschen aus der anderen Welt beginnt…

Den Film gibts mit Untertiteln in insgesamt 8 Sprachen und eben auch in Deutsch:

-> Weblink: Honey Tokyo

Die goldenen Gassen von Shinjuku

Zugegeben, ein etwas dramatischer Titel für einen kleinen Bereich voller Bars und Bars und Bars – die Shinjuku Golden Gai

Für den Tokyoguide zu Shinjuku bin ich auch durch die Shinjuku Golden Gai gezogen, einem Ort, von dem ich vorher wenig gehört hatte, und der so versteckt liegt, dass man ihn nicht findet, wenn man nicht weiss, wo er ist. Ich musste auch lange suchen. Die Wegbeschreibung klingt auch, als ob sie aus einem Märchen stammt:

Hinter dem Rotlichtviertel Kabukicho liegt ein Tempel, dahinter, zwischen zwei großen Bäumen hindurch, führt eine Straße durch einen kleinen Wald. Links davon ist dann die Golden Gai.

Und was soll ich sagen, irgendwo hatte die Beschreibung recht.

Das ist der Weg, ein Steg über Gras, zwischen Bäumen hindurch. Die Anzahl und Dichte der Bäume hier, versteckt hinter ein paar Häusern, ist in Shinjuku echt aussergewöhnlich.

Mir kam das alles vor wie aus einem Anime, so ein fantastisches Setting, Natur trifft Großstadt.

Und überall elektrische Geräte an den Wänden und ein Kabelwirrwarr zwischen den Ästen.

Nur am verrosteten Straßenschild kann man dann erkennen, dass man es endlich gefunden hat.

Die Golden Gai – das sind verschiedene kleiner Gässchen, mit einer Gesamtfläche von gerade mal 2km², auf der sich Bars dicht an dicht drängen.

Einige sind dabei gerade mal so groß, wie die Eingangstür breit. Insgesamt werden es wohl mindestens 1000 Bars sein. Wie die sich alle halten können, ist mir ein Rätsel. Einige spezialisieren sich stark, wobei dann ziemlich absurden Bars und Sprüche an der Tür herauskommen.


Na ob das wirklich eine japanese hentai Bar ist….

Die Golden Gai ist bzw. war allgemein als Künstlerviertel verschrien. In den 70er Jahren drängten viele junge Künstler in die kleinen Bars, dazu kamen Regisseure, Mangaka, Schreiber… Mit der Zeit wurden die Künstler älter und gingen, oder blieben sporadisch. Trotzdem kommen noch viele hierher und suchen den Geist vom alten Golden Gai, und folgen dem Ruf, von dem sie gehört haben.

Die “Gaijin-Problematik”, also wie man mit Gästen umgeht, die die eigene Sprache nicht sprechen, wird unterschiedlich gelöst. Einige locken Englisch-sprechende Kunden stark an, und kassieren dann auch stark ab, mit 1000yen Eintritt zu den 6m² der Bar. Andere wiederum schreiben in Englisch an die Wand: “Hallo Ausländer, wenn du nur das hier lesen kannst, brauchst du gar nicht erst durch unsere Tür kommen”.


Life is a bitch, but I love bitch and bitch loves me

Nette Lebensphilosophie. Komplett mit Diskokugel.

Zwischen den Gassen und den Bars, gibt es dann nochmal kleinere Durchgangsgassen.

Einige zappenduster.

Und Kabel überall…

Eigentlich gibts dort ein strenges Fotografierverbot, überall weisen Schilder daraufhin. Und bei Nacht, wenn Betrieb ist, wird das wahrscheinlich auch stärker forciert. Ich hatte im Tageslicht mehr Erfolg, allerdings kann ich so auch nicht für die Golden Gai bei Nacht sprechen. Ich werds mir bei Gelegenheit mal geben.

Mir gefallen die kreativen, kleinen Bars, auch wenn viele deutlich “Abzocke!!” schreien. Ob sich in der Golden Gai immernoch viele Künstler auf- und unterhalten und sich betrinken kann ich hier und jetzt nicht sagen. Mittlerweile weiss ich aber, dass es in Tokyo bessere Plätze gibt, um Kunst zu zeigen und mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Der kleine Fotograf und die große Stadt

Wo ist der Fotograf?

Eigentlich wollt ich jetzt schon längst in Kyoto sein, schon letzte Woche das Ticket gekauft. Seit letzten Montag quäl ich mich mit ner schlimmen Erkältung rum, die irgendwie nich besser werden will. Dazu ein Gespräch in meinem Haus:

Ich: “Ich hoffe du wirst nicht auch noch krank”
Sie: “Ah, keine Sorge, ich bin Japanerin”

Japaner/innen sind zwar nicht immun gegen alle Krankheiten dieser Welt, aber wohl doch eher gewöhnt an das japanische Klima (darauf zielte auch ihre, nunja, unglückliche Wortwahl ab). Viele meiner Freunde in Tokyo sind krank, und ebenso auch viele Leute aus Tokyo denen ich auf Twitter folge – aber das sind alles Nichtjapaner.

Nach Hiroshima wollte ich diese Woche auch noch… Na mal schauen wie das alles wird.

Ein riesiger Kopf voll mit TokyoFotoSushi im März

Eine kleine Figur, gekauft im Nakano Broadway, für 200yen… Schon irgendwie süß, ne?

Der Monat war so lang… Vielleicht auch, weil soviel passiert ist. Gegen Ende des Monats wurde es dann nochmal richtig knapp finanziell, aber ich konnte in letzter Minute ein paar Bilder verkaufen. Mein Vermieter war zwar nicht so happy über meine verspätete Zahlung, aber gab sich dann doch mit dem Geld zufrieden.
Ich hab nun auch einen neuen Job, der nix mit Medien zu tun hat, in einem deutschen Restaurant in Tokyo. Zwar weniger kreativ, dennoch machts mir Spaß. Zudem löst das hoffentlich diese ständigen Geldknappheiten…

Die Top5-Listen der Blogstatistiken für März

Diesen Monat hatte ich zwar mehr Besucher als im Februar, denoch ein klitzekleines bisschen weniger als noch im Januar. Zwischenzeitlich machte ich mir auch etwas Gedanken, da die tägliche Besucherzahlen oft unter dem regulären Durchschnitt lagen. Dann passierte das hier:

Ein heftiger Ausreisser gegen Ende des Monats. Mein Artikel über die Anime Fair 2010 wurde von einer deutschen Anime-Website entdeckt und bescherte mir gleichmal eine Menge Besucher ^^

Top 5: Artikel und Seiten (nach Klicks)

1. Große Köpfe in Bewegung – die Anime Fair 2010

2. Fritze hier und anderswo

3. Japanik

4. Ho-Ho-Hokkaido Kapitel 1: Das weite Land

5. Ho-Ho-Hokkaido Kapitel 3: Winterwunderland

Top 5: Wo kamen die Leute her?

1. tabibito.de
2. noushi.org
3. noushi.org/2010/03/29/lesenswertes-grose-kopfe-in-bewegung
4. blueschi73.com
5. fotografritz.de

Top 5: Welche Begriffe wurden bei Google gesucht und führten zum Blog?

1. tokyo foto sushi
2. japanische mädchen
3. one piece
4. tokyofotosushi
5. jessica deubel

lustig fand ich auch den Suchbegriff: ‘foto manga magazin fritz
Da hatte wohl einer versucht rauszukriegen, für welches Manga-Magazin ich arbeite. An dieser Stelle kann ich das ja mal sagen: Es ist DAISUKI, und sowohl ich, als auch die Redaktion, sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit (auch wenn ich als Kerl natürlich nicht unbedingt zur Zielgruppe gehöre 😉 )

Top 5: Beliebteste Fotos diesen Monat

1. Kippe und Keitai

2. Regan checkt ihr Make-Up

3. Shibuya Schönheit

4. Fritze auf Reisen

5. Coole Katze auf der Anime Fair

Top 5 der Klischees, die ich bei meinem Job als Kellner in einem deutschen Restaurant in Tokyo erfülle

1. Ich bin blond
2. Ich spreche Deutsch
3. Ich hab eine Plautze vom gesteigerten Fleisch-Konsum (und leichte Schwierigkeiten in das, für Japaner konzipierte Restaurant-Outfit zu passen)
4. Ich arbeite pflichtbewusst und gründlich
5. Ich kann die Namen der Gerichte als einziger von der Belegschaft richtig aussprechen

Flop 5 der Klischees, die ich bei meinem Job als Kellner in einem deutschen Restaurant in Tokyo nicht erfülle

1. Ich bin nicht 2m groß
2. Ich mag kein Bier
3. Ich bin nicht pünktlich
4. Ich bin nicht humorlos
5. Ich trage keine Lederhosen

Gesamt bin ich sehr glücklich in dem Restaurant. Japanische Gäste sind die besten der Welt, sie finden es sogar interessant, wenn der, der sie bedient, nicht fließend Japanisch kann. Dazu herscht absolut kein Druck, so wie ich es aus der deutschen Gastronomie kannte und hier auch befürchtete. Der Laden läuft sehr erfolgreich, niemand muss sich stressen lassen. Die Gerichte sind lecker, der Oberkellner (also mein Chef) absolut gechillt und ein Spaßvogel, meine Kollegen, d.h. die anderen Kellner, sind meist junge Studenten in meinen Alter, und wir sind niemals zu viel oder zu wenig Leute für all die Gäste (200-300 pro Abend).

Das einzige was mich stört, ist ein Typ in der Küche. Er kommt aus Bangladesch und ist höchstwahrscheinlich schwul. Ständig greift er mir in den Schritt, begrabbelt meinen Körper, beobachtet mich beim Umziehen und sagt mir wie gut ich doch aussehe. Der Typ spricht leider nur Japanisch, also weiss ich nicht, wie ich ihm sagen kann, dass er verflucht nochmal damit aufhören soll. Bevor ich selbst gewalttätig werde, will ichs erstmal versuchen mit Worten zu lösen.

Sonst ist die Arbeit zwar lang, aber leicht. Und verhältnismäßig gut bezahlt ^^ Die Gäste haben alle eine Affinität zu Deutschland, manche sprechen auch ein bisschen oder sehr gut Deutsch.

Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich rausgeschmissen werde, sobald sie realisieren, wie schlecht mein Japanisch ist. Aber was soll ich sagen, die Gäste mögen mich. Ist ein bisschen wie im Zoo, oder wenn eine Kirche einen eigenen Jesus zur Schau hat. Aber mir gefällts ^^

Fritzes persönliche Top 5 für diesen Monat

Uff.. da muss ich ma schauen ob ich 5 zusammenkriege… war zwar ingesamt ein guter Monat, doch wenig extreme Tops…

1. Neuer Job in einem deutschen Restaurant
2. Innerhalb des Monats relativ stressfrei gewesen, da viele Shootings für viel Honorar gehabt
3. öhm… Kirschblüten
4. tja… Frühlingswetter in Tokyo
5. nun… äh… Sonnenschein?

Fritzes persönliche Flop 5:

1. Das knappe Ende des Monats und mein enttäuschter Vermieter (er tat mir wirklich Leid)
2. Homo-Bangladesch-Typ
3. Seit einer Woche quäle ich mich mit einer Erkältung rum, die meine Mitbewohnerin ins Haus geschleppt hat
4. Der letzte Mittwoch: nur drei Stunden Schlaf, danach Shooting am Morgen, danach am Abend dann 7 Stunden Restaurant, am Dienstag zuvor selbst nur 4 Stunden Schlaf -.- allerdings auch ordentlich Geld verdient an dem Tag
5. die absurde Kälte von Anfang der Woche, die das gesamte Holzhaus hier bibbern ließ. Ich verlange preussischen Backstein zur Isolierung!!

Fazit:

Noch zwei Monate Tokyo. Gesamt wird jetzt mehr Arbeit auf mich zukommen, aber des Wetter wird zusehends besser und meine Finanzen ebenso. Über die Zeit nach Tokyo denke ich jetzt noch nicht nach, dafür bin ich einfach zu beschäftigt…

…und zu erkältet… hatschi!!!