Die Erde wackelt, es schneit und ein Vulkan bricht aus!

Die japanischen Inseln gehen unter.
Könnte man meinen, wenn man, wie meine Mitbewohner, diese Woche hier ihr erstes Erdbeben in Japan erlebten. Dazu beschweren sich, insbesondere diejenigen mit amerikanischen Hintergrund über die Kälte im japanischen Holzhaus, sogar der Schwede(!) mault über die Temperaturen. Insgesamt leben hier nun 7 Nationalitäten, verteilt auf 11 Personen. Den größten Teil, nach den Asiaten, stellen die Europäer, was ich ganz angenehm finde ^^

Ich verfolge ja einen Twitter-Feed, der über alle Erdbeben in Japan ab Stärke 5 berichtet. In ganz Japan gibt es von dieser Stärke, die auch diese Woche kurz die Erde wackeln ließ, täglich mindestens zwei – und die japanische Inseln stehen immer noch.

Ein anderer Twitter-Feed den ich abonniert habe, ist von dem japanischen Astronauten Soichi Noguchi, der derzeit auf der ISS um die Erde fliegt, aus dem Fenster fotografiert und diese Ansichten von der Erden seinen knapp 80.000 Followern auf Twittern zeigt. So auch dieses Bild vom aktiven Vulkan Sakura-Jima in Kagoshima, auf Kyushu:

Bewegender als das jüngste Erdbeben fand ich allerdings eine Geschichte in der Mainichi Daily News, von einem jungen Japaner, der beherzt eine Dame vor einem herannahenden Zug rettete:

Man who jumped in front of train to save unconscious woman tells story
Hiroki Sato, who saved a woman who fell onto the tracks at Tokyo’s JR Koenji Station on Monday night, speaks with reporters at the scene on Tuesday.

A man who jumped onto the tracks and saved an unconscious woman from an oncoming train at Koenji Station in Tokyo on Monday night has revealed the details of the dramatic rescue.

“I just thought I had to rescue the woman and my body suddenly moved on its own,” said Hiroki Sato, 24, in an interview with reporters at the station on the JR Chuo Line on Tuesday. “I just couldn’t ignore (the situation),” he recalled.

Sato, who was on the same train as the 20-year-old woman, noticed that she seemed to be feeling sick at around 9:15 p.m. on Monday. Seeing the woman get off the train at the station and fall off the opposite side of the platform, Sato ran off the train, asked another man on the platform to go get a station employee and jumped onto the tracks.

ganze Story hier

So lange es noch Bewohner auf dieser Insel gibt, die sich beherzt für Andere einsetzen, dauerts mit dem Untergang zum Glück noch etwas. Das mit dem Vulkan habe ich meinem Mitbewohnern verschwiegen – ich will sie ja nicht unnötig beunruhigen 😉

Aus dem Archiv #01

mein Zimmer in Berlin im letzten Sommer – analog

Bevor ich nach Japan gedüst bin, hatte ich bei der Berliner Zeitung als Fotograf und Journalist gearbeitet. War ne manchmal harte, aber auch gute und spaßige Schule. Kurz vorm Flug ruft mich meine Chefredakteurin an:

He Fritz, ich muss da noch die Spalte links füllen, magst nicht was über deine Reise nach Japan schreiben? Ruhig mit Träumen und wie wichtig dir das ist und so….

Alles klar…

Träume rollen lassen

Ich träume.
Nicht nur ich tue das, sondern jeder junge Mensch. Träume sind das, was uns vorantreibt. Es sind Ziele, die uns in der Schulzeit motivieren und die vielen Tagen und Stunden durchstehen lassen. Doch viele Träume werden entlang des Weges aufgegeben, begraben und vergessen. Gerade jetzt nach dem Abitur entscheidet sich für viele, welcher Traum weiter geträumt werden darf – und welcher stirbt.
Ich habe mir einen Traum erhalten, den ich nun, nach vielen Jahren und einigen Niederlagen, in die Tat umsetzen werde.

Mit 12/13 habe ich ein Buch gelesen, welches auch heute noch zu meinen Lieblingsbüchern gehört. Es heißt „Durchgetreten“ und handelt von zwei jungen Leuten, die zusammen um die Welt reisen – per Fahrrad. Ihre authentischen Erlebnisse in fremden Ländern und ihre Erfahrungen prägten mich, und weckten in mir den Wunsch nach Abenteuer. Viel mehr noch inspirierte mich dieses Buch, selbst an meine Träume zu glauben, auch wenn alles dagegen sprach. Denn die beiden Autoren dieses Buchs, hatten eine Jugend hinter sich, in denen sie ständig hörten, dass sie nichts taugen und nichts erreichen. Der eine wog bis er 16 war 150 Kilo, und der andere war schmächtig und ständig krank. Ein paar Jahre später fuhren sie nur mit eigener Muskelkraft (und ohne Doping) um die Welt.

So ein Abenteuer wollte ich auch erleben. Dazu kam eine gewisse Faszination mit Südostasien, speziell Japan, die in meiner Jugend den Wunsch weckte, dorthin zu reisen und das Land auf eigene Faust zu entdecken. Mehrere Male habe ich versucht, diese Reise anzutreten. Während der Schule als Schüleraustausch oder als Zivildienstersatz im Ausland. Ich wurde abgelehnt und nicht unterstützt, weil keiner an meinen Traum glauben wollte. Doch ich behielt ihn mir und setze ihn nun in die Tat um.

Ich habe gearbeitet und gespart, um es mir überhaupt leisten zu können. Doch mein erster Plan, einfach mal hinzufliegen und zu schauen was passiert, hat sich inzwischen geändert. Bücher zum Thema, insbesondere eines über „Work & Travel –Japan“, wurden zu einer wichtigen Quelle um in einem fremden Land zu überleben. Dort werden auch Zeitungen und Magazine erwähnt, die dort speziell für Ausländer in Englisch erscheinen, und einen tiefen Blick ins Land zulassen. Da ich vorher schon als Fotograf für eine Zeitung gearbeitet habe, sah ich dort eine ähnliche Chance. Ich schickte ihnen ein paar Bilder und sie nahmen mich. Durch dieses Magazin bekomme ich nun auch einen ganz anderen Blick auf, und in das Land, viel mehr als ein reiner Tourist oder Student.

Ich suchte auch nach Deutschen in Japan, die mir vielleicht in den ersten Stunden helfen und beraten können. So fand ich auch ein Zimmer in einer WG, die ich über die japanische Bürokratie oder hieroglyphenartigen Kleinanzeigen niemals bekommen hätte. Und nun gibt es eine Redaktion hier, die von mir eine Kolumne haben möchte, über meine Erlebnisse vor Ort.

Alles ist passiert, weil ich an meinem Traum festgehalten habe, und konkret überlegt habe, wie ich ihn umsetzen kann. Damit ein Traum eben nicht nur ein Traum bleibt. Ob per Fahrrad um die Welt, oder per Flieger auf einen fremden Kontinent – Hauptsache man bleibt im Sattel.

Auszug aus der Berliner Zeitung vom 22.6. 2009

Das war mein Blick auf Japan, vor Japan. Etwas dramatisch vielleicht, aber es illustriert wie wichtig mir die Sache war bzw. ist. Das es am Ende erstens etwas anders kam, und zweitens als man denkt, ist natürlich klar, Zumal auch mehr als ein halbes Jahr dazwischen liegt.

Durch Wolken wandern – Teil 1

Eine Wanderung auf den Berg Ooyama im Westen Tokyo’s Ende November – wunderbare Laubfärbung, hochgelegene Schreine und Wolken auf dem Wanderweg. Es war mit das körperlich anstrengendste was ich bisher in Japan machte und ich hatte zwischenzeitlich Zweifel, ob ich jemals wieder runterkomme. Es war kalt, nass und hoch. Hier nun der erste Teil, vom Fuße bis zum Gipfel:

Es fing alles ganz unschuldig an. Die deutsche Community in Tokyo lud zur Wanderung ein:

Liebe Stammtisch-Freunde,

das Herbstlaub leuchtet in den schönsten Farben und wir bieten Euch die folgende Wanderung am nächsten Sonntag an:

★★ Sonntag, 22. November – Tageswanderung zum Ooyama (südwestlich von Tokio) mit anschliessendem Onsen-Besuch (optional)

Wir fahren in Shinjuku um 9:00 Uhr los (genauer Treffpunkt wird nach Anmeldung mitgeteilt), 1 Stunde bis Isehara und dann noch ca. 30 min per Bus. Die Wanderung wird etwa 5 Stunden dauern und bis auf 1252m führen (ca. 1000 m), nach Abstieg gehts dann ins Onsen für alle die möchten.

Bis bald!

Mir war ein bisschen nach Natur und ich konnte etwas Bewegung vertragen. Also sagte ich zu.
Es kam dann noch ne Mail hinterher:

Der Wetterbericht sagt für Sonntag 20%-40% Regenwahrscheinlichkeit voraus. Jeder nimmt auf eigene Verantwortung teil. Denkt an Regenausrüstung.

Regenausrüstung? Nun, ich hab nen Schirm…

Dann eine Mail, zwei Tage vorher:

Der Wetterbericht sagt 40%-60% Regenwahrscheinlichkeit voraus.

Na das konnte ja heiter bis wolkig werden.

Ich lag auch an dem Morgen, an dem es losgehen sollte, wach, und überlegte. Die Nacht zuvor war mit knapp 2 Stunden recht kurz und ich recht müde. Die Aussicht auf ein bisschen Natur und Grün, und eine Flucht aus dem grauen Tokyo, gab dann letzendlich den Ausschlag zum Aufstehen und Aufbruch.

Was ich einpackte? Nun, nen Schirm, ein Handtuch, meine Kamera und eine Banane. Ansonsten zog ich das an, was ich sonst auch anziehe: Turnschuhe, Jeans, nen Pulli und ne Jacke.
Meine Bergsteigerkollegen waren allerdings Profis, die mit spezieller Kleidung, Wanderstöcken und Survival-Utensilien den Zug zum Berg bestiegen. Meine Vorbereitung wurde, nun ja, in Zweifel gezogen.

Zusammen waren wir zu fünft, vier Deutsche und eine Japanerin. Alle waren bereits Berg-erfahren. Ich betone an dieser Stelle noch einmal, dass ich aus Berlin stamme. Berlin ist flach, die höchste Erhebung ist mit 114,7m der Teufelsberg. Da hat mans nicht weit bis zum Gipfel.

Die Laubfärbung ist in Japan ein großes Happening, vergleichbar mit den Kirschblüten. So waren an diesem Tag auch viele unterwegs, den Berg hinauf. Vorallem ältere Japaner sind begeisterte Bergsteiger. Mich, junger Europäer der bei jedem Schritt keuchte, fanden sie dabei sehr amüsant. Ständige Zu-Rufe wie “Halte durch!” oder “Sei vorsichtig” begleiteten mich auf dem Weg den Gipfel hoch.

Am Anfang vom Berg war es noch recht voll und es gab sogar einige Behausungen.

Die Laubfärbung konnte man schon erkennen.

Ich lief immer hintenher. Zum Einen weil ich einfach langsam war, zum Anderen weil ich zum Fotografieren ständig anhielt. Mein Schirm störte mich dabei, weswegen ich ihn meiner Wanderkollegin hinten an den Rucksack hing.

Sie bemerkte es erst eine Stunde und 300 Höhenmeter später 😉

Vorbei an Natur und Beton-in-Natur…

…und verschiedenen kleinen Schreinen, gelangten wir zu einem etwas größeren Tempel, unter einem feuerroten Dach von Blättern.

Einfach Wahnsinn.

Natürlich beliebtes Foto-Motiv

Auch um allen daheim zu zeigen, wo man war

Am Tempel und seinem kleinen Teich vorbei…

Immer weiter, immer höher.

Nach einer Weile gelangten wir dann zu einem weiteren Tempel, mit imposanten Treppen.


Rechts, mein Schirm

Und oben gab es Suppe!

Wir genossen die warme Mahlzeit in der kalten Höhenluft. Solange man sich bewegt, ist man warm und schwitzt. Doch sobald man auch nur kurz innehält kriecht die Kälte durch die hohe Luftfeuchtigkeit in die Kleidung und Knochen.

Doch Suppe (für nur 100yen!) mit so einer Aussicht ist schon fabelhaft.

Der Blick geht über Kanagawa, der dunkle Punkt oben rechts ist die Insel Enoshima.

Geil fand ich auch den Opa, der in Jogginghose und dicker Tasche alleine den Berg hochkam, als ob er grad im Conbini einkaufen wollte.

Höher, immer höher…

Ein kurzer Blick zurück.

Der Erdboden schien sich immer weiter zu entfernen.

Die Wege wurden schlechter und unwirklicher.

Es waren auch immer weniger Leute unterwegs. Was allerdings gleich blieb war, dass ich der letzte war.


In der Mitte steht einer meiner Mitstreiter, triumphierend und mir weit voran.

Dann erreichten wir die Wolken, die unheimlich über die toten Äste und Bäume schwebten und unsere Kleider in hrer kalten Feuchtigkeit tränkten.

Und irgendwann, war es nicht mehr weit bis zum Gipfel, auch wenn wir jenseits von 10m absolut nichts mehr sehen konnten.

Das letzte Torii vor dem Gipfel, von da waren es nur noch 10min.

Und dann erreichten wir den Gipfel. Mein Gefühl zu der Zeit beschreibt ein Foto ganz gut.

Ich war absolut im Arsch.

Es hatte knapp 4-5 Stunden gedauert diese 1200m zu erklimmen. Oben sahen wir nichts. Alles war in einen grauen, kalten Schleier gehüllt. Auf dem Gipfel gab es zwar keinen Getränkeautomaten, aber ein kleines Café. Ich wollte aber nicht verweilen, ich wollte einfach nur noch runter. Doch dieselbe Strecke die wir kamen, mussten wir wieder bergab, allerdings auf der anderen Seite des Berges. Daran führt kein Weg vorbei und ich musste da jetzt durch.

Vielleicht fehlen einige Bilder in der Reihe hier, aber meine Kamera machte entlang des Weges heftige Spirenzchen, vlt wegen der Kälte, Feuchtigkeit und schlechten Lichtverhältnissen. Manchmal war ich auch einfach nur zu kaputt, um die Kamera rauszukramen.

Mit einem Blick auf den Weg hinunter…

…, der noch weniger einladend war, als der Weg hinauf, schließe ich diesen ersten Teil. Auch wenns die Spannung zerstört, so sei gesagt: Ich bin am Ende unten angekommen. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg….

-> Link zu Teil 2