Acht Uhr Fünfzehn morgens

Exponat aus dem Museum in Hiroshima, Spender: Akita Kawagoe

Am 6. August 1945 um 8.15 Uhr morgens blieben in Hiroshima die Uhren stehen. Mehrere zehntausend Menschen verdampften in dem Bruchteil einer Sekunde, nicht einmal mehr Staub blieb von ihren Leben übrig. Für Erwachsene, Kinder, Großeltern oder noch nicht einmal Geborene war vor 65 Jahren jegliche Existenz vernichtet worden.

Ich war in Hiroshima, aber ich möchte hier wenig drüber schreiben. Das hab ich an dieser Stelle im Blog oder ansatzweise in diesem Buch über Hiroshima schon getan. Trotzdem möchte ich mit diesen Eintrag, der am 6. August um 8.15 Uhr nach japanischer Zeit online geht, ein wenig daran erinnern.


Der Atombomben-Dom, die ewige Ruine


Der Dom als Miniatur im Museum


Sehr plastische Darstellung von Szenen nach der Explosion im Museum


500m über diesen Punkt war das Hypocenter, das Zentrum der Explosion. Hier stand früher ein Krankenhaus. Kranke, Verwundete, Patienten und Personal hatten keine Chance auf ein Überleben und wurden komplett ausgelöscht.

Für mich persönlich ist es immernoch schwer mir vorzustellen, wie ein Mensch von einem Augenblick auf den anderen aufhört zu existieren. Wenn jemand stirbt, bleiben noch seine sterblichen Übereste, seine Verwandten, Kollegen oder irgendeine Akte, die ihn nicht vergisst. Wenn alles in weniger als einer Sekunde mit ihm verbrennt und verschwindet, verschwindet der Mensch – komplett.

“Mit jedem Menschen sterben auch die Toten, die nur in ihm noch gelebt hatten.”
Richard von Schaukal

270 und ein paar zerquetschte Grad Panorama von Tokyo

Das Panorama ist ziemlich groß, das Laden könnte etwas dauern

NEU: Auf Nachfrage ist das Panorama jetzt auch als Poster o.ä. zu erwerben! Auch andere Bilder aus dem Blog gibt es als Print auf redbubble für den weltweiten Versand.

Der Blick vom Mori Tower in Roppongi, vom Tokyo Tower im Osten, über die Tokyo Bay im Südewesten, Shibuya im Westen und Shinjuku im Norden. Beim Machen ging die Sonne unter, also liegt Shinjuku schon im Dunkeln…


Fast ein Rundum-Blick über Tokyo

analog – Ausflug zur Großmutter

Eine Woche nach meiner Landung bin ich mit meinen Eltern zu meiner Großmutter nach Sachsen gefahren. Ich hatte nur meine analoge Kamera mit einem Schwarz/Weiss Film drin, den ich gestern vom Entwickler abgeholt habe. Tokyo hat ja einige Vorzüge gegenüber Berlin, aber die Fotoentwickler hier sind eindeutig besser (und billiger!). Ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Zudem sind es meine ersten Fotos nach meiner Landung, dementsprechend habe ich auch fetsgehalten, was wieder neu und interessant für mich in der alten Heimat war.

Meine Großmutter. Ihren 84. Geburtstag habe ich leider verpasst, da ich in Japan war, doch sie ist immer noch recht rüstig und gesund. Dass ich nach Japan ging, wo nach ihrer Ansicht die Wilden hausen, fand sie zwar nicht so schön, zeigte aber, wie für alles was ich mache und sogar für mein langes Haar, Verständnis. Das gibts in dieser Familie nicht häufig.


Ein Bild vom Flughafen Haneda in Tokyo war auch noch drauf, unten leider überbelichtet, muss beim Reinlegen passiert sein.


In einer Wohnsiedlung für Senioren (kein Seniorenheim) wohnt meinte Oma, ihr Zimmer ist das, mit den Pflanzen davor. Seit über 20 Jahren wohnt sie nun schon hier, inzwischen ist sie die letzte Überlebende im Gang, viele Nachbarn, geliebt oder nicht, hat sie schon verabschiedet.


Erst letzten Monat hat sich ihre Nachbarin, hinter der Tür in der Mitte, verabschiedet. Ihr Zeitungs-Abo lief noch weiter. Meine Oma nahm sich dann der Ausgaben an. Das ist einer eher pragmatische Art damit umzugehen, das ringsherum der Tod existiert.

Im September diesen Jahres zieht meine Oma um, quer über den Hof in eine neue Wohnung, da die alte saniert wird. Auch wenn sie über 20 Jahre hier lebte, sonderlich vermissen wird sie die Wohnung nicht.


Wenn wir meine Großmutter besuchen, fahren wir auch immer zum Familiengrab. Ob und wie ich mit denen, die dort liegen, verwandt bin, habe ich bis heut nicht verstanden. Als wir die Pflanzen auf dem Grab gießen kommt eine andere ältere Dame auf uns zu. Sie ist nun jeden Tag hier, seit ihr Sohn verstorben ist. Er erhielt die Diagnose Krebs und ein Jahr später wars vorbei. Die Dame kümmert sich auch um das Grab, das von meiner Oma gepflegt wurde. Das und die Geschichte von ihrem Sohn rührte meine Oma zu stillen Tränen.


Bei diesem Friedhofsbesuch erschien alles recht übersichtlich. Die Pachtverträge einiger Gräber sind ausgelaufen oder die letzten Verwandten sind verstorben. Grab und Grabstein werden dann entfernt und oberflächlich abgetragen. Drunter ist eh nur noch Erde und Staub.


Der Friedhof lag auf einem alten Gestüt mit kleinen Schloss und vielen Freiflächen für Pferde und Kühe, die das Treiben gegenüber friedlich beobachteten.


Wir fuhren dann noch etwas raus, ins endlose Grün der Felder. Nach einem Jahr in der Betonwüste Tokyo kannte ich das garnichtmehr, so weit zu gucken ohne irgendetwas künstliches zu sehen.


Meine kleine Oma staunte auch weit.


Und riesige Windräder, die die Landschaft dominieren und doch von jedem als normal empfunden werden. Japaner würden wahrscheinlich sehr staunen…


…ebenso auch über die weiten Getreidefelder.


Insgesamt war sie wieder recht froh, dass ich wieder da bin. Im Hintergrund ist übrigens ein Flachbildfernseher, der garnicht in das alte Ambiente passen will. Doch was soll man machen, ihr alter ging kaputt und heutzutage werden nur noch solche verkauft. Mit Sentimentalität kommt man da nicht weiter.

Fritze hier und anderswo II

Es wird mal wieder Zeit für einen kleinen Überblick über Publikationen, mit denen ich etwas zu tun hatte:
Berliner Zeitung: Artikel über mein Jahr in Japan

Gestern war ein Artikel über mein Jahr in Japan in der Berliner Zeitung, schön mit Hinweis auf den Blog. Da das Ganze auch von mir geschrieben wurde, ist das allerdings weniger spektakulär. Ich war vorige Woche bei meiner alter Redaktion in der Berliner Zeitung, reichte Süßigkeiten aus Japan umher und erzählte von meinem Leben in Tokyo. Die Chefredakteurin meinte dann, dass ich zu nächster Woche nen Artikel dazu machen sollte. Ich fand es sehr schwierig ein Jahr Japan in 2600 Zeichen zu erzählen, aber die Eckdaten und Anekdoten sind drin.

->Berliner Zeitung: Sushi statt Schwarzbrot
->Spreewild: Sushi statt Schwarzbrot (selber Text nur mit Foto)

Buch: Hiroshima

Das ist ein Buch über meine Reise nach und Recherche in Hiroshima (und Umgebung) mit meinem Namen drauf. Das Buch ist inzwischen gedruckt und kann im Handel erworben werden. Allerdings bin ich nicht so ganz glücklich, wie das alles ablief. Ohne ins Detail gehen zu wollen, die Texte in dem Buch sind nicht von mir. Sie basieren zwar auf meinen Recherchen, es stehen aber Sachen drin, die ich so nicht sagen würde und ich teilweise für nicht vertretbar halte. Nichtsdestotrotz sind die Fotos von mir und die unterschreibe ich gern. Zudem ist das Buch nun gedruckt, also viel ändern kann ich daran nicht. Und, hey, mein Name auf dem Cover eines 90-Seiten Buches, hat auch was.
Wer wissen will, was ich in Hiroshima gemacht habe und wie die Stadt 1945, 1987 (dem Jahr meiner Geburt) und in 2010 aussieht, mit vielen Hintergründen und Interviews mit Überlebenden, und vielen Fotos, der kann für ca. 6€ zugreifen.

->Verlag edition-ost:
No more Hiroshima
->Buch auf Amazon

Buch: 60 Jahre Grundgesetz

Als ich in mein Zimmer zurückkehrte lag da ein großes Buch der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus zu 60 Jahre Grundgesetz, in dem eines meiner Bilder abgedruckt war. Ich hatte es kurz vor meiner Abreise (genauer genommen AN dem Tag meiner Abreise) zu dem gleichnamigen Foto-Wettbewerb geschickt. Gewonnen habe ich leider nix, doch anscheinend fanden sie mein Bild so gut, dass sie es abdruckten und es zusammen mit der Ausstellung zum Wettbewerb ne kleine Deutschlandtour machte. Nen Blumentopf kann ich mir nun allerdings auch nicht davon kaufen. Naja, hab ich nun n dickes Buch mit dem Bild und den anderen Gewinnern.

Das Bild, welches sie abdruckten, ist dieses hier, “Schule frisst Individualität”:

Fotowettbewerb: Deutschlands bester Fotograf

Der Fotowettbewerb der Computerbild, mit dem etwas überheblichen und arroganten Namen, läuft seit Frühjahr diesen Jahres bis August. Ich hatte dieses Jahr nur ein Bild in der Kategorie “Jugend” eingereicht, welches kurzzeitig auf Platz 1 gewählt wurde, dann aber immer weiter absackte. Zur Erklärung: Die Platzierung im Wettbewerb basiert auf den abgegeben Stimmen der registrierten User. Wer sich dort registriert, nimmt meist selbst am Wettbewerb teil und versucht sich selbst natürlich die besten Chancen zu erspielen… Die 10 bestplatzierten kommen da vor eine kompetente Jury, die dann die Preise verteilt.
Das Foto, das ich eingereicht habe, ist, wie sollte es auch anders sein, “das Mädchen und die Metropole”

Obwohl ich nicht mehr unter den Top 10 war, habe ich nun eine Wildcard erhalten. Das heisst, die Redaktion hat mein Foto schon direkt ausgewählt und es wandert zur Jurysichtung. Nett, mal schauen was sich daraus ergibt. Meine Liste von nicht-gewonnen Fotowettbewerben ist lang.

Website: JAL-Journal

Vor einiger Zeit wurde ich von jemanden kontaktiert, der für das Journal der Japan Airline schreibt und gerade nach deutschsprachigen Blogs zu/über Japan sucht, als Info-Quelle für Reisende. Nach etwas hin und her, inmitten vom Pack- und Abreisestress, konnte ich ihm noch die nötigen Infos geben. Und so kann man nun unter “Lesenswerte Japan Blogs” etwas von meinem Blog und tabibito lesen.

->JAL-Journal: Lesenswerte Blogs